Minihaus ganz gross: die Wohnform «Tiny House»
Artikel

Minihaus ganz gross: die Wohnform «Tiny House»

Auf wie wenigen Quadratmetern könnten Sie leben? Sechs, zwanzig, fünfundvierzig? Letzteres ist der Schweizer Durchschnitt pro Kopf. Das Tiny House beweist, dass auch auf wenig Fläche Schönes entstehen kann. Als Singlehaus hat das Minihaus in der Schweiz Potenzial.

Tiny House ist perfekt für Singles

Kennen Sie die Fernsehsendung «Löwenzahn» noch? Peter Lustig (bzw. heute Fritz Fuchs) wohnt dort in einem ausgebauten Bauwagen. Schon viele Kinder – und insgeheim auch Erwachsene – haben sich gewünscht, selbst so zu wohnen. Dieser Wunsch könnte in einem Tiny House Realität werden. Das kleine Haus hat Amerika und England schon längst erobert. In Deutschland und bei uns ist es aktuell sehr beliebt.

Rückenwind erhält das Minihaus durch die wachsende Zahl von Einpersonenhaushalten: Heute lebt in über einem Drittel aller Haushalte lediglich eine Person  – Tendenz steigend. Von derzeit rund 1,4 Millionen Singlehaushalten wird die Zahl gemäss einer Hochrechnung des Bundes bis 2050 auf 1,8 Millionen zunehmen. Da kommt die Bewegung des Tiny House wie gerufen.

Das Kleinhaus bietet genügend Platz für eine Familie

Eine Definition, wie gross ein Minihaus sein darf, gibt es nicht. Meist sind Minihäuser zwischen 15 und 45 Quadratmeter klein. Ein Schweizer Einzelhaushalt kommt dagegen im Schnitt auf 80 Quadratmeter. Trotzdem bietet das Tiny House alles, was man braucht: eine Kochnische, ein Badezimmer und ein Wohn- bzw. Schlafzimmer. Für Paare oder Familien eignet sich ein sogenanntes Kleinhaus, das mit bis zu 90 Quadratmetern bereits deutlich grösser ausfällt.

Ein kleines Haus braucht nicht nur weniger Platz. Ein Tiny House ist auch deutlich günstiger. Und es ist praktisch: Steht es auf Rädern, wie das Tiny House im angelsächsischen Raum, muss man für einen Umzug nur seine Siebensachen sicher verstauen. Selbst wenn das Minihaus auf ein Fundament gestellt wird, lässt es sich oft per Lastwagen versetzen. Trotzdem gilt zu beachten, dass auch für ein Minihaus eine Baubewilligung nötig ist und diverse Gesetze einzuhalten sind.

Tiny House als Ferienhaus oder Hauptwohnsitz

Kleine Häuser erfreuen sich seit Längerem auch grosser Beliebtheit als Unterkunft für die Ferien. Über diverse Anbieter lassen sich die Minihäuser für die Ferien mieten. Dabei ist die Bandbreite an kleinen Häusern sehr gross und die Anbieter sind voller Ideen: Bereits heute lässt sich in einem Weinfass oder in einem Hirtenhaus übernachten. Wer besonders angetan ist von der Idee, der kauft sich aber selbst ein Tiny House als Ferienhaus. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie in diesem Artikel.

Ferien in einem Tiny House können zudem sehr nachhaltig sein. So werden für die Häuser in der Regel nachwachsende Rohstoffe oder eine modulare Bauweise verwendet, wodurch weniger Ressourcen verbraucht werden. Beispiele für solche Bauten sind das Mikro Huus, das Smallhouse oder das Kleinhaus. Gerade in der Schweiz können Häuser en miniature Ferien mit der richtigen Portion Nachhaltigkeit bieten.

Können Sie sich vorstellen, in einem Tiny House zu wohnen?

Zugegeben, ein Tiny House oder Kleinhaus spricht nicht alle an. Doch es bietet eine Lösung für manch modernes Problem: In der Schweiz wird Bauland zunehmend knapp – besonders an zentralen Lagen. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung weiter. Bis im Jahr 2040 werden laut Bundesamt für Statistik über zehn Millionen Menschen in der Schweiz leben. Diese möchten zugleich immer mehr Fläche: 1980 betrug die Wohnfläche pro Kopf 34 Quadratmeter, 2021 waren es durchschnittlich bereits 46,6 Quadratmeter.

Das Singlehaus setzt diesem Trend etwas entgegen, indem es die Wohnfläche klüger ausnutzt. Auch verdichtetes Bauen ist mit Minihäusern einfacher. Auf vielen Parzellen hätte es Platz für zusätzliche Häuser mit kleinen Grundflächen. Die Schlüsselfrage jedoch lautet, inwieweit Schweizerinnen und Schweizer bereit sind, sich bezüglich der Wohnfläche einzuschränken. Wie viele Quadratmeter sind für Sie das absolute Minimum?

Minimalistisch wohnen – Wohnfläche reduzieren

Es gibt viele Gründe, auf weniger Wohnraum leben zu wollen. Beispielsweise kann das aktuelle Haus im Alter oft zur Last werden, weil dessen Unterhalt nicht mehr zumutbar ist. Zudem sind Tiny Houses nicht zuletzt auch verbunden mit einer Lebenseinstellung: Minimalismus liegt im Trend und ein ressourcenschonendes Leben wird angesichts der Klimaerwärmung immer mehr zur Notwendigkeit. Das Tiny House ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit, diesen Bedürfnissen Folge zu leisten: So kann man beim Hausbau oder bei der Inneneinrichtung auf Flächeneffizienz setzen. Verschiebbare Wände oder Mehrzweckräume schaffen dafür eine ideale Möglichkeit. Weitere Tipps, wie Sie auf geringem Raum wohnen, finden Sie in diesem Artikel.

Kleines Haus, aber grosse Hürden

Ein kleines Haus zu bauen scheint auf den allerersten Blick eine leichte Aufgabe zu sein, ist in der Realität aber aufgrund von Baubewilligungen und Raumplanungsgesetzen oft eine komplexe Angelegenheit. Man kann nicht einfach an jedem beliebigen Ort ein Minihaus bauen und sollte sich dazu bei der Gemeinde erkundigen. Die Grundlage für eine Genehmigung bildet die jeweilige Bau- und Zonenordnung, die möglicherweise auch gestalterische Vorschriften enthält. Des Weiteren muss ein Tiny House in einer Wohnzone gebaut werden. So darf es nicht ausserhalb der Bauzone, beispielsweise in der Landwirtschaftszone, platziert werden und unterliegt ähnlichen Vorschriften wie denjenigen für Wohnwagen, wenn es mobil sein soll.

Der Verein «Kleinwohnformen Schweiz» setzt sich nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen gesetzlichen Hindernisse seit 2018 für die Anerkennung und Rechtssicherheit der Tiny Houses ein. Mehr erfahren.

Ob Tiny House oder ein klassisches Eigenheim – wir beraten Sie gerne.

Beratung vereinbaren
Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0844 100 111.