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Retail Outlook 2011: Kaum Versorgungslücken in Randregionen

Studie der Credit Suisse über die Perspektiven des Schweizer Detailhandels

Die Randregionen der Schweiz sind gemessen an der Wohnbevölkerung sehr gut mit Angeboten des Lebensmitteldetailhandels versorgt, wie die jährliche Detailhandelsstudie der Credit Suisse und des Beratungsunternehmens Fuhrer & Hotz zeigt. Der neu lancierte „Retail Provision Index“ (RPI) gibt zum ersten Mal einen vertieften Einblick in die regionalen Versorgungsdichten des Schweizer Detailhandels. Demnach sind Zentren und Tourismusregionen besonders dicht mit Detailhandelsangeboten versorgt. In grenznahen Gebieten fällt die Versorgungsdichte aufgrund des Einkaufstourismus unterdurchschnittlich aus. Konjunkturell sind die Aussichten intakt. Die Ökonomen der Credit Suisse prognostizieren 2011 ein Wachstum der Detailhandelsumsätze von nominal rund 1.5%. Die exklusive Umfrage unter Entscheidungsträgern der Branche zeigt, dass über die Hälfte der Befragten für das Jahr 2011 sogar einen Umsatzanstieg von über 2% budgetiert.

Trotz der starken Erholung der Wirtschaft in den vergangenen Quartalen dürfte die Schweiz 2011 aber nicht in den Konsumrausch der Boomjahre 2006 und 2007 zurückfallen. Die voraussichtliche Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik wird sich auch auf den Detailhandel auswirken. Das prognostizierte Umsatzwachstum für 2011 entspricht denn auch einer leichten Abschwächung gegenüber dem Wachstum im umsatzstarken Geschäftsjahr 2010. Den stärksten positiven Nachfrageimpuls wird 2011 wiederum die Zuwanderung liefern, welche sich auf hohem Niveau konsolidieren dürfte. Die Einwanderung hat in den vergangenen Jahren gemäss der Studie zu einem gewissen Sockelwachstum im Schweizer Detailhandel geführt.

Branchenvertreter budgetieren für 2011 Umsatzwachstum
Gemäss einer im Herbst 2010 vom Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz durchgeführten Umfrage unter 206 Entscheidungsträgern des Schweizer Handels und der Lieferantenpartner der Schweizer Industrie rechnen 35% der Befragten für 2011 mit einer Stagnation und 56% mit einer Erhöhung des Umsatzes. Der Optimismus der Detailhandelsvertreter zeigt sich auch bei der Verkaufsflächenplanung. 52% der Befragten planen 2011 eine Erhöhung der Verkaufsfläche um durchschnittlich 11%. Kein einziger Händler sieht eine Reduktion vor. Bereits in der Umfrage 2009 zeigten sich die befragten Unternehmen optimistisch für das darauffolgende Geschäftsjahr 2010. Der Optimismus war im Allgemeinen berechtigt: 67% der Befragten Unternehmen erreichten oder übertrafen 2010 den budgetierten Umsatz, beim Gewinn waren es gar 71%. Eine Ausnahme bilden die Lebensmitteldetailhändler, von denen etliche die gesteckten Umsatzziele verpasst haben. Mit ein Grund für dieses Ergebnis dürften die überraschend stark gesunkenen Sortimentspreise vieler Lebensmitteldetailhändler gewesen sein, was sich dämpfend auf die Umsätze ausgewirkt hat.

Rückblick 2010: steigende Umsätze, sinkende Preise
Das Jahr 2010 hat dem Detailhandel hohe Umsätze beschert. Nach Segmenten betrachtet geht der Detailhandel mit langlebigen Gütern als deutlicher Gewinner hervor. Diese Warengruppen profitierten davon, dass sich nach dem schwachen Geschäftsjahr 2009 der Konsumstau Anfang 2010 gelöst hatte. Der gewichtige Nahrungsmitteldetailhandel erwies sich mit einem Wachstum von rund 2% als tragende Säule der Branchenkonjunktur. Die Preise sind 2010 im Detailhandel um rund 1% gesunken. Ein wichtiger Grund war einerseits der starke Franken, welcher die Importgüter verbilligte. Offensichtlich haben die Detailhändler einen Teil dieser Einsparungen an die Konsumenten weitergegeben. Andererseits wurde das Wettbewerbsumfeld mit der ungebrochenen Expansion von Aldi und Lidl vor allem im Lebensmitteldetailhandel nochmals härter.

Lädelisterben in Randregionen – Filialisierung stieg am stärksten im Sporthandel
Das "Lädelisterben" ist kein Mythos, sondern Tatsache: Zwischen 1998 und 2008 musste im Schweizer Detailhandel netto jeder zehnte Laden, im kleinflächigen Lebensmitteldetailhandel gar jeder vierte Laden seine Tore schliessen. Gleichzeitig stieg aber die Beschäftigung in dieser Dekade um insgesamt 1.7% an, was mit einer Tendenz zu grossflächigeren Läden einherging. Die Filialisierung als wichtiger Treiber dieser Entwicklung erfasste zwischen 1998 und 2008 fast alle Segmente des Detailhandels. Die Filialketten waren im Sporthandel, bei den Apotheken und Drogerien, im Buch- sowie im Möbelhandel am stärksten auf dem Vormarsch, allesamt Subbranchen, in denen 1998 noch ein hoher Anteil der Beschäftigten in unabhängigen Einzelgeschäften arbeitete. Im Lebensmitteldetailhandel stösst die Filialisierung an gewisse Grenzen, da in diesem Segment bereits 87% der Beschäftigten in Filialketten arbeiten. Für die oft geäusserte These, dass im Lebensmitteldetailhandel die Supermärkte die Schuld am "Lädelisterben" tragen, findet die Studie allerdings keine ausreichende Evidenz. Regional betrachtet war das Lädelisterben ein flächendeckendes Phänomen, das allerdings in wenig touristischen Randregionen wie dem Jurabogen, dem Toggenburg oder dem Nordtessin am offensichtlichsten auftrat. Die Beschäftigung ging hingegen zwischen 1998 und 2008 in touristischen Berggemeinden mit –4% am stärksten zurück. Einzig in den Agglomerationsgemeinden konnte der Detailhandel in der betrachteten Dekade – gemessen an der Beschäftigung – mit einem Wachstum von 7% spürbar zulegen.

Tiefe Versorgungsdichte in vielen Grenzregionen
Vermutlich ist kein Land in Europa ähnlich dicht mit Detailhandelsangeboten versorgt wie die Schweiz. Um erstmalig in der Schweiz die Versorgungsdichten im Detailhandel systematisch zu messen, haben die Ökonomen der Credit Suisse den „Retail Provision Index“ (RPI) entwickelt. Die Analyse zeigt zwei Effekte deutlich auf: Schweizer Grenzregionen weisen aufgrund des Einkaufstourismus ein unterdurchschnittliches Detailhandelsangebot im Verhältnis zur ansässigen Wohnbevölkerung auf. Dieser Grenzeffekt ist besonders im Jurabogen sowie der Grenze zu Deutschland ausgeprägt, tritt allerdings in der Region Genf und dem Tessin nur punktuell auf. Basel verfügt von allen Schweizer Grossstädten mit Abstand über das schwächste Detailhandelsangebot. Des weiteren sind touristische Gemeinden aufgrund der Zusatznachfrage aus dem Tourismus überdurchschnittlich dicht mit Detailhandelsangeboten versorgt. Dieser Tourismuseffekt führt dazu, dass insbesondere der Kanton Graubünden trotz des ausgeprägten Lädelisterbens in der vergangenen Dekade noch immer über ein relativ reiches Detailhandelsangebot verfügt.

Randregionen: gute Versorgung mit Lebensmitteln, schwaches Angebot im Non-Food
Die Studie zeigt eindrücklich, dass die meisten Berg- und Randregionen – auch wenig tourismusintensive – trotz der negativen Tendenz in den vergangenen Jahren noch immer überdurchschnittlich dicht mit Lebensmittelläden versorgt sind. Von einer mangelhaften lokalen Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern in Randregionen kann über die ganze Schweiz betrachtet keine Rede sein. Im Non-Food-Detailhandel, welcher sich in den Agglomerationen konzentriert, ist die Versorgungsdichte in Berg-und Randregionen allerdings deutlich geringer. Dies zeigt sich exemplarisch im Möbelhandel, welcher im Jura, im Engadin und im Alpenbogen äusserst schwach vertreten ist. Der Möbelhandel konzentriert sich stark im Dreieck zwischen Basel, Bern und Zürich, sowie zwischen Genf und Lausanne. Als einzige Branche des Detailhandels gibt es bei den Apotheken und Drogerien ausgeprägte Unterschiede zwischen den Sprachregionen. Aufgrund des Verbots der Selbstdispensation von Medikamente durch Ärzte und höherer Medikamentenausgaben pro Versichertem ist die Apothekendichte in der Romandie sowie dem Tessin signifikant höher als in der Deutschschweiz.