Inflation kommt Fixed-Income-Anlagen zugute
Ein hohes Inflationsniveau prägt seit einiger Zeit die Wirtschaft. Erfahren Sie, warum die Inflation gestiegen ist, wie sie bekämpft wird und warum Anleihen wie Fixed Income von höheren Zinsniveaus profitieren.
Rückblick auf 2022: Ursprung der jüngsten Inflation
Die vergangenen drei Jahre waren auf den Finanzmärkten deutlich turbulenter als die Zeit zuvor. Schocks wie die Coronapandemie und die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise haben für ein hohes Mass an Unsicherheit gesorgt. Ihren Anfang nahm die Inflation bereits im Zuge der Pandemie, die am 11. März 2020 offiziell erklärt wurde. Der Lockdown führte zu einem höheren Bedarf an Konsumgütern, die Produktion konnte aber nicht mit der Nachfrage Schritt halten. Allerdings erholte sich die Weltwirtschaft nach der Pandemie überraschend schnell – unter anderem auch dank fiskal- und geldpolitischer Unterstützung. Mit der Erholung stieg auch die Nachfrage nach Waren. Ein Produktionsanstieg, eine erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen und ein dementsprechender Preisanstieg waren die Folge. Globale Lieferkettenprobleme, zum Beispiel Produktionsausfälle in China, verschärften die Situation weiter.
Durch den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 mit seinen wirtschaftlichen Folgen, wie höhere Preise insbesondere im Energiesektor, erreichte die globale Inflation ein seit Langem nicht mehr beobachtetes Niveau. Die Inflation in der Schweiz stieg im Sommer 2022 auf über 3 Prozent, womit sie dennoch weit hinter der Inflation in den USA und Deutschland liegt.
Zinserhöhungen bekämpfen die Inflation
Die Inflation stieg 2022 letztendlich über den Zielkorridor hinaus. Das veranlasste unter anderem die US-Notenbank (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) dazu, ihre Leitzinsen zu erhöhen. Diese drastische geldpolitische Straffung der Zentralbanken hat zur Bekämpfung der Inflation beigetragen. In jüngster Zeit ist die Inflation deutlich gesunken und die Zentralbanken nähern sich dem Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus. Aber die Regulierungsmassnahmen haben auch Folgen: Die Nachfrage nach Krediten sank und die Wirtschaftstätigkeit wurde insgesamt ausgebremst.
Die Intervention der Zentralbanken hat das Wirtschaftswachstum verlangsamt und Fragen nach der Wahrscheinlichkeit einer Rezession aufgeworfen. Da die Fed ihre Zinserhöhungen voraussichtlich im Mai beendet haben wird und die EZB zur Mitte des Jahres, dürften die USA und die Eurozone einer Rezession knapp entweichen. In der Schweiz sieht die Credit Suisse ein moderates Risiko für zwei aufeinanderfolgende Quartale mit rückläufigem Bruttoinlandprodukt (BIP) – zumindest solange der private Konsum widerstandsfähig bleibt, wovon auszugehen ist. Dennoch scheint eine Verlangsamung angesichts der geldpolitischen Straffung, der geopolitischen Unsicherheit und des schwachen globalen Umfelds unausweichlich.
2022 verzeichnet die schärfste Fixed-Income-Korrektur seit einem Jahrhundert
Im Jahr 2022 entwickelten sich sowohl Aktien als auch Anleihen negativ: So haben die steigende Inflation und aggressive Zinserhöhungen der Zentralbanken zu Verlusten bei festverzinslichen Anlagen geführt, während das schwächere Wachstum die Aktienmärkte belastete. Innerhalb eines Kalenderjahrs ist eine solch starke positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen eher ungewöhnlich und wurde zuletzt 1969 beobachtet.
Auch das Jahr 2023 dürfte aussergewöhnlich ausfallen, jedoch in anderer Hinsicht. Auf den starken Start der Finanzmärkte zu Beginn des Jahres folgten seit Mitte März 2023 der Zusammenbruch mehrerer US-Banken sowie die Integration der Credit Suisse in die UBS. Obwohl sich die Märkte von ihrem Tiefstand im März erholt haben, dürften die Renditekurven noch einige Zeit invertiert bleiben und ein moderates Wachstum sowie hohe Inflationswerte bevorstehen. Ein solches Umfeld führt zu Unsicherheit und Volatilität, die sich auch im Zinsvolatilitätsindex der Credit Suisse widerspiegelt. Gegenwärtig zeigt dieser eine ungewöhnlich hohe Volatilität ausserhalb einer Rezession.
Was bedeuten die inflationären Zeiten für Anlegerinnen und Anleger?
Es wird mit einer anhaltend erhöhten Volatilität an den Märkten gerechnet. Dies dürfte das Wachstum und somit Risikoanlagen wie Aktien weiterhin belasten. In diesem Umfeld empfiehlt die Credit Suisse, überlegt zu handeln, ohne die langfristigen Ziele aus dem Blick zu verlieren. Insbesondere nach den Turbulenzen vom März 2023 rät die Credit Suisse Folgendes:
- Ruhe bewahren
- Portfolioallokation sorgfältig analysieren
- Anlagechancen mit geringeren Risikomerkmalen suchen
Im Gegensatz zu Aktien weisen Anleihen eine geringere Volatilität und ein wesentlich besseres Risiko/Rendite-Profil auf. Aus diesem Grund haben die Anleihenmärkte gegenüber anderen Anlageklassen, allen voran Aktien, stark an Attraktivität gewonnen. Fixed-Income-Anleihen haben jedoch nicht nur gegenüber risikoreicheren Anlageklassen Vorteile, sondern auch auf absoluter Ebene – vorausgesetzt, sie erzielen in Zukunft höhere Renditen. Dieser Vorteil hängt mit den vergangenen Zinsbewegungen zusammen.
Die Credit Suisse rechnet damit, dass die Zinsen auf einem höheren Niveau bleiben werden, womit sich das seit der Finanzkrise 2008/09 vorherrschende Niedrigzinsumfeld abkehrt. Aufgrund dieser Trendwende dürfte es einen Anstieg der erwarteten Renditen aus Anleihenanlagen geben. Dementsprechend können Anleihen wieder eine wichtigere Rolle in den Portfolios der Anlegerinnen und Anleger spielen und dürften erneut Diversifikationsvorteile bieten. Eine Aufstockung der Fixed-Income-Allokation im Portfolio ist daher empfehlenswert.