Schweiz Press Release

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Pensionskassenstudie 2023: Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen im Aufwind

Die Credit Suisse veröffentlicht die Pensionskassenstudie 2023: «Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen: Wachsende Verantwortung»

Ungeachtet des seit Jahren laufenden Konsolidierungsprozesses innerhalb der zweiten Säule blieb die Zahl der Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE) stabil. Deren verwaltete Vermögenswerte sind derweil stark gestiegen. Die heute publizierte Pensionskassenstudie der Credit Suisse, die unter anderem auf einer Umfrage bei über 100 Vorsorgeeinrichtungen basiert, analysiert mögliche Gründe hinter diesem Wachstum. Die Studie geht auch der Frage nach, weshalb sich die Anlagestrategie von SGE kaum von übrigen Vorsorgeeinrichtungen unterscheidet, obwohl sie beispielweise über eine jüngere Altersstruktur verfügen. SGE dürften aufgrund ihres höheren Stellenwerts sowie des zunehmenden Wettbewerbs vermehrt die Aufmerksamkeit von Gesetzgeber und Aufsicht auf sich ziehen.

Die Anzahl Vorsorgeeinrichtungen in der zweiten Säule nimmt seit Einführung des Gesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) im Jahr 1985 laufend ab. In eine umgekehrte Richtung geht es hingegen für die Vermögenswerte, die kontinuierlich zugenommen haben. Ende 2021 verteilten sich rund CHF 1’200 Milliarden auf 1’385 Vorsorgeeinrichtungen. Die Hälfte dieses Kapitals liegt bei Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE). Acht Jahre früher lag dieser Anteil noch bei 20 %. Ein wichtiger Grund für diesen langjährigen Konsolidierungsprozess liegt in der zunehmenden Regulierung, die für kleine Pensionskassen schwieriger zu stemmen ist als für grosse. Verschiedene Arbeitgeber dürften den Anschluss an eine SGE – insbesondere an eine Gemeinschaftseinrichtung – auch suchen, um das Risiko einer Sanierung zu mindern. Zudem gestaltet sich die Suche nach geeigneten Arbeitnehmervertretern im Stiftungsrat oft schwierig, nicht zuletzt angesichts der damit einhergehenden Verantwortlichkeiten und möglichen Haftungsrisiken. In unserer Pensionskassenumfrage rechnen 58 % der Teilnehmenden damit, dass sich diese Konsolidierung im selben Tempo oder sogar noch schneller fortsetzen wird. 40 % rechnen mit einer langsameren Fortsetzung.

Ähnliche Anlagestrategie trotz Unterschieden in Risikoprofil und Leistungsniveau
SGE haben im Durchschnitt ein sehr ähnliches Anlageverhalten wie die übrigen Vorsorgeeinrichtungen (VE). Dies überrascht auf den ersten Blick, da zum Beispiel die durchschnittlich jüngere Altersstruktur der SGE einen positiven Einfluss auf die Risikofähigkeit hat. So war Ende 2021 der Anteil der aktiven Versicherten am Vorsorgekapital der Aktiven und Rentner bei den Sammeleinrichtungen mit 66 % deutlich grösser als bei den übrigen Vorsorgeeinrichtungen (Gemeinschaftseinrichtungen 59 %, VE nur eines Arbeitgebers 58 % und VE mehrerer Arbeitgeber 52 %). Andererseits haben SGE auch das Risiko, ihre Versicherten an andere im Wettbewerb stehende SGE zu verlieren. Tiefere Planungssicherheit oder negative Verwässerungseffekte können die Folge sein. In unserer Umfrage gibt die Hälfte der SGE an, dass derzeit keine Bestimmungen zur Linderung solcher Verwässerungseffekte bestehen. Unsere Analyse zeigt, dass die wichtigsten Bestimmungsfaktoren der Anlagestrategie insgesamt für eine ähnliche Ausgangslage im Vergleich zu den übrigen Vorsorgeeinrichtungen sorgen. Die sehr ähnliche Asset Allocation kann unter dem Strich gerechtfertigt sein.

Wachsende Aufmerksamkeit von Gesetzgeber und Aufsicht
Das Interesse der meisten SGE zu wachsen und neue Anschlüsse zu gewinnen, trägt zu einem attraktiven und vielseitigen Angebot an Vorsorgelösungen bei. Dies manifestiert sich im konkurrenzfähigen Leistungsniveau einer durchschnittlichen SGE, etwa in Bezug auf die Verzinsung der Altersguthaben oder die Umwandlungssätze. Um ansprechende Leistungen anbieten zu können, sind die SGE auch bestrebt, Abläufe und Organisatorisches zu optimieren und effizienter zu gestalten. In diesem kompetitiven Umfeld gilt es aber auch dem Zielkonflikt zwischen Wachstum und Stabilität genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Der Gesetzgeber hat deshalb 2012 Art. 46 BVV 2 erlassen, wonach Leistungsverbesserungen erst gemacht werden dürfen, wenn die Wertschwankungsreserven zu 75 % geäufnet sind. Zwei Szenarien ist unserer Meinung nach spezielle Aufmerksamkeit zu schenken: Wenn die Konsolidierungsphase zugunsten von SGE endet und der Wettbewerb unter ihnen weiter zunimmt, dürften sich die Risiken von Anschlusswechseln weiter akzentuieren. Ebenfalls heikel können längere Marktturbulenzen sein, die zu Unterdeckungen führen und Wechselaktivitäten unter den Anschlüssen beschleunigen könnten – zu einem für viele SGE schlechten Zeitpunkt. Bislang haben sich die Schweizer Pensionskassen als resilient und anpassungsfähig erwiesen. Und es gab doch einige Herausforderungen in den letzten zwei Jahrzehnten. Angesichts ihres zunehmenden Stellenwerts dürften Gesetzgeber und Aufsicht den besonderen Anforderungen von Vorsorgeeinrichtungen, die im Wettbewerb stehen, jedoch erhöhte Aufmerksamkeit schenken.

Klare Differenzierungsmerkmale von SGE und firmeneigenen Pensionskassen
Unsere Umfrage bei Entscheidungsträgern von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen zeigt, dass diese die Entlastung von Verantwortungsträgern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite als klarsten Vorteil der SGE sehen (vgl. Abb. 1): Über 60 % sehen hier die SGE im Vorteil. Zudem schneiden SGE beim Kriterium «Professionalität und Know-how in der Pensionskassenführung» besser ab als eigenständige Pensionskassen. Das stärkste Kriterium für eine firmeneigene Pensionskasse, das mit rund 89 % zu deren Gunsten ausgelegt wird, ist der im Vergleich stärkere Bezug von Arbeitgeber und Stiftungsrat zur Vorsorgeeinrichtung. Zudem schneiden firmeneigene Pensionskassen deutlich besser ab als die SGE, wenn es um den Gestaltungsspielraum in der Pensionskassenführung oder bei der Festlegung der Anlagestrategie geht. Diverse Sammeleinrichtungen ermöglichen mittlerweile aber ebenfalls einen hohen Individualisierungsgrad.

Die Credit Suisse Pensionskassenstudie 2023 mit dem Titel «Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen: Wachsende Verantwortung» sowie unter anderem auch ein Video dazu finden Sie auf Deutsch und Französisch unter:
credit-suisse.com/pensionskassenstudie

Abb. 1: Umfrageergebnisse zu Anschluss an SGE im Vergleich zu Einzel-VE
Anteil Antworten auf die Frage: «Sprechen die folgenden Kriterien in der Regel für eine Vorsorgeeinrichtung eines einzelnen Arbeitgebers (Einzel-VE) oder für den Anschluss an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung (SGE) (ohne Vollversicherung)?»; in %

Quelle: Credit Suisse Pensionskassenumfrage 2023