Börsenjahr 2023: Rückblick für Anlegerinnen und Anleger
Artikel

Das Börsenjahr 2023 – ein Rückblick für Anlegerinnen und Anleger

Im Herbst feiern viele Menschen traditionell das Einbringen einer guten Ernte. Im Börsenjahr 2023 können auch Anlegerinnen und Anleger zufrieden sein: Die Börsen haben ihnen eine bessere Ernte beschert als 2022. Um das Börsenjahr 2023 besser einzuordnen, kann das Verstehen von Bullenmärkten hilfreich sein. Lesen Sie, was es damit auf sich hat und welche Anlagethemen sonst noch von Belang sind.

Der Herbst ist eine besondere Jahreszeit: Die Sonne wärmt noch einmal nach der Morgenkühle und taucht die Welt in goldenes Licht, die Blätter werden bunt, die Ernte ist eingebracht. So auch an den Börsen: Das herbstliche Fazit für 2023 fällt positiv aus: Es war bis dato ein gutes Jahr. Zeit für einen Rück- und Ausblick.

Der Bullenmarkt erklärt: vier Phasen, drei Erkenntnisse

Sind Märkte nach einer eindrucksvollen Erholung nicht vielleicht schon überkauft? Eine Frage, die sich viele Anlegerinnen und Anleger von Zeit zu Zeit stellen. Die Antwort: kaum. Denn solche Prozesse brauchen Zeit. Man muss nicht gleich zu Beginn einsteigen, um davon zu profitieren. Die beste Performance erfolgt ohnehin meist erst am Schluss. Das Problem dabei: Am Ende sind fast alle von der Euphorie verblendet. Man betrachte diesbezüglich die nachfolgend kurz erläuterten klassischen Abläufe von Bullenmärkten:

  • Phase 1: Bullenmärkte werden in der dunkelsten Stunde geboren. Dann wenn keine Anlegerin bzw. kein Anleger mehr an einen Markt glaubt, braucht es nur sehr wenig, damit sich die Stimmung aufhellt.
  • Phase 2: Bullenmärkte stossen auf hohe Mauern der Skepsis. Stets beginnen Bullenmärkte mit einer gewissermassen «unerklärlichen» Erholung. Zunächst postulieren die Bären, diese Erholung sei lediglich ein «falsches Signal», dem man nicht folgen solle.
  • Phase 3: Bullenmärkte reifen am Gewinnwachstum. Mit der Zeit erkennen alle, dass die Markterholung keine Illusion war, sondern dass sie eine Erholung von Umsätzen und Gewinnen vorweggenommen hat. In dieser dritten Phase zieht eine zunehmende mediale Aufmerksamkeit neue Investorinnen und Investoren an. Das erhöht die Performance des Marktes. Doch je nach Gewinnentwicklung gemäss Fundamentalanalyse können solche Reifungsphasen manchmal viele Jahre andauern.
  • Phase 4: Bullenmärkte enden in der Euphorie. In der letzten Phase weicht die Sachlichkeit einer kollektiven Euphorie, in der man sich einig ist, dass Bewertungen eigentlich «irrelevant» sind. Dann ist es meist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Blase wie ein Luftballon zerplatzt. Doch in dem Moment, in dem es knallt, ist es in der Regel bereits zu spät. Es folgt die Panik und irgendwann schlägt wieder die dunkelste Stunde für den Bullenmarkt.

Drei Lehren aus dem Börsenjahr 2023

So viel steht fest: Kaum jemand hat ein so gutes Jahr erwartet, wie es sich heute darstellt. Viele waren vom schlechten 2022 traumatisiert und liessen sich vom grassierenden Pessimismus anstecken – was bekanntlich die beste Voraussetzung für ein gutes Jahr ist. Daraus lassen sich drei Erkenntnisse ableiten:

  1. Einmal mehr zeigt sich: «Dabei sein ist alles.» Oder anders gesagt: «Time in the market matters more than timing the market.» Doch obwohl die meisten Anlegerinnen und Anleger diesem Grundsatz beipflichten, wird immer wieder dagegen verstossen.
  2. Man darf die Flexibilität und Resilienz von Unternehmen nie unterschätzen. Tatsächlich ist das Wesentliche einer Volkswirtschaft das beständige Ringen der Unternehmen um Verbesserungen. Nachhaltiger Fortschritt basiert auf der Kraft der besseren Ideen.
  3. Auch in der Wirtschaft gibt es so etwas wie «Naturgesetze»: Was steigt, fällt irgendwann auch wieder. Ähnliches gilt für Inflation, Zinsen und Märkte. So gab es nach einem Börsenjahr wie dem letzten durchaus gute Gründe, an ein besseres 2023 zu glauben.

Die Bullenmärkte der Vergangenheit

Es ist vielleicht eines der wichtigsten Anlagethemen der jetzigen Zeit: die Führungswechsel an den Weltbörsen. Seit 2009 glänzen die US-Börsen mit einer herausragenden Performance. Doch das ist nicht in Stein gemeisselt. Vieles scheint in den USA im Preis enthalten zu sein: In den USA notieren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) bei durchschnittlich über 20x – in Europa liegen sie hingegen bei circa 10x. Eine solche Bewertungsdiskrepanz erinnert an die Schlussphasen grosser Bullenmärkte. Immerhin zählten die US-Börsen nach der grossen Finanzkrise 2009 zu den günstigsten der Welt und handelten mit einem KGV-Abschlag in Relation zum Rest der Welt. Seitdem ist aus diesem Abschlag eine hohe KGV-Prämie geworden.

Wer die Börsengeschichte studiert, erkennt, dass jede Zeit ihre eigenen Gewinner hat. So «gehörten» die 1980er Japan, die 1990er beflügelten europäische Aktien, dann folgte der Aufstieg von China und den restlichen BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und Südafrika). Nach der grossen Finanzkrise kam der zweite spektakuläre Aufstieg der US-Aktien.

Bullenmarkt: Übersicht der letzten Jahre

Die grossen Bullenmärkte der letzten Dekaden

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse

Letzter Datenpunkt: August 2023

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Man kann nicht in einen Index investieren. Die gezeigten Indexrenditen sind keine Ergebnisse tatsächlichen Handels investierbarer Anlagen/Wertpapiere. Anlegerinnen und Anleger, die eine Strategie analog einem Index verfolgen, können geringere oder höhere Renditen erzielen und müssen die damit verbundenen Kosten berücksichtigen.

Was der Rückblick aufs Börsenjahr 2023 für Anlegerinnen und Anleger bedeutet

Drei Leitgedanken seien hier noch einmal zusammengestellt:

  1. «Dabei sein ist alles» – denn man muss bei den grossen Haussen investiert sein. Allerdings bedarf es einer konsistenten Anlagestrategie inklusive systematischer Diversifikation. Niemand kann schliesslich eine Hausse präzise vorhersehen.
  2. «Grosse Wellen tragen viele Boote»: Wer sein Geld in profitable langfristige Themen angelegt hat, muss nicht nervös werden. Solange die Gewinne steigen, das Management erfahren und die Bewertung angemessen ist, sollte man dabeibleiben.
  3. Führungswechsel und Börsenkrisen machen sich häufig durch extreme Bewertungen bemerkbar. Wenn es am besten zugeht auf den Börsen, sollten sich Anlegerinnen und Anleger fragen, ob vielleicht der beste Moment gekommen ist, sich abzusichern.

Vereinbaren Sie ein Beratungsgespräch

Wir helfen Ihnen gerne weiter. Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0844 844 001 an.