Schweizer Wirtschaft: 5 Stabilitätsfaktoren in Krisenzeiten
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Standhaft in der Krise. 5 Faktoren stärken die Schweizer Wirtschaft.

Rezessionssignale beschäftigen die Staaten rund um die Schweiz – hierzulande blicken Schweizer Unternehmen dem neuen Jahr und der Entwicklung der Schweizer Wirtschaft erstaunlich positiv entgegen. Woher die Zuversicht? Fünf Faktoren, die der hiesigen Konjunktur den Rücken stärken.

Vergleichsweise erfreuliche Aussichten für die Schweizer Wirtschaft

Nach überstimulierten COVID-19-Jahren normalisiert sich die Wirtschaft auch hierzulande. Angesichts der schwachen Konjunktur in unseren Nachbarländern ist der Rückgang im Auftragswachstum bei Industrie und Exportwirtschaft unvermeidlich. Auch im Dienstleistungssektor scheint der Post-COVID-19-Kompensationskonsum allmählich einer neuen Normalität zu weichen.

Aber trotz weltweiter Rezessionssignale dürfte sich die Schweizer Wirtschaft sowohl im aktuellen Jahr als auch 2023 gut schlagen. Die Gründe dafür sind vielfältig: die starke Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer, die sinkende Inflation, die Aufwertung von Schweizer Immobilien, eine gesunde Zuwanderung und ein ausgewogener Branchenmix.

1. Kaufkräftige Konsumentinnen und Konsumenten

Immer noch verfügen Schweizer Privathaushalte über hohe Post-COVID-19- Ersparnisse. Das stärkt die Kaufkraft. Dass die Schweizerinnen und Schweizer jedoch weiterhin viel sparen, hat gute Gründe: Erstens profitieren die Sparsamen vom Ende der Negativzinsen. Zweitens führt das überdurchschnittliche Wohlstandsniveau in der Schweiz zu strukturell höheren Sparquoten. Drittens sind die Schweizer Realzinsen die höchsten in Europa.

Darüber hinaus dürfte der wichtigste Grund für die stolze Schweizer Sparquote von 13 Prozent das stattliche Lohnwachstum 2022 sein: In den ersten drei Quartalen dieses Jahres verzeichnete die Gesamtlohnsumme eine Zunahme von insgesamt fünf Prozent – dem Fachkräftemangel und dem traditionell starken Arbeitsfrieden hierzulande sei Dank.

Schweizer Bevölkerung legt aktuell viel Geld zur Seite

Schweizerinnen und Schweizer legen Sparpolster an

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 3. Quartal 2022

2. Sinkende Inflation auf tiefem Niveau

Die Aussichten auf einen Rückgang der ohnehin tiefen Schweizer Teuerungsrate im kommenden Jahr 2023 sind gut. Dafür sprechen vor allem zwei Faktoren:

Erstens ist die Schweizer Wirtschaft im Durchschnitt weniger als halb so energieintensiv wie der Rest Europas. Zum Vergleich: Der Energieaufwand, um eine Wertschöpfung von einer Million Franken zu erzielen, liegt in Spanien etwa viermal höher als in der Schweiz. Zweitens hilft die Normalisierung der Lieferketten. Sie verkürzt Lieferfristen, senkt den Warenaufwand und damit auch die Konsumentenpreise.

Dazu kommt, dass der starke Schweizer Franken Schweizer Importe günstiger macht. Ausserdem stützt die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Aussenwert des Frankens durch Devisenverkäufe. Eine erstaunliche Kehrtwende, die es der SNB erlaubt, bei den Leitzinsen eine neue Normalität rund um 1 Prozent anzustreben und gleichzeitig die Inflation primär über Devisenmarkt-Operationen zu bekämpfen.

Wertschöpfungsvorteile für die Schweizer Wirtschaft dank tiefer Energieintensität

Wertschöpfungsvorteile für die Schweizer Wirtschaft dank tiefer Energieintensität

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Quelle: IEA World Energy Balances 2022, Credit Suisse

3. Anhaltende Aufwertung von Schweizer Immobilien fördert den Bauboom

Der Immobilienmarkt, der steigenden Zinsen besonders ausgesetzt ist, hält den wirtschaftlichen Herausforderungen erfolgreich entgegen. Bei Wohneigentum dürften die Preissteigerungen ihren Zenit überschritten haben: Ein Plus von mehr als 6 Prozent im Jahr 2022 ist überdurchschnittlich hoch. Gleichzeitig liegt die Leerstandsquote weiterhin unter einem Prozent, während die Zuwanderung und der Flächenbedarf ungebrochen zunehmen. Das führt auch bei der Schweizer Bauwirtschaft zu neuen Rekorden.

Anhaltende Aufwertung von Schweizer Immobilien fördert den Bauboom

Anhaltende Aufwertung von Schweizer Immobilien fördert den Bauboom

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Quelle: Schweizerischer Baumeisterverband, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 4. Quartal 2022

4. Zuwanderung mindert den Fachkräftemangel

Die Schweiz ist bekanntlich eine Lohninsel, was ihr jedes Jahr einen erfreulichen Zuwanderungssaldo und die Treue der sogenannten Grenzgänger verschafft. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht, trotz gelegentlicher Sorgen über den Schutz hiesigen Hochlöhne oder über mangelnde Integration, ein wertvolles Plus. Denn es mindert den Fachkräftemangel, stärkt den Wirtschaftsstandort und senkt die Kosten, welche die Schweiz für Ausbildung aufwenden muss.

2022 dürfte sich die Nettozuwanderung auf rund 75’000 Personen belaufen. Angesichts einer rekordtiefen Arbeitslosigkeit und eines 2.6-prozentigen Beschäftigungswachstums werden sie kaum lokale Jobs gefährden, sondern vakante Stellen füllen.

Zuwanderung und Beschäftigungswachstum sind weiterhin stark

Zuwanderung und Beschäftigungswachstum sind weiterhin stark

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Quelle: Staatssekretariat für Migration, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 2022, 2023: Prognose Credit Suisse

5. Günstiger Branchenmix der Schweizer Wirtschaft

Dass die Schweizer Wirtschaft aus Anlegeroptik defensive Qualitäten besitzt, hat mit dem Branchenmix zu tun. Die Pharmaindustrie, die wichtigste Schweizer Exportbranche, wächst zwar meist nur langsam, dafür aber stabil und selten zyklisch. Die Maschinen- und Kapitalgüterindustrie – zweitwichtigster Exportsektor der Schweiz – spürt hingegen die internationale Wirtschaftsflaute am stärksten. Die drittgrösste Exportbranche, die Uhrenindustrie, hält sich bislang gut und erlebte im vergangenen Quartal gar ein Wiederaufleben ihres asiatischen Marktes.

Auch der Blick auf die Schweizer Tourismusbranche stimmt positiv. Zwar fehlen die Gruppenreisen aus China. Doch kaufkräftige Individualtouristen, besonders Gäste aus den USA, geniessen die Ferien in den Bergen.

Swiss watch sales to China on the rise

Verkäufe von Schweizer Uhren nach China nehmen zu

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 3. Quartal 2022

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