Ein Münzhaufen, der verdeutlicht, dass Bargeld für Kinder greifbarer ist als digitales Geld.
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Ist nur Bares Wahres?

Früher konnte praktisch nur bar bezahlt und zu Ladenöffnungszeiten eingekauft werden. Karte, Handy oder Online Banking ermöglichen es heute, 24 Stunden am Tag Geld auszugeben. Soll Bargeld also überhaupt noch in der Erziehung thematisiert werden? Das beantwortet Daniel Betschart von Pro Juventute in seiner Kolumne.

Mit Bargeld das Grundverständnis schaffen

Jüngere Kinder begreifen Dinge am besten, wenn sie beobachten und etwas anfassen können. Beim abstrakten Thema Geld geht das besonders gut mit Bargeld. Mit Münzen und Noten können Sie Ihrem Kind nachvollziehbar aufzeigen, dass man je nach Betrag unterschiedlich viel erhält. Es wird klar, dass Geld nicht unendlich verfügbar ist. Gibt Ihr Kind zum Beispiel seinen Zweifränkler aus, ist die Münze nachher nicht mehr da. Bargeld kann durch seine Eigenschaften einen direkten Einfluss auf das Kaufverhalten und den Umgang mit Geld ausüben. Auch die Eltern sind ein wichtiges Vorbild. Wenn Sie Bargeld zum Zahlen einsetzen, kann Ihr Kind verstehen, dass es sich um ein Tauschmittel handelt und man im Gegenzug Waren erhält.

Wenn Sie Bargeld zum Zahlen einsetzen, kann Ihr Kind verstehen, dass es sich um ein Tauschmittel handelt.

Daniel Betschart, Pro Juventute

Das Verständnis für «unsichtbares Geld» entwickeln

Bei der Bezahlung mit Karte kommt dies weniger deutlich zum Ausdruck, da nur die Ware den Besitzer wechselt. Der Geldfluss hingegen bleibt unsichtbar. Gerade deshalb sollten Eltern elektronische Zahlungsmittel besser erklären und ihre Kinder aktiv begleiten.

Ein Beispiel: der Einkauf im Supermarkt. Hier kommen Kinder oft erstmals in Kontakt mit Geld. Aus Sicht des Nachwuchses werden im Supermarkt ganz unterschiedliche Dinge in einen Einkaufswagen gelegt, am Schluss hält Mama oder Papa eine Karte ans Zahlterminal und danach wird alles in eine Tasche gepackt. Dass man für die Esswaren etwas bezahlen muss, ist nicht ersichtlich. Machen Sie Ihrem Kind deshalb deutlich, welche Funktion die Karte genau besitzt.

Den Zusammenhang zwischen Geldautomat, Konto und Vermögen aufzeigen

Wenn Sie mit Ihrem Kind am Geldautomaten stehen, sieht es, dass die Karte in einem Schlitz verschwindet und anschliessend Geld herauskommt. Nehmen Sie die Situation zum Anlass und erklären Sie, dass Sie mit der Karte und der PIN Zugriff auf Ihr Konto bekommen und dort das Geld abgezogen wird. Zeigen Sie auch auf, dass Ihnen nur ein begrenzter Betrag zur Verfügung steht und Sie dafür arbeiten müssen. Das ist zwar komplex und nicht ganz einfach zu verstehen, aber wichtig für das Kind, damit es ein besseres Verständnis für Geld bekommt.

Erklären Sie, dass Sie mit der Karte Zugriff auf Ihr Konto bekommen und dort das Geld abgezogen wird.

Daniel Betschart, Pro Juventute

Den Spielraum für eigene Erfahrungen geben

Sowohl beim Bargeld als auch beim digitalen Geld ist es hilfreich, wenn Kinder selber etwas erleben. Daher können Maestro-Karten für Kinder ein gutes Mittel sein, um dem Nachwuchs das System anschaulicher aufzuzeigen und so spielerisch den Umgang mit Geld beizubringen. Das bargeldlose Zahlen bietet nämlich auch Vorteile. So lassen sich beispielsweise die Einnahmen und Ausgaben nach einem Kauf noch lange zurückverfolgen und übersichtlich darstellen. Das kann dem Kind einen besseren Überblick verschaffen und sogar dazu anreizen, mehr zu sparen.

Was ist nun der richtige Ansatz?

Beim elektronischen Geldverkehr braucht es eine gewisse Reife und das nötige Interesse, um das Prinzip der Kartenzahlung zu verstehen. Daher ist es empfehlenswert, jüngeren Kindern zuerst den Umgang mit Bargeld zu vermitteln. Mit älteren Kindern kann man einen Schritt weitergehen und sie das Bezahlen mit Karte erleben lassen.

Eine Kolumne von Daniel Betschart