Investitionen in Privatmärkte Die ganze Wahrheit über Privatmärkte 

Die ganze Wahrheit über Privatmärkte 

Privatmärkte bieten attraktive Anlagechancen, die ansonsten unzugänglich wären. Die Zielunternehmen versprechen neben guten Renditen auch andere, nichtfinanzielle Vorteile.

Der Private-Equity-Markt ist im Jahr 2020 nach Angaben von McKinsey um 8 % auf USD 5 Billionen gewachsen. Damit hat er alle anderen privaten Anlageklassen wie auch die meisten öffentlichen Märkte in den Schatten gestellt.1

Solche Überrenditen sucht jeder Anleger, aber kaum jemand traut sich über die öffentlichen Märkte hinaus. Vielen Investoren fehlt es an Erfahrung und Wissen, um am Privatmarkt erfolgreich zu sein. Ohne eigene Expertise oder den richtigen Partner an seiner Seite ist es schwer, Zugang zum Privatmarkt zu bekommen oder die Preise und das Potenzial der Transaktionen richtig zu beurteilen. Gleichwohl gehören Privatinvestitionen in ein gut diversifiziertes Portfolio. Eine ausreichende Diversifikation ist entscheidend, um die Portfoliorendite zu steigern und das Risiko zu senken.

Der Privatmarkt bietet diverse Anlageformen in nicht kotierte Unternehmen und deren Fremdkapital. Direktinvestitionen sind ebenso möglich wie Investitionen in Private-Equity- oder Venture-Capital-Fonds über Banken oder andere Intermediäre. Viele Unternehmen haben es heute nicht sehr eilig mit dem Börsengang. Deshalb bietet der Privatmarkt Anlagechancen in Firmen, die ansonsten unzugänglich wären, und unterstützt damit eine bessere Diversifikation.2 Family Offices investieren im Durchschnitt 29 % ihres verwalteten Vermögens in Privatmarktanlagen. Wer mit einer privaten Investition liebäugelt, sollte aber die Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Märkten kennen und die möglichen Konsequenzen verstehen.

Privatmärkte sind eine andere Welt

Die wichtigsten Unterschiede von privaten gegenüber öffentlichen Märkten beziehen sich auf Liquidität, Transparenz, Regulierung und Risiko. Das heißt aber nicht, dass Privatunternehmen durch diese Unterschiede generell im Nachteil sind. Die hohe Liquidität börsenkotierter Unternehmen ermöglicht zwar schnellere Käufe und Verkäufe. Dies kann aber eine hohe Volatilität nach sich ziehen, da man dem Störfeuer kurzfristiger Meldungen ausgesetzt ist, die den Kurs mitunter auf Achterbahnfahrt schicken. Zudem sind öffentliche Märkte stärker reguliert – strenge Berichterstattungs- und Transparenzvorschriften sollen den Markt sicherer und fairer für Anleger machen. Aber natürlich können auch börsenkotierte Firmen scheitern. Dies bringt uns zum Risikoaspekt.

Jede Anlage ist mit Risiken verbunden – nur einige Anlagen mehr als andere. Deshalb sollten Interessenten in Privatmarktanlagen einige kritische Punkte beachten. So sind die Investitionsziele oft sehr junge Unternehmen, denen per se ein hohes Risiko anhaftet. Hier ist es wichtig, die Erfahrung und Kompetenz des Managements zu prüfen. Oft besteht eine hohe Abhängigkeit von Schlüsselpersonen; viele Unternehmen stehen und fallen etwa mit dem Firmengründer. Oder der Markt selbst ist so neu, dass es noch keinen Regulierungsrahmen gibt – man denke beispielsweise an Kryptowährungen und Non-Fungible Token. Ein weiterer Punkt ist die allgemeine Unberechenbarkeit von Verbrauchern, was zu unsicheren Marktprognosen führt. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Die gute Nachricht ist aber, dass den Risiken entsprechende Chancen gegenüberstehen.

Sorgfältige Auswahl

Theoretisch sollte die Auswahl von Investitionen auf eigenen Branchenkenntnissen des Investors basieren. In der Praxis sieht dies aber manchmal anders aus.

Immer mehr an Bedeutung gewinnen Anlagen in ökologische, soziale und Governance-Themen (ESG-Anlagen), bei denen der Zweck im Vordergrund steht. Aber auch hier müssen Investoren dieselben Faktoren beachten wie bei jeder anderen Anlage, einschließlich Risiko-Chancen-Profil, Investitionssumme, Zeithorizont, Region, regulatorischer Ausblick, erwartete Verwässerung durch weitere Finanzierungsrunden und vor allem die eigene Branchenerfahrung.

Chancen mit beschränktem Zugang

Investitionsziele gibt es wie Sand am Meer, von Weltraumthemen über Pharma bis Lebensmittel. Sie stehen in jeder Form, Größe und Lebenszyklusphase zur Verfügung. Es gibt eine Menge Startups und Jungfirmen, aber auch für Later-Stage-Unternehmen ist es nicht ungewöhnlich, sich etwa vor dem angestrebten IPO oder Verkauf noch hohe Kapitalsummen zu beschaffen.

Zugang zu diesen Chancen erhält man entweder durch Direktinvestitionen, oder man engagiert sich indirekt über Private-Equity- bzw. Venture-Capital-Fonds oder professionelle Manager. Weitere Akteure am Privatmarkt sind Banken und Netzwerke.

Aber keine dieser Möglichkeiten nützt etwas, wenn das Investitionsfenster sich zu schnell schließt – oder sich gar nicht erst für jeden öffnet. Einige Privatunternehmen beschaffen sich ihr Kapital binnen weniger Wochen und bewegen sich dafür nur in ihrem eigenen Netzwerk aus Family Offices, Staatsfonds, Private-Equity-Fonds usw.

Berater können das Risiko senken

Die Höhe von Privatmarktinvestitionen kann stark variieren, wobei Summen von USD 0,5–1 Millionen. ein guter Anhaltspunkt sind. Unabhängig vom Anlagebetrag wird es aber ohne die Hilfe von Experten schwer. Berater wie Banken, Fonds und Netzwerke bieten fundierte Expertise in Bezug auf Sektoren, Firmen, Regionen oder Investitionen mit verschiedener Laufzeit. Zudem können sie die Bewertung einer Investition einschätzen – immer ein heikles Thema –, eine Due Diligence durchführen oder Zusatzvereinbarungen verhandeln, wie die Übernahme von Verwaltungsratsmandaten und Beraterrollen oder Ausschüttungen mit steigendem Verlauf. Bei Direktinvestoren tragen die Berater alle Last auf ihren Schultern, so dass entsprechende Erfahrung und Kompetenz von ihrer Seite unerlässlich sind.

Egal ob ein Privatinvestor auf eigene Faust oder mit einem Berater agiert – eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Bei Private-Equity- und Venture-Capital-Gesellschaften gilt normalerweise als Faustregel, dass von zehn Investitionen drei Gewinne machen, ein paar weitere plus minus Null ausgehen und der Rest ausfällt. Zur Risikoeindämmung engagieren sich einige Privatinvestoren in mehreren sektorspezifischen Fonds, die auf ihrem Gebiet jeweils führend sind, wie Pharma, Fintech, Food Tech oder Infrastruktur. Sorgfältig ausgewählte Privatanlagen sollten sich unter dem Strich positiv entwickeln und bergen hohes Renditepotenzial. So beteiligten sich Kunden von Credit Suisse letztes Jahr an der pre-IPO-Runde einer Firma, die nur ein Jahr später zum doppelten Preis an die Börse ging.

Nichtfinanzielle Anreize von Privatinvestitionen

Auch wenn für Privatinvestoren Rendite im Zentrum steht, sind sie einem Zielunternehmen oft auch emotional verbunden und profitieren noch auf andere Weise von der Investition. Dies wird zusätzlich befeuert durch eigene Research-Aktivitäten, weil private Investitionsziele meist nicht von Analysten oder Intermediären überwacht werden. Oder den Anlegern liegen ESG-Themen am Herzen, weil sie etwas in der Welt bewirken wollen. Andere Investoren haben sich schon immer für das Tätigkeitsfeld ihres Zielunternehmens interessiert, so dass die Beschäftigung damit eine Art Hobby für sie ist. Und nicht zuletzt spielt auch der Stolz eine Rolle, beim „nächsten großen Ding“ hautnah dabei zu sein oder sich beratend beim Zielunternehmen einbringen zu können.

Das Universum der Privatmärkte ist weitläufig und bei intensiver Erkundung bietet es gute Chancen, um seine Renditeziele zu erreichen. Zum besten Ergebnis führt wie bei allen Anlagen eine fundierte Strategie.

Häufige Fragen

Es handelt sich um direkte Investitionen in nicht börsenkotierte Unternehmen und deren Fremdkapital.

Die größten Unterschiede bestehen im Hinblick auf Liquidität, Transparenz, Regulierung und Risiko. Privatmarktanlagen haben normalerweise einen kleineren Investorenpool und sind deshalb weniger liquide. Dies macht schnelle Käufe und Verkäufe schwierig. Zudem sind private Anlagen weniger reguliert als die am öffentlichen Markt, was zulasten der Transparenz gehen kann. All diese Aspekte können Einfluss auf das Risiko einer Investition haben.

Grundsätzlich gibt es in allen Sektoren Privatinvestitionen, aber einige Sektoren sind beliebter bzw. stärker gefragt als andere. Aktuelle Beispiele sind Food-Tech, Agritech und Medizintechnik. Meistens sind es Startups oder junge, wachstumsstarke Firmen bzw. Disruptoren, die nach Privatinvestitionen suchen.

Es gibt keine Durchschnittswerte, aber die Untergrenze für Direktinvestitionen beträgt in der Regel USD 0,5–1 Millionen. Von etablierteren Firmen werden oft höhere Mindestbeträge aufgerufen, hier kann man von rund USD 5–10 Millionen ausgehen.

Der Zugang erfolgt in der Regel über Private-Equity- bzw. Venture-Capital-Fonds, Banken oder andere Intermediäre. Darüber hinaus gibt es auch organisierte Networking-Veranstaltungen. Direktinvestitionen ohne Unterstützung durch professionelle bzw. renommierte Intermediäre empfehlen wir ausdrücklich nur erfahrenen Investoren mit entsprechender Expertise.

Generell sollte man einer festen Auswahlstrategie folgen, die unter anderem Faktoren wie Risiko, Zeithorizont, Sektor, Renditepotenzial und Firmenalter berücksichtigt. Viele Investoren lassen sich aber auch von persönlichem Interesse oder eigener Erfahrung in bestimmten Sektoren leiten.

Die Bewertungen variieren stark, sollten aber im Einklang mit den Risiken und Chancen der jeweiligen Investition stehen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen zu Beginn deutlich überhöhte Bewertungen aufrufen. Dies ist einer der Gründe, warum sich unerfahrene Privatinvestoren immer einen renommierten professionellen Partner suchen sollten.

Normalerweise gibt jedes Unternehmen regelmäßig Auskunft. Wichtige Anteilseigner erhalten aber in kürzeren Zeitabständen detaillierte Updates.

Es gibt keine zeitliche Unter- oder Obergrenze, aber in der Regel ist zwei bis zehn Jahre nach der Investition mit Rückflüssen zu rechnen. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Alter des Zielunternehmens.

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Fussnoten:

1 „McKinsey’s Private Markets Annual Review“ (McKinsey & Company), April 2021
2 „The Opportunities And Challenges Of Private Market Investing“ (Forbes), Oktober 2020