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KMU-Exportindikator 3. Quartal 2012: Euro-Krise hinterlässt Spuren

Die Krise in Europa bereitet den Schweizer KMU zunehmend Sorgen. Hinzu kommt, dass die bisherigen Wachstumsimpulse aus Asien und den USA nachlassen und den Nachfragerückgang in Europa nicht kompensieren können. Entsprechend hat sich die Exportstimmung im Quartalsverlauf spürbar abgekühlt. Darüber hinaus wachsen die Befürchtungen, dass der starke Franken die Exporte zusätzlich bremst und die Gewinnmargen reduziert. Das ist der Befund des KMU-Exportindikators der Credit Suisse und der Osec.

Das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, notiert zurzeit bei -0.92 (im Vorquartal: -0.33). Damit liegt es nur noch marginal über der Wachstumsschwelle von -1. Das Schweizer Exportwachstum dürfte somit im nächsten Quartal zum Stillstand kommen.

Gleichzeitig zeigen die KMU-Exportperspektiven der Osec eine Verdüsterung der Exportstimmung: Aktuell wird ein Wert von 55,2 Punkten erreicht, gegenüber 60,2 Punkten im Vorquartal. Dieser Wert errechnet sich aus der Exportstimmung der KMU für das 3. Quartal 2012 sowie den effektiven Exporten im Vorquartal. Trotz dem Rückgang gegenüber dem Vorquartal deuten die KMU-Exportperspektiven noch auf leicht steigende Exporte hin, liegt doch die Wachstumsschwelle bei 50 Punkten auf der von 0 bis 100 reichenden Skala. 34,5% der Schweizer KMU erwarten für das kommende Quartal einen Exportzuwachs, gegenüber 38,0% im Vorquartal. 45,9% gehen von einer Stagnation ihres Exportvolumens aus, im Vergleich zu 50,5% zu Beginn des 2. Quartals 2012. Und mittlerweile jedes fünfte KMU (19,6%) befürchtet rückläufige Exporte, während es im Vorquartal nur gut jedes zehnte war (11,5%).

Markante Unterschiede nach Branchen
Gemäss dem Credit Suisse Exportbarometer bestehen für die Metallindustrie sowie die Elektronik- und Präzisionsinstrumente nach wie vor überdurchschnittliche Exportaussichten. Weiterhin am trübsten sehen die Exportaussichten für die Papierindustrie aus.

Erwarteten bei den KMU-Exportperspektiven der Osec zu Beginn des 2. Quartals 2012 noch alle Branchen mit Ausnahme der Papierindustrie ein Exportwachstum, so sind die KMU heute erheblich pessimistischer: Nur noch drei Branchen – Dienstleistungen, Präzisionsindustrie sowie Chemie / Pharma – sehen sich weiter auf Wachstumskurs. Die übrigen Sektoren gehen für das 3. Quartal von einem Rückgang aus – allen voran der Maschinenbau; aber auch die Papierindustrie und der Konsumgütersektor erwarten deutlich rückläufige Ausfuhren.

Die KMU, die höhere Exporte erwarten, führen dies vor allem auf Produktinnovation zurück. Darauf entfallen 49% der Nennungen, gegenüber 52% im Vorquartal (Mehrfachnennungen möglich). 43% nennen verstärktes Marketing als Grund, während es im Vorquartal noch 49% waren. Nicht überraschend hat der Faktor Erholung des wirtschaftlichen Umfelds deutlich an Bedeutung verloren mit noch 19% der Nennungen, nach 25% im Vorquartal. Die KMU, die von rückläufigen Ausfuhren ausgehen, schreiben dies neu primär dem konjunkturellen Abschwung zu: 56% nennen diesen Faktor, gegenüber 42% im Vorquartal. Dadurch wurde der Faktor Konkurrenzdruck auf den zweiten Platz verdrängt mit nur noch 44% der Nennungen, nachdem es im Vorquartal noch 54% gewesen waren.

Sorge um Frankenstärke kehrt zurück
Wieder mehr Sorgen machen sich die KMU über die Währungsproblematik: Zu Beginn des 3. Quartals 2012 erwarten 70% der im Rahmen der KMU-Exportperspektiven der Osec befragten Unternehmen, dass sich ihr Exportwachstum als Folge des starken Frankens verlangsamen werde. Im Vorquartal waren es 64%. Besonders sensitiv bezüglich Währungsentwicklung zeigen sich die Branchen Maschinenbau und Metallindustrie, in denen 86% respektive 83% der KMU einen negativen Einfluss erwarten. Eher resistent zeigt sich der Dienstleistungssektor, in dem nur 45% der befragten Firmen von einem negativen Einfluss ausgehen.

81% der KMU geben an, dass der starke Franken negative Auswirkungen auf ihre Gewinnmargen hat. Im Vorquartal waren es 75%. In der Metallindustrie gaben alle KMU an, dass sie Margendruck erwarten. Ebenfalls ausgeprägt ist der Margendruck in der Chemie / Pharma (91%), der Elektrotechnik (85%), der Präzisionsindustrie (84%) und der Papierindustrie (82%). Die 19% der KMU, die keinen negativen Einfluss auf ihre Gewinnmargen befürchten, geben an, dass sie Preiserhöhungen durchsetzen oder Absicherungsgeschäfte tätigen.

Asien und Nordamerika verlieren an Zugkraft
Gemäss dem Exportbarometer der Credit Suisse haben sich die Exportaussichten für die Schweizer KMU weltweit verschlechtert. Waren im Vorquartal noch positive Impulse aus den USA zu erwarten, stehen die Zeichen derzeit nur noch in wenigen Schwellenländern, namentlich der Türkei, Russland und Indien, auf Wachstum.

Ungeachtet von Frankenstärke und Eurokrise bleibt Europa die bei weitem bedeutendste Absatzregion für Schweizer Ausfuhren. 94% der durch die Osec befragten Schweizer KMU beabsichtigen, in der zweiten Jahreshälfte 2012 nach Europa zu exportieren, gegenüber 95% im Vorquartal (Mehrfachnennungen möglich). Asien, die zweitwichtigste Destination für Schweizer Exporte, wird hingegen an Bedeutung einbüssen. 51% der Schweizer KMU werden im nächsten Halbjahr in die Region Asien-Pazifik exportieren (Vorperiode 56%). Wichtigste asiatische Exportdestination bleibt China; allerdings liegt der Anteil mit 30% deutlich unter dem Vorquartal mit 37% der Nennungen. Nach Nordamerika dürften in den kommenden sechs Monaten 42% der KMU exportieren, 28% in die Region Naher Osten-Afrika sowie 23% nach Südamerika.

Methodik Credit Suisse Exportbarometer
Das Credit Suisse Exportbarometer nutzt die Abhängigkeit der Schweizer Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Exportmärkten. Zur Konstruktion des Exportbarometers werden wichtige Vorlaufindikatoren für die Industrie in den 28 wichtigsten Abnehmerländern zusammengetragen. Diese Indikatoren haben in der Regel einen Prognosehorizont von ungefähr einem bis zwei Quartalen. Die Werte dieser Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweiligen Landes gewichtet. Das Exportbarometer verdichtet diese Informationen zu einem einzigen Indikator. Da es sich um standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht dem langfristigen Durchschnittswachstum der Schweizer Exporte von 4,8% seit 1985. Die Wachstumsschwelle liegt dementsprechend unter der Nulllinie bei etwa -1.
Für ausführlichere Informationen: Credit Suisse (2009), Aussenhandel Schweiz – Fakten und Trends, Swiss Issues Branchen, verfügbar unter www.credit-suisse.com/research.

Methodik Osec-KMU-Exportperspektiven
Die KMU-Exportperspektiven basieren auf der quartalsweisen Befragung von über 200 Unternehmen aus einem festen Panel von Schweizer KMU, welche die Branchen Pharma / Chemie, Maschinenbau, Konsumgüter, Metallindustrie, Papier, Elektrotechnik, Präzisionsindustrie und Dienstleistungen repräsentieren. Die KMU geben an, ob sie für das laufende und für das kommende Quartal einen Zuwachs, eine Stagnation oder einen Rückgang ihrer Exporte erwarten. Um den Prognosecharakter der KMU-Exportperspektiven zu betonen, wird die erwartete Exportaktivität im folgenden Quartal mit 60% gewichtet, während die Exporte im laufenden Quartal mit 40% gewichtet werden. Der KMU-Exportindikator kann einen Wert zwischen 0 und 100 erreichen, wobei Werte zwischen 0 und 50 einen erwarteten Rückgang der Exporte und Werte von 50 bis 100 ein erwartetes Exportwachstum signalisieren. Über die Angaben zum Exportvolumen hinaus liefern die Teilnehmer weitere Informationen, beispielsweise zu den Gründen für die Veränderung ihres Exportvolumens, den Exportmärkten, etc. Diese Angaben liefern ein aussagekräftiges Bild über die Exportaktivitäten der Schweizer KMU.