Schweizer KMU suchen aktiv den Weg aus der Krise
Die COVID-19-Pandemie hat die Wirtschaft im Jahr 2020 fest im Griff. Die diesjährige KMU-Studie der Credit Suisse geht der Frage nach, wie Schweizer KMU die Krisenbewältigung angehen und wie sie sich für die «neue Normalität» wappnen.
Corona-Krise hinterlässt Spuren bei KMU in der Schweiz
Die Corona-Krise hat die Schweizer Wirtschaft in eine Krise sondergleichen gestürzt. Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie führten zu einem deutlichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität. Zwar konnte die schnelle Bereitstellung von staatlichen Unterstützungsmassnahmen den Schaden für Unternehmen begrenzen, doch mehr als die Hälfte der KMU operierte im Herbst 2020 noch unterhalb des Vorkrisenniveaus oder befand sich in akutem Krisenmanagement.
Mehr als die Hälfte der KMU mit keiner guten Ausgangslage vor Beginn der zweiten Ansteckungswelle
Anteil Antworten auf die Frage, in welcher Phase sich das Unternehmen zum Zeitpunkt der Umfrage Mitte September bis Anfang Oktober am ehesten einordnete, nach Sektoren
Quelle: Credit Suisse KMU-Umfrage 2020
KMU treffen Vorbereitungen für die «neue Normalität»
Wie bewältigen Schweizer KMU die Krise und die damit einhergehenden Veränderungen? Diesem Thema widmet sich die diesjährige KMU-Studie der Credit Suisse. 1001 Schweizer KMU wurden zwischen September und Anfang Oktober 2020 dazu befragt. Die Umfrage zeigt: Neben der Inanspruchnahme von Notkrediten und Kurzarbeitsentschädigung bereiten sich Schweizer KMU aktiv auf die «neue Normalität» vor.
So hat seit Beginn der Krise fast die Hälfte der KMU das Geschäftsmodell angepasst, um veränderten Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen. Bei Unternehmen, die sich im Herbst 2020 in akutem Krisenmanagement befanden, waren es sogar vier von fünf – dabei beschlossen 76 Prozent einen permanenten Richtungswechsel. Das Sprichwort «Not macht erfinderisch» scheint sich hier zu bestätigen.
Die meisten KMU in akutem Krisenmanagement beschliessen permanenten Richtungswechsel
Anteil Antworten auf die Frage, inwiefern das Unternehmen seit Beginn der Krise eine Anpassung des Geschäftsmodells vorgenommen hat, nach Geschäftslage
Trotz – oder gerade wegen – Corona planen KMU künftig Investitionen
Um das Unternehmen widerstandsfähiger zu machen und die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen, planen knapp 60 Prozent der KMU Investitionen. Vor allem diejenigen, die ihren Geschäftsverlauf während der Pandemie eher negativ beurteilten, wollen künftig Investitionen tätigen. Hier könnte die Corona-Pandemie das Bewusstsein für die Dringlichkeit geweckt haben. Die befragten Unternehmen gaben an, dass sie primär Sachinvestitionen, d. h. Investitionen in technische Anlagen, Maschinen und Immobilien, vorsehen.
Ebenfalls auf der Agenda nahezu aller Unternehmen: die Verbesserung des Digitalisierungsstands. Mehr als die Hälfte der KMU sieht Handlungsbedarf bei der Automatisierung von Geschäftsprozessen und der Erweiterung der IT-Infrastruktur, dicht gefolgt von der Schulung von Mitarbeitenden und der Gewährleistung von IT-Sicherheit. Wer es sich leisten kann, investiert zudem in die ökologische Nachhaltigkeit.
Stabilität der Lieferketten gewinnt für Schweizer KMU an Bedeutung
Wachstum ist nur gewährleistet, wenn die Wertschöpfungs- und Lieferketten einwandfrei funktionieren. Und deren Schwachstellen legte die Corona-Pandemie offen. Unternehmen weltweit litten unter der Unterbrechung der globalen Lieferketten – so auch in der Schweiz.
Die Abhängigkeit von dem, was in Asien und anderen Ländern der Welt geschieht, verleitet Schweizer KMU dazu, ihre Lieferketten zu überdenken. Viele planen künftig Veränderungen. Doch Umstrukturierungen sind mit kurzfristig höheren Kosten und Risiken verbunden. Deswegen kommen die Autoren der KMU-Studie zum Schluss, dass KMU ihre Lieferketten oft beibehalten, aber verstärkt lokal investieren dürften, um eine diversifizierte Aufstellung zu erreichen.