Über uns Press Release

Press Release

Credit Suisse Jugendbarometer 2020: Politische Lage hinterlässt Spuren – Corona-Massnahmen weitgehend positiv bewertet

Die Credit Suisse veröffentlicht das Jugendbarometer 2020 – eine repräsentative Umfrage unter 16- bis 25-Jährigen in der Schweiz, den USA, Singapur und Brasilien

Was in den letzten Monaten in Medien und Politik diskutiert wurde, bewegt auch die Jugend: Nachhaltigkeit und Gleichstellung gelten neu als zentrale Themen. Die Jugendlichen haben ein neues politisches Bewusstsein entwickelt und wünschen sich klare Lösungen, doch eine Revolution wollen sie nicht. Die gegenwärtigen Unsicherheiten in der Welt – von der Corona-Krise bis zur Sorge um Altersarmut – lassen die Jugend vorsichtig sein.

Schon in früheren Ausgaben des Credit Suisse Jugendbarometers wurde klar, dass der Stereotyp der «apolitischen Jugend» nicht immer zutrifft. Die beiden letzten Jahre zeigen nun aber deutlich: In immer kürzeren Zeitabständen schiessen soziale Bewegungen rund um einzelne gesellschaftliche Themen aus dem Boden und verbreiten sich dank der Reichweite digitaler Medien und Influencern in kürzester Zeit rund um die Welt. Das schafft neue Möglichkeiten und eine neue politische Durchschlagskraft – unabhängig von geografischen, sozialen oder ökonomischen Grenzen. Nach der Gleichstellungsdebatte kam die Klimabewegung, gefolgt von den breiten Protesten gegen Rassismus und Diskriminierung.

Solidarität statt Totalopposition
Trotz Kritik an Bestehendem und dem klaren Wunsch nach Veränderung ist die Bevölkerungskohorte der Jugendlichen von einer Totalopposition gegen alles Etablierte weit entfernt. Im Gegenteil: Gerade die aktuelle Corona-Krise macht deutlich, dass sie in solch schwierigen Zeiten über die Generationen hinweg konstruktiv und solidarisch sind. «Die Resultate zeigen, dass die Jugendlichen in allen Ländern der Umfrage einen pragmatischen Blick auf die Bewältigung der Corona-Krise haben und fundamentale Systemkritik wenig verbreitet ist. In der Schweiz stellt die Mehrheit der Befragten der Regierung für die bis in den Sommer 2020 getroffenen Corona-Massnahmen ein gutes Zeugnis aus», sagt Manuel Rybach, Global Head of Public Policy and Regulatory Affairs bei der Credit Suisse. In allen Ländern, ausser in den USA, sind die befragten Jugendlichen zudem der Ansicht, die Gesellschaft sei insgesamt während der Krise näher zusammengerückt.

Insbesondere die frühe Phase der globalen Pandemie, in der Masken, Medikamente und andere Güter mitunter knapp wurden, hat nach Ansicht der Jugendlichen auch globale Abhängigkeiten auf unangenehme Weise sichtbar gemacht. Junge Leute in allen vier Ländern wünschen sich entsprechend eine bessere Eigenversorgung auf nationaler Ebene und begegnen der Globalisierung von Produktionsprozessen und Lieferketten mit einer gewissen Skepsis. In allen vier Ländern wünschen sich die Jugendlichen zudem Führungsfiguren, die beschlossene Massnahmen notfalls auch gegen Widerstand durchsetzen können.

Corona-Krise überall eine der Top-Sorgen
Neben der gesellschaftlichen Ebene ziehen viele Jugendliche auch individuelle Schlüsse aus der Pandemie, und die Entschleunigung, die mit dem Lockdown einherging, wurde von vielen Befragten auch als wohltuend empfunden. Für rund die Hälfte der Jugendlichen war das Leben während dieser Zeit entspannter als zuvor, und eine Mehrheit fand es angenehm, nicht dauernd das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. «Am wichtigsten ist vielleicht: In allen Ländern fanden mindestens 60 Prozent der Befragten, die Krise habe ihnen gezeigt, dass es auch mit weniger Konsum gehe», sagt Cloé Jans, Leiterin operatives Geschäft beim Forschungsinstitut gfs.bern, das die Studie im Auftrag der Credit Suisse durchgeführt hat. «Wie bei allen unmittelbaren Umstellungen des Lebens als Folge des Lockdowns, bleibt es aber abzuwarten, ob sich dieses gesunkene Konsumbedürfnis nachhaltig im Verhalten der Jugend niederschlägt oder aber vor allem unter dem temporären Eindruck der Krise entstanden ist.»

Die Pandemie schafft dabei auch prekäre Situationen. In der Schweiz brachte sie immerhin rund jedem fünften Jugendlichen eine Verschlechterung der privaten sowie der finanziellen Situation. In den restlichen Ländern liegen die Werte mit ungefähr einem Drittel der Befragten noch höher. Besonders ins Auge sticht die Situation in Brasilien, wo 40 Prozent der Jugendlichen angeben, ihre finanzielle Situation habe sich verschlechtert.

Die Pandemie und ihre Folgen gehören in den vier Ländern zu den Top-Sorgen der Befragten. In der Schweiz wird die Liste allerdings noch immer angeführt von der Angst um die Sicherung der Altersvorsorge. Auf Platz drei folgt der Umwelt- und Klimaschutz. In den USA folgen Kriminalität, persönliche Sicherheit und Gewalt sowie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf den Plätzen zwei und drei der grössten Sorgen. In Brasilien wird die Problemwahrnehmung, neben Corona, durch wirtschaftliche Faktoren dominiert (Arbeitslosigkeit und Steuerfragen), und auch in Singapur beschäftigt die Entwicklung der Konjunktur die Jugendlichen stark.

Die Sorgenwahrnehmung der Jugendlichen widerspiegelt die politischen Debatten und gesellschaftlichen Gegebenheiten in ihren jeweiligen Ländern somit deutlich. In der Schweiz gehört schliesslich die Altersvorsorge zu den grössten Reformvorhaben unserer Zeit, und in den USA spaltet die gesellschaftliche Ungleichheit das Land und artet zuweilen in gewalttätigen Auseinandersetzungen aus. In Brasilien stagniert das Wirtschaftswachstum und in Singapur droht der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu haben.

Neben der Corona-Krise ist den Jungen in den untersuchten Ländern zudem gemeinsam, dass sie das Thema Fake News zu den fünf grössten Problemen ihres Landes zählen. Das ist insofern bemerkenswert, als Jugendliche zwar den sozialen Medien, einem der wichtigsten Faktoren beim Aufkommen der Fake-News-Problematik, einen immer grösseren Stellenwert in ihrem Leben einräumen, sich aber offensichtlich der damit verbundenen Gefahren durchaus bewusst sind. Dennoch wenden sie sich von verlässlicheren Informationsquellen wie Tageszeitungen oder dem Radio immer mehr ab.

Überblick: Die 10 wichtigsten Erkenntnisse des Credit Suisse Jugendbarometers 2020

  1. Die Jugend wird politischer: Der Anteil Junger, der politisches Engagement wichtig findet, nimmt seit 2018 deutlich zu. Für Themen wie den Umwelt- und Klimaschutz und die Gleichstellung der Geschlechter möchte man sich zunehmend auch aktiv einsetzen. In der Schweiz verdoppelte sich der Anteil Jugendlicher, die an politischen Demonstrationen teilnehmen, im Vergleich zu 2018. Gleichzeitig bleibt der Anteil Junger, der selber eine Partei beitreten möchte, sehr tief.
  2. Regierungskonform statt Versagensvorwurf: Obwohl die befragten Jugendlichen klaren Handlungsbedarf und Problemdruck bei verschiedensten Themen sehen, wird den Regierungen ihrer Länder nicht generelles Versagen vorgeworfen. Gerade die Massnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise werden zumeist mitgetragen – trotz der sehr unterschiedlichen Herangehensweisen in den untersuchten Ländern.
  3. Lehren aus der Corona-Krise: Weniger Konsum und weniger Angst, etwas zu verpassen – das sind die Vorsätze, die sich viele Jugendliche nach den Monaten des Lockdowns setzen. Die Pandemie hat den Jungen aber auch globale Abhängigkeiten vor Augen geführt und den Wunsch nach mehr Eigenversorgung auf nationaler Ebene gestärkt. Für eigene Beschaffungen wollen die Jugendlichen in den USA, Brasilien und Singapur zudem in Zukunft (noch) mehr online einkaufen. Nur in der Schweiz scheint sich dieser Trend nicht weiter zu beschleunigen.
  4. Bewertung der Corona-Krise: Rund jede und jeder fünfte Jugendliche in der Schweiz sieht sich durch die Pandemie einer Verschlechterung der eigenen privaten oder finanziellen Situation ausgesetzt. Die von der Landesregierung bis zum Befragungszeitpunkt ergriffenen Massnahmen wurden aber insgesamt als sehr ausgewogen wahrgenommen. In unsicheren Zeiten wünscht man sich zudem in den vier Ländern starke Führungsfiguren, die Massnahmen notfalls auch gegen Widerstand durchsetzen.
  5. Nachhaltigkeit statt Religion: In allen Ländern sind Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen für die Jugendlichen zentral. Abgesehen von Brasilien fühlen sich in allen untersuchten Ländern mehr Jugendliche der Klimabewegung zugehörig als dass sie sich als Teil einer Religionsgemeinschaft sehen. In der Schweiz sind es gar doppelt so viele, die sich als Teil der Klimabewegung sehen.
  6. Sinkender Zukunftsoptimismus: Der ungebremste Optimismus und der Glaube an eine rosige Zukunft, der bei den frühen Vertreterinnen der Generation Y noch eher vorhanden war, ist weg. Über die letzten zehn Jahre nimmt der Anteil Junger, der mit Zuversicht nach vorne blickt, ab. In der Schweiz bezeichnet sich noch genau die Hälfte der Jugendlichen als «eher zuversichtlich» in Bezug auf die eigene Zukunft – 2018 waren es noch über 60 Prozent –, in den USA, Singapur und Brasilien sind es noch weniger.
  7. Die grössten Sorgen junger Schweizer und Schweizerinnen: Obwohl noch Jahrzehnte von der Pension entfernt, sehen Junge in der Schweiz die Zukunft der Altersvorsorge als das grösste Problem des Landes an. Die aktuelle Krisensituation, so die Wahrnehmung der Jungen, hat den Reformdruck bei der Altersvorsorge noch verstärkt – rund die Hälfte der Befragten nennt dieses Problem. An zweiter und dritter Stelle auf der Sorgenliste folgen die Bewältigung der Corona-Pandemie und der Umwelt- und Klimaschutz.
  8. Zukunft der Arbeitswelt: Trends wie die Digitalisierung, Agilität oder Soziokratie, zu der etwa die Selbstorganisation in Teams oder die Einführung neuer Entscheidungsformen in Unternehmen gehören, mischen die Arbeitswelt auf. Dennoch empfinden Junge einen guten Chef, angemessenen Lohn und Toleranz auch in diesem Jahr als wichtiger als Gleitzeiten und Home-Office – und das obwohl die flexibleren Arbeitsweisen aufgrund der Corona-Pandemie gegenüber früheren Jahren sprunghaft an Verbreitung und Wichtigkeit gewonnen haben. Die Erfahrungen prägen jedoch – rund die Hälfte der Jugendlichen in der Schweiz und den USA und gar deutliche Mehrheiten in Singapur und Brasilien haben vor, auch in Zukunft regelmässig im Home-Office zu arbeiten. Die wichtigsten Grundwerte und Wünsche der Jugendlichen mit Bezug auf ihre Arbeitgeber bleiben aber auch vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen konstant.
  9. Medienwandel schreitet rasant voran: Noch informiert sich eine Mehrheit der Jugendlichen mehrmals täglich in diversen Medien über das Geschehen im eigenen Land und auf der Welt. Dieser Anteil nimmt jedoch ab, und es wird immer schwieriger, junge Leute über klassische Kanäle wie Zeitungen, Radio oder Fernsehen zu erreichen. Der Medienwandel weg von linearen Medien hin zu sozialen Netzwerken vollzieht sich rasant. Nur Facebook gehört neben den gedruckten Tageszeitungen zu den grossen Verlierern.
  10. Trends geprägt durch technischen Fortschritt: Das Leben von Jugendlichen ist geprägt durch Trends im Bereich der digitalen Kommunikation und Unterhaltung. Was «in» ist, was genutzt wird und womit sich die Jugend identifiziert, hängt auch stark von digitalen Möglichkeiten ab. Das Aufkommen und die Verbreitung neuer Apps erfolgt in Zyklen von drei bis fünf Jahren. Obwohl YouTube bereits seit über 15 Jahren existiert, führt das gesteigerte Bedürfnis Jugendlicher nach bildbasierten Inhalten von und für das eigene Zielpublikum zu neuen Höchstwerten in der Mediennutzung.

Das Credit Suisse Jugendbarometer 2020 – eine international repräsentative Umfrage
Was die nächste Generation, die Gesellschaft und die Wirtschaft in den kommenden Jahren prägen wird, ist für die Credit Suisse eine zentrale Frage. Mit der Jugendbarometer-Studie will die Credit Suisse deshalb einen Beitrag zur öffentlichen Debatte zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen und zum Dialog insbesondere mit der jungen Generation leisten. Erhoben wird das Jugendbarometer seit 2010 vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Credit Suisse als repräsentative Studie, für die jeweils rund 1‘000 Jugendliche in der Schweiz, Brasilien, den USA und (seit 2013) Singapur im Alter von 16 bis 25 Jahren befragt werden. Es gibt Einblick in Lebensweise, Probleme und Einstellungen der Jugendlichen und trägt aktuellen Ereignissen wie in diesem Jahr beispielsweise der COVID-19-Pandemie Rechnung. Die Umfrage 2020 wurde im Juni und Juli online durchgeführt.

Die Resultate des Jugendbarometers widerspiegeln auch Entwicklungen, die im Rahmen der Credit Suisse Supertrends identifiziert wurden. Insbesondere der Supertrend «Werte der Millennials» bietet Anknüpfungspunkte an die Studie, die aufzeigt, wie nachhaltige Konsum- und Verhaltensmuster und digitale Apps die jüngere Generation prägen. Auch der Klimawandel – ebenfalls ein Supertrend – steht für viele Jugendliche hoch auf der Agenda und gehört zu den zentralen Komponenten des erstarkten politischen Bewusstseins dieser Generation. Mehr Informationen finden sich unter www.credit-suisse.com/supertrends

Die Zukunft unserer Jugend und die Nachwuchsförderung sind der Credit Suisse ein wichtiges Anliegen. Nachwuchskräfte erhalten deshalb entsprechende Schulungen, Mentoring und Karriereberatung, um ihnen beim Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung zu helfen. Im Schweizer Heimmarkt, wo die Credit Suisse zu den wichtigsten Arbeitgebern gehört, bietet man einer grossen Anzahl junger Menschen diverse Möglichkeiten, in die Bankindustrie einzusteigen. 2019 profitierten bei der Credit Suisse insgesamt 1‘165 Absolventen verschiedener Schulstufen von einem systematischen Ausbildungsprogramm in der Schweiz.

Die detaillierten Auswertungen der Studie, inklusive Infografiken, finden Sie in Deutsch und Englisch unter www.credit-suisse.com/jugendbarometer

Twitter
Auf Twitter findet die Diskussion rund um das Jugendbarometer 2020 unter dem Hashtag #jugendbarometer statt.