Finanzmärkte: Wirtschaftsausblick fürs 2. Halbjahr 2023
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Finanzmärkte unter der Lupe. Antworten auf zentrale Fragen.

Die Finanzmärkte blicken auf eine robuste ersten Hälfte 2023 zurück – trotz aller Erwartungen. Besonders in den USA hat sich die Inflation deutlich abgeschwächt. Was im zweiten Halbjahr auf Anlegerinnen und Anleger zukommt.

Das erste Halbjahr 2023 war in den USA von Widerstandsfähigkeit geprägt: Die Unternehmensergebnisse für das erste Quartal fielen besser aus als erwartet und das US-Wirtschaftswachstum setzte sich trotz Zinserhöhungen von insgesamt 500 Basispunkten seit März 2022 fort. Antworten auf drei zentrale Fragen.

1. Wie sollen sich Investorinnen und Investoren für das 2. Halbjahr positionieren?

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2023 preisen die Aktienmärkte eine freundliche weitere Entwicklung ein. Anlegerinnen und Anleger dürften sich allerdings zunehmend mit einem schwierigen Balanceakt konfrontiert sehen. Denn es gibt zwar einen Weg hin zu höheren Aktiennotierungen, dieser ist jedoch mit Risiken behaftet. Einerseits darf das Wirtschaftswachstum nicht so stark sein, dass es die US-Notenbank (Fed) zu weiteren Leitzinserhöhungen zwingt. Andererseits würde eine schwach Entwicklung Rezessionsängste schüren. Unter dem Strich dürfte das Wirtschaftswachstum sich in der zweiten Jahreshälfte abschwächen.

Aufgrund der erhöhten Unsicherheit bieten festverzinsliche Anlagen aktuell ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis als Aktien. Dabei ist angesichts ordentlicher Renditen und der Unsicherheit über das weitere Wirtschaftswachstum auf qualitativ höherwertige Anleihen zu setzen – darunter solche mit hoher Bonität und Investment-Grade-Anleihen. Thematischer Fokus dürfte beispielsweise auf dividendenausschüttenden Aktien oder Schwellenländeraktien liegen. Anlegerinnen und Anleger sind derzeit ausserdem gut beraten, Gold zu favorisieren.

2. Kann die Rally noch weitergehen?

Der S&P 500 ist in diesem Jahr um mehr als 15 Prozent gestiegen. Die positiven Meldungen aus der US-Wirtschaft sind vermutlich bereits weitgehend im S&P 500 eingerechnet – dieser setzt die Messlatte für den Rest des Jahres nun höher. Getragen wurde er insbesondere von einer robusten US-Wirtschaft und der optimistischen Einschätzung zu einer kleinen Gruppe von KI-Aktien. Letztere werden mittlerweile zu hohen Bewertungen gehandelt und konzentrieren sich auf eine Handvoll Mega-Cap-Wachstumstiteln. In der Vergangenheit haben sich derart eng gefasste Rallys aber kaum als nachhaltig erwiesen.

Innerhalb der Anlageklasse Aktien sollten sich Anlegerinnen und Anleger darum auf Bereiche fokussieren, die bislang nicht an der diesjährigen Marktrally teilgenommen haben. Dazu gehören zum Beispiel Aktien aus Schwellenländern, Basiskonsumgüter- und Industriewerte, sowie gleichgewichtete US-Indizes gegenüber ihren kapitalisierungsgewichteten Pendants.

3. Wird der US-Dollar noch weiter fallen?

Der US-Dollar erwies sich im ersten Halbjahr 2023 als widerstandsfähig, da ein unerwartet guter Konjunkturverlauf auf weitere Zinserhöhungen der Fed hindeutete. Der US-Dollar-Index (DXY) notiert aber immer noch rund 12 Prozent unter seinem 20-Jahres-Hoch vom September und hat infolge der rückläufigen US-Inflationsdaten für Juni seinen Abwärtstrend wieder aufgenommen. Die Gesamtinflation stieg im Juni auf Jahressicht um drei Prozent und verzeichnete damit den geringsten Anstieg seit März 2021.

Da sich die Fed nun dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähert, könnte sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und anderen Währungsräumen verengen bzw. der Zinsvorteil der USA schwinden. Der Kursrückgang des US-Dollars dürfte sich damit in den kommenden Monaten weiter fortsetzen und dem Goldpreis zugutekommen, der dadurch bis Juni 2024 ein neues Allzeithoch von 2’250 US-Dollar pro Unze erreichen könnte.

Folglich dürfte der Schweizer Franken auch weiterhin als sicherer Hafen fungieren, da die Schweizerische Nationalbank vermutlich weiter an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten wird. Dies, um den Preisdruck hierzulande einzudämmen und den realen Aussenwert des Schweizer Frankens stabil zu halten.

Wir danken Christopher Swann, Strategist, UBS Switzerland AG, und Vincent Heaney, Strategist, UBS AG London Branch, für die Bereitstellung dieses Artikels.

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