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Säule 3a: Potenzial für regelmässige Einzahlungen insbesondere bei Frauen ohne Kinder

Die Credit Suisse veröffentlicht Studie zur privaten Altersvorsorge in der Schweiz

51 % der erwerbstätigen Frauen in der Schweiz investieren regelmässig in die gebundene Vorsorge, ein tieferer Anteil als bei Männern. Dies lässt sich primär mit Einkommensunterschieden erklären. Unter sonst gleichen Bedingungen zahlen Frauen leicht häufiger in die Säule 3a ein als Männer. Ihr Vorsorgeverhalten variiert allerdings je nach Lebenssituation: Frauen mit Kindern leisten öfter 3a-Beiträge als jene ohne, obwohl sie im Durchschnitt tiefere Beschäftigungsgrade und Einkommen aufweisen. Erwerbspausen und Teilzeitarbeit verschärfen Vorsorgelücken, die private Vorsorge trägt aber zur Verringerung solcher Lücken bei. Die Einführung einer Nachzahlungsmöglichkeit für verpasste 3a-Einzahlungen wäre in diesem Hinblick prüfenswert. 

Die private Vorsorge als individuelle Ergänzung zur staatlichen und beruflichen Vorsorge gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die bei Versicherungen und auf Bankkonten gehaltenen Säule-3a-Guthaben sind innert 10 Jahren um über 70 % gewachsen. Wertschriftenlösungen eingeschlossen, belief sich der Säule-3a-Markt Ende 2017 auf über CHF 117 Mrd. Es ist bei der privaten Vorsorge jedoch noch viel Potenzial vorhanden. Laut Daten des Bundesamts für Statistik zahlen nur 55 % der Schweizer Erwerbstätigen zwischen 18 Jahren und dem Rentenalter regelmässig in die Säule 3a ein (Stand 2015). Zudem zahlen Schweizer Haushalte im Durchschnitt weit unter dem zulässigen Maximalbetrag ein. In ihrer heute veröffentlichten Studie «Private Altersvorsorge – Mind the Gap: Teilzeit, Auszeit, Vorsorgelücke» gehen die Ökonomen der Credit Suisse der Frage nach, welche Faktoren das Einzahlungsverhalten in die Säule 3a beeinflussen, und richten dabei besonderes Augenmerk auf Frauen und Familien.

 

Unter gleichen Bedingungen zahlen Frauen häufiger in die Säule 3a ein als Männer

Nur rund jede zweite erwerbstätige Frau in der Schweiz leistet regelmässig Beiträge an die gebundene Vorsorge. Bei den Männern liegt dieser Anteil bei 58 %. Die Analyse der Ökonomen der Credit Suisse zeigt jedoch, dass unter sonst gleichen Bedingungen – z.B. gleiches Alter, gleiches Ausbildungs- und Einkommensniveau, ähnliche Familiensituation, usw. – Frauen nicht seltener, sondern leicht häufiger in die Säule 3a investieren als Männer. Der Effekt des Geschlechts ist im Vergleich zu anderen Faktoren aber gering. Massgebender Treiber ist indes das Einkommen. Personen in der höchsten Einkommensklasse haben eine siebenmal höhere Chance, regelmässig in die Säule 3a einzuzahlen, als Personen im tiefsten Einkommensquintil. Die Tatsache, dass der Anteil der 3a-Einzahlerinnen effektiv tiefer liegt als derjenige der 3a-Einzahler, lässt sich somit zum Grossteil mit Einkommens-unterschieden zwischen den Geschlechtern erklären. Mit CHF 51‘600 lag das mittlere jährliche Bruttoerwerbseinkommen der 2015 zur privaten Vorsorge befragten Frauen rund 35 % tiefer als bei den Männern (CHF 79‘730). Tiefere Beschäftigungsgrade und häufigere Erwerbsunterbrüche bei Frauen – u.a. im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung – sind für einen Teil dieser Lohnkluft verantwortlich.

 

Der Säule-3a-Maximalbetrag wird von vielen Familien nicht ausgeschöpft

Neben dem Einkommen wirkt sich auch die jeweilige Familiensituation auf das Einzahlungsverhalten in die Säule 3a aus. Die Ökonomen der Credit Suisse fanden heraus, dass Erwerbstätige mit Kindern tendenziell häufiger Beiträge an die gebundene Vorsorge leisten als Alleinstehende ohne Kinder, was dem Schluss nahe legt, dass mit der Familiengründung Gedanken über die finanzielle Absicherung im Alter an Bedeutung gewinnen. Laut Daten der Eidgenössischen Steuerverwaltung zahlten verheiratete, unselbständig erwerbstätige Doppelverdienerpaare mit Kindern 2015 im landesweiten Durchschnitt knapp CHF 2‘870 pro Person in die Säule 3a ein. In Stans oder Solothurn fällt die mittlere Einzahlung mit über CHF 3‘000 fast doppelt so hoch wie in Genf (CHF 1‘721) oder Bellinzona (CHF 1‘886) aus. Der Säule-3a-Maximalbetrag – der 2015 für unselbständige Erwerbstätige CHF 6‘768 betrug (2019: CHF 6‘826) – wird somit von vielen Schweizer Familien bei weitem nicht ausgeschöpft.

 

Potenzial zu regelmässigeren 3a-Einzahlungen insbesondere bei Frauen ohne Kinder

Um den Zusammenhang zwischen 3a-Einzahlungsverhalten und Lebenssituation der erwerbstätigen Schweizer Frauen näher zu beleuchten, teilten die Autoren der Studie diese in acht möglichst homogene Gruppen (Cluster) ein, die sich wiederum in vier Hauptgruppen zusammenfassen lassen (vgl. Abb.). In den ersten beiden Gruppen, welche vorwiegend aus jungen, ledigen, in einem hohen Arbeitspensum tätigen Frauen ohne Kinder bestehen, beträgt der Anteil der regelmässigen 3a-Einzahlerinnen nur 33 % bzw. 45 %. Angesichts der relativ hohen Durchschnittseinkommen dürfte aber bei diesen Frauen in vielen Fällen zumindest eine kleinere regelmässige Einzahlung in die Säule 3a durchaus finanzierbar sein. Auch geschiedene, alleinstehende Frauen investieren unterdurchschnittlich oft in die gebundene Vorsorge (48 %), wie auch Frauen in Partnerschaften mit Kindern und tiefen Einkommen (35 %). Hier dürften nicht selten finanzielle Gründe ausschlaggebend sein. Die Clusteranalyse zeigt zudem, dass unter den Frauen in Doppelverdienerpaaren diejenige mit Kindern tendenziell häufiger (je nach Gruppe 61 % bis 70 %) in die Säule 3a einzahlen als jene ohne Kinder (60 % bis 63 %). Dies obwohl ihr Beschäftigungsgrad und Einkommen im Durchschnitt tiefer ausfallen als bei den sogenannten DINKS («double income no kids»). Potenzial zu noch regelmässigeren Einzahlungen in die Säule 3a orten die Ökonomen der Credit Suisse somit in erster Linie bei Frauen ohne Kinder.

 

Die private Vorsorge kann helfen, Sparlücken zu kompensieren

Anschliessend zeigen die Ökonomen der Credit Suisse anhand von Simulationen auf, wie sich Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrüche – biografische Elemente, die nicht ausschliesslich, aber vorwiegend Frauen betreffen – je nach Lohnhöhe auf das Einkommen im Alter auswirken. Im Fall einer Lehrkraft mit einer Lohnentwicklung von CHF 70‘000 im Alter von 25 Jahren bis CHF 100‘000 bei der Pensionierung berechnen sie zum Beispiel, dass eine 6-jährige Erwerbspause im Alter von 30 Jahren, gefolgt von einem 8-jährigen 60 %-Arbeitspensum, zu einer Reduktion des Alterseinkommens aus der ersten und zweiten Säule um rund 14 % führt. Die Vorsorgelücke, d.h. die Differenz zwischen den finanziellen Bedürfnissen nach der Pensionierung (als grobe Faustregel 80 % des letzten Einkommens) und den Leistungen aus der staatlichen und beruflichen Vorsorge, vergrössert sich von CHF 19‘000 auf CHF 27‘000 pro Jahr. Durch frühzeitige und regelmässige Einzahlungen in die Säule 3a können Vorsorgelücken aber verringert werden. Mit einer jährlichen Einzahlung in der Grössenordnung von CHF 3‘500 in allen Jahren der Erwerbstätigkeit könnte die Lehrkraft aus dem Beispiel die aus Erwerbspause und Teilzeitarbeit resultierende Lücke voll kompensieren. Zum Erreichen des 80 %-Ziels verbliebe aber selbst mit der jeweiligen Einzahlung des aktuellen 3a-Maximalbetrags eine Sparlücke von rund CHF 13‘000.

 

Eine Flexibilisierung der Säule 3a wäre prüfenswert 

Aus gesellschaftlicher Sicht ist eine gute Abdeckung der finanziellen Bedürfnisse im Alter zentral. Demografische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen stellen das Schweizer Vorsorgesystem jedoch zunehmend vor Herausforderungen. Im überobligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge sinken die Leistungen. Die private Vorsorge gewinnt somit zunehmend an Bedeutung. Eine Reform der Säule 3a, welche die Anreize zum privaten Sparen stärken und gleichzeitig den sich über die Zeit verändernden Lebensumständen der Bevölkerung besser Rechnung tragen würde, erscheint sinnvoll. Vielversprechender als eine Erhöhung des steuerbefreiten Maximalbetrags – welche in erster Linie höheren Einkommen zugutekommen würde – oder eine Öffnung für Nichterwerbstätige erachten die Ökonomen der Credit Suisse die Einführung einer Nachzahlungsmöglichkeit für verpasste 3a-Einzahlungen. Wie sie in ihrer Studie zeigen, würde zum Beispiel ein gestaffelter Einkauf auch weniger vermögende Personen beim Aufbau einer dritten Säule unterstützen. Die Nachzahlmöglichkeit würde insbesondere helfen, 3a-Einzahlungslücken aufgrund von Erwerbsunterbrüchen zu mindern. Dies käme besonders Frauen, aber auch Studenten, Weiterbildungsteilnehmern oder Personen zugute, die aus anderen Gründen eine Auszeit nehmen. Profitieren würden aber auch die vielen erwerbstätigen Nicht- oder Wenigeinzahler, darunter viele junge Leute.

 

Die Studie «Private Altersvorsorge – Mind the Gap: Teilzeit, Auszeit, Vorsorgelücke» finden Sie im Internet auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch unter:

www.credit-suisse.com/vorsorgestudie