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Wohnen und Pendeln: Wo lebt sich's am günstigsten?

Credit Suisse veröffentlicht Studie zum verfügbaren Einkommen in der Schweiz

Nicht überall in der Schweiz kostet das Leben gleich viel. Mit einem Wohnortswechsel – teilweise bereits in die nahe Umgebung – können Schweizer Haushalte beträchtliche Einsparungen machen und ihr Budget optimieren. Für die Beurteilung der finanziellen Wohnattraktivität einer Gemeinde ist die Steuerbelastung nur ein Faktor. Ein umfassenderes Kriterium ist das frei verfügbare Einkommen, das sämtliche wohnortsgebundenen Kosten einschliesst. Seit 2006 berechnen die Ökonomen der Credit Suisse das frei verfügbare Einkommen in den rund 2'700 Schweizer Gemeinden für eine Vielzahl von modellhaften Haushaltstypen. Die aktuellste Berechnung des frei verfügbaren Einkommens in der Schweiz, der sogenannte RDI-Indikator, berücksichtigt auf Gemeindeebene neu auch die Ausgaben für Pendelwege.

Die Kriterien für die Wahl des „richtigen“ Wohnortes sind vielfältig. Neben Wohnlage und Infrastrukturangebot, der Verfügbarkeit passender Wohnobjekte, emotionalen Kriterien und persönlicher Vernetzung an einem Ort spielen auch finanzielle Faktoren eine wichtige Rolle. Dafür einzig die Steuerbelastung in Betracht zu ziehen, greift gemäss den Ökonomen der Credit Suisse zu kurz. Auch andere obligatorische Abgaben, wie etwa Krankenversicherungsprämien oder die Ausgestaltung der Eigenmietwertbesteuerung für Wohneigentümer sollten für die Beurteilung der finanziellen Wohnattraktivität berücksichtigt werden. Darüber hinaus sind auch standortgebundene Fixkosten wie Mieten, Immobilienpreise und nicht zuletzt die Kosten für den Pendelverkehr entscheidende Faktoren.

Zentrale Optimierungsgrösse: das frei verfügbare Einkommen
Das frei verfügbare Einkommen ist das zentrale finanzielle Kriterium für die Wahl des passenden Wohnortes. Es bezeichnet den Betrag, der einem Haushalt unter Berücksichtigung aller Einkommenskomponenten und nach Abzug sämtlicher Zwangsabgaben und Fixkosten für den privaten Konsum zur Verfügung steht. Da dieser Wert je nach den spezifischen Eigenschaften eines Haushalts variiert, haben die Ökonomen der Credit Suisse das frei verfügbare Einkommen für eine Vielzahl von modellhaften Haushaltstypen in den rund 2'700 Schweizer Gemeinden berechnet und einen Indikator für das frei verfügbare Einkommen in den Schweizer Kantonen und Gemeinden erstellt („Regional Disposable Income“ oder RDI-Indikator).

Kantons-Ranking: Uri steuert an die Spitze
Nachdem in früheren Berechnungen Appenzell Innerhoden jeweils die höchste finanzielle Wohnattraktivität aufwies, steht neu der Kanton Uri an der Spitze des Kantons-Rankings (Abbildung 1). Urner Mittelstandshaushalte profitieren seit 2009 von einer deutlich reduzierten Steuerbelastung und tragen vergleichsweise geringe Wohnkosten. Auf der Skala des RDI-Indikators erreichen die städtisch geprägten Kantone Genf, Basel-Stadt, Waadt, Basel-Landschaft und Zürich im Schweizer Vergleich unterdurchschnittliche Werte. Hohe Mieten und Immobilienpreise wie auch – insbesondere in Westschweizer Kantonen – vergleichsweise hohe obligatorische Abgaben verteuern das Leben in den Zentren. Im steuergünstigen Zug sind die Mieten und Immobilienpreise überdurchschnittlich stark gestiegen, was den Verlust eines Rangs im Kantonsranking zur Folge hat. Dem gegenüber steht der Kanton Jura, der die mit Abstand tiefsten Wohnkosten aufweist. Weitgehend unverändert hohe obligatorische Abgaben schmälern jedoch die finanzielle Attraktivität des Jura und haben auf der Skala der 26 Kantone zu einem Verlust von 5 Rängen geführt.

Frei verfügbares Einkommen in den Gemeinden: Pendeln kann sich auszahlen
Bei der Berechnung des frei verfügbaren Einkommens in den Schweizer Gemeinden berücksichtigen die Ökonomen der Credit Suisse neu auch die anfallenden Kosten für den Verkehrsweg ins nächstliegende Zentrum – und dies sowohl für den öffentlichen Verkehr als auch für den motorisierten Individualverkehr. Trotz höherer Kosten für das Pendeln lebt es sich in Agglomerationen deutlich günstiger als in den Zentren, wie der RDI-Indikator auf Gemeindeebene aufzeigt (Abbildung 2). Dabei zeigt sich, dass sich bereits bei kleinräumigen Wohnortswechseln wie zum Beispiel von Zentren in suburbane Gemeinden teilweise erhebliche Einsparungen realisieren lassen. Die Agglomerationen sind besonders attraktiv für Haushalte, die eine grössere Wohnfläche wünschen aber einen allzu langen Pendelweg in die Arbeitsmarktzentren vermeiden möchten. Besonders markant zeigt sich das Bild in der Genferseeregion: Trotz Berücksichtigung der Pendelkosten sind Gemeinden im Kanton Freiburg, die sich verkehrstechnisch nahe der Zentren Lausanne, Vevey und Montreux befinden, aus finanzieller Sicht um einiges attraktiver als die benachbarten Gemeinden im Kanton Waadt. Ähnlich attraktiv positionieren sich die Wohngemeinden der Kantone Aargau, Schaffhausen, Thurgau und Schwyz gegenüber dem Grossraum Zürich.

Zweigeteilte Bergregionen: Teure Tourismusdestinationen, günstige Peripherie
Weniger einheitlich gestaltet sich das Bild über die finanzielle Wohnattraktivität der Gemeinden in den Bergregionen. Vor allem international bekannte Tourismusdestinationen wie das Oberengadin, Davos, Grindelwald, Zermatt, Bagnes/Verbier und Gstaad-Saanen fallen mit stark unterdurchschnittlichen RDI-Werten auf. Der Grund dafür liegt vor allem in der hohen Nachfrage nach Zweitwohnungen und dem daraus resultierenden Preisdruck auf die Haushaltsbudgets der lokalen Bevölkerung. Die höchsten RDI-Werte weisen erwartungsgemäss die peripheren Gemeinden der Zentralschweiz sowie des Kantons Graubünden auf, die nicht als klassische Tourismusdestinationen bekannt sind.

Analysieren Sie Ihre Wohngemeinde
Mit der Analyse der finanziellen Wohnattraktivität wollen die Ökonomen der Credit Suisse grösstmögliche Transparenz über die regionalen Unterschiede der Schweizer Wohngemeinden und Kantone schaffen. Privatpersonen erhalten auf dieser Basis fundierte Daten über die finanzielle Wohnattraktivität ihres aktuellen oder zukünftigen Standortes und können somit Fehlschlüssen vorbeugen.