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KMU-Exportindikator 4. Quartal 2012: Talsohle durchschritten?

Die Exportstimmung unter den Schweizer KMU hat sich im Quartalsvergleich stabilisiert. Die Mehrheit der Branchen erwartet für das 4. Quartal 2012 steigende Ausfuhren. Auch die Aussichten auf den Exportmärkten haben sich verbessert. Zudem bereitet der starke Schweizer Franken den KMU etwas weniger Sorgen. Das ist der Befund des KMU-Exportindikators der Osec und der Credit Suisse.

Das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, notiert für das 4. Quartal 2012 auf einem Stand von -0.86, leicht höher als im 3. Quartal 2012 (-0.92). Damit stabilisiert es sich über der Wachstumsschwelle von -1.

Nachdem die KMU-Exportperspektiven der Osec vom 2. zum 3. Quartal 2012 noch von 60.2 auf 55.2 Punkten zurückgingen, haben sie sich nun ebenfalls stabilisiert: Aktuell wird ein Wert von 56.3 Punkten erreicht. Dieser Wert errechnet sich aus der Exportstimmung der KMU für das 4. Quartal 2012 sowie den effektiven Exporten im Vorquartal. Damit deuten die KMU-Exportperspektiven auf leicht steigende Exporte hin, denn die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Punkten auf der von 0 bis 100 reichenden Skala. 34,5% der KMU erwarten für das kommende Quartal einen Exportzuwachs, 45,9% gehen von einer Stagnation ihres Exportvolumens aus und 19,6% befürchten rückläufige Exporte.

Wachstumslokomotive Elektrotechnik
Positiver ist das Bild, wenn man auf die Erwartungen der einzelnen Branchen abstellt. Sahen sich zu Beginn des 3. Quartals 2012 nur drei der acht von der Osec befragten Sektoren – Dienstleistungen, Präzisionsindustrie und Chemie/Pharma – auf Wachstumskurs, so sind es zu Beginn des 4. Quartals 2012 fünf Sektoren: Allen voran die Elektrotechnik, die von einem deutlichen Zuwachs ausgeht, sowie mit moderateren Erwartungen die Branchen Chemie/Pharma, Konsumgüter, Dienstleistungen und Papier. Die übrigen Sektoren gehen für das 4. Quartal 2012 von einem Rückgang aus.

Die Unternehmen, die gemäss der Osec in den kommenden Monaten höhere Exporte erwarten, führen dies vor allem auf verstärktes Marketing zurück. Darauf entfallen 51% der Nennungen, gegenüber erst 43% im Vorquartal (Mehrfachnennungen möglich). 46 % der KMU nennen Produktinnovation als Grund, während es im Vorquartal noch 49% waren.

Der Optimismus im Elektrotechnik-Sektor deckt sich auch mit Ergebnissen des Credit Suisse Exportbarometers. Auch hier werden der Branche überdurchschnittliche Exportaussichten bescheinigt. Ebenfalls positiv sind die Erwartungen für die Präzisionsindustrie. Demgegenüber sieht das kommende Quartal für die Papier- und die Metallindustrie eher trübe aus.

Weniger Sorgen um Frankenstärke
Etwas entspannt hat sich die Währungsproblematik: Zu Beginn des 4. Quartals 2012 erwarten 64% der im Rahmen der KMU-Exportperspektiven der Osec befragten Unternehmen, dass sich ihr Exportwachstum als Folge des starken Schweizer Frankens verlangsamen wird. Im Vorquartal waren es noch 70%. Besonders resistent zeigt sich der Dienstleistungssektor, in dem nur 41% der befragten Firmen einen negativen Einfluss erwarten. Besonders sensitiv bezüglich Währungsentwicklung sind die Metallindustrie, in der 80% der KMU einen negativen Einfluss erwarten, sowie der Maschinenbau, mit 57%.

79% der befragten KMU geben an, dass der starke Franken negative Auswirkungen auf ihre Gewinnmargen hat. Im Vorquartal waren es 81%. Besonders ausgeprägt ist der Margendruck in der Metallindustrie (100%), in der Präzisionsindustrie (91%) und in der Elektrotechnik (89%). Die 21% der KMU, die keinen negativen Einfluss auf ihre Gewinnmargen befürchten, geben als Hauptgrund an, dass sie Preiserhöhungen durchsetzen können oder Absicherungsgeschäfte tätigen.

Schwellenländer und USA sorgen für Wachstumsimpulse
Gemäss dem Exportbarometer der Credit Suisse sind für die Schweizer Exportwirtschaft vor allem Wachstumsimpulse aus den Schwellenländern zu erwarten. Allen voran sind dies Indien, Russland und die Türkei, während sich die Aussichten auf dem chinesischen Markt abschwächen. Neu liegen auch die USA wieder über der Wachstumsschwelle.

Ungeachtet von Frankenstärke und Eurokrise bleibt Europa die bei weitem bedeutendste Absatzregion für Schweizer Ausfuhren. 91% der durch die Osec befragten Schweizer KMU beabsichtigen, in den nächsten sechs Monaten nach Europa zu exportieren, gegenüber 94% im Vorquartal (Mehrfachnennungen möglich). Wichtigster europäischer Exportmarkt bleibt Deutschland, wohin 80% der befragten KMU Waren oder Dienstleistungen ausführen werden (Vorquartal 79%). Es folgen Frankreich mit 51% (56%), Österreich mit 47% (52%) sowie Italien mit 40% (49%) der Nennungen. Deutschland konnte also die Stellung halten, während die anderen umliegenden Länder teils deutlich an Bedeutung eingebüsst haben.

Asien, die zweitwichtigste Destination für Schweizer Exporte, hat wieder etwas zugelegt. 54% der Schweizer KMU werden in den folgenden sechs Monaten in die Region Asien-Pazifik exportieren (Vorperiode 51%). Wichtigste asiatische Exportdestination bleibt China mit einem Anteil von 34%. Dahinter folgen Indien mit 27% und Japan mit 22%. Nach Nordamerika dürften in den kommenden sechs Monaten 44% (42%) der KMU exportieren, 34% (28%) in die Region Naher Osten-Afrika sowie 20% (23%) nach Südamerika.

Methodik Credit Suisse Exportbarometer
Das Credit Suisse Exportbarometer nutzt die Abhängigkeit der Schweizer Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Exportmärkten. Zur Konstruktion des Exportbarometers werden wichtige Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 28 wichtigsten Abnehmerländern zusammengetragen. Diese Indikatoren haben in der Regel einen Prognosehorizont von ungefähr einem bis zwei Quartalen. Die Werte dieser Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweiligen Landes gewichtet. Das Exportbarometer verdichtet diese Informationen zu einem einzigen Indikator. Da es sich um standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht dem langfristigen Durchschnittswachstum der Schweizer Exporte von 4,8% seit 1985. Die Wachstumsschwelle liegt dementsprechend unter der Nulllinie bei etwa -1.

Für ausführlichere Informationen: Credit Suisse (2009), Aussenhandel Schweiz – Fakten und Trends, Swiss Issues Branchen, verfügbar unter www.credit-suisse.com/research.

Methodik Osec-KMU-Exportperspektiven
Die KMU-Exportperspektiven basieren auf der quartalsweisen Befragung von über 200 Unternehmen aus einem festen Panel von Schweizer KMU, welche die Branchen Pharma / Chemie, Maschinenbau, Konsumgüter, Metallindustrie, Papier, Elektrotechnik, Präzisionsindustrie und Dienstleistungen repräsentieren. Die KMU geben an, ob sie für das laufende und für das kommende Quartal einen Zuwachs, eine Stagnation oder einen Rückgang ihrer Exporte erwarten. Um den Prognosecharakter der KMU-Exportperspektiven zu betonen, wird die erwartete Exportaktivität im folgenden Quartal mit 60% gewichtet, während die Exporte im laufenden Quartal mit 40% gewichtet werden. Der KMU-Exportindikator kann einen Wert zwischen 0 und 100 erreichen, wobei Werte zwischen 0 und 50 einen erwarteten Rückgang der Exporte und Werte von 50 bis 100 ein erwartetes Exportwachstum signalisieren. Über die Angaben zum Exportvolumen hinaus liefern die Teilnehmer weitere Informationen, beispielsweise zu den Gründen für die Veränderung ihres Exportvolumens, den Exportmärkten, etc. Diese Angaben liefern ein aussagekräftiges Bild über die Exportaktivitäten der Schweizer KMU.