Schweizer Exporte reagieren auf Chinas Konjunktur
Der Export nach China ist abhängig vom dortigen Wirtschaftswachstum. Sollte dieses einbrechen, wäre die Schweiz vor allem indirekt betroffen. Welche Branchen neben der Uhrenindustrie besonders sensitiv auf chinesische Konjunkturveränderungen reagieren.
Chinas schwächelnde Wirtschaft trifft auch die Schweizer Exporte
China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, verliert an Schwung. Der internationale Währungsfonds geht davon aus, dass das Reich der Mitte in den kommenden Jahren sinkende Wachstumsraten von 10 auf 6 Prozent verbuchen muss. Ein Grund für die Konjunkturrückschläge könnte der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt sein. Aber auch der demografische Wandel und hohe Schulden machen Chinas Wirtschaft zu schaffen.
Diese Entwicklung trifft indirekt auch die Schweizer Wirtschaft. Letztes Jahr gingen 5 Prozent der Schweizer Warenausfuhren nach China. Das ist zwar im Vergleich mit Deutschland nicht viel – hier ist das Exportvolumen viermal so gross. Manche Schweizer Branchen sind allerdings stark von Chinas Konjunktur abhängig.
Auswirkungen auf den Export nach China
Um die Auswirkung eines starken Wachstumsrückgangs von China auf den Schweizer Export darzustellen, eignet sich die Exportelastizität. Diese weist unter der Annahme von konstanten Wechselkursen auf, um wie viel Prozentpunkte das Exportwachstum der Schweiz zu- oder abnimmt, wenn sich das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um einen Prozentpunkt verändert.
Die Elastizität der gesammelten Exporte nach China ist sehr gering
Farben = BIP-Export-Elastizität (2000–2018)
Dicke = Warenexportumsatz 2018
Quelle: Datastream, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse
Die Elastizität zwischen der Schweiz und China ist nicht statistisch signifikant. Werden einzelne Industriebranchen betrachtet, stellt sich aber heraus, dass vor allem die Lebensmittelindustrie mit 2,6 Prozentpunkten stark von Chinas Wirtschaftssituation abhängig ist. Die Uhren- und die Maschinenbauindustrie reagieren ebenfalls besonders sensitiv auf Veränderungen der chinesischen Konjunktur.
Branchenspezifisch besteht eine Abhängigkeit der Exporte
BIP-Export-Elastizität zwischen Schweiz und China nach Branchen (1999–2018).
Quelle: Datastream, Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse
Chinas neues Wirtschaftsmodell erhöht die Sensitivität des Exports
Die Sensitivität der Weltwirtschaft gegenüber Veränderungen am chinesischen Binnenmarkt wird sich durch Pekings neues Regierungsprogramm nochmals verstärken. Denn China wandelt sich von einer exportgetriebenen zu einer konsumorientierten Wirtschaft. Das verspricht zwar mehr Importe. Gleichzeitig bedeutet die erhöhte Wareneinfuhr aber auch, dass Handelspartner abhängiger von der chinesischen Wirtschaftslage werden. Beispielsweise würde die momentan wenig konjunktursensitive Schweizer Pharmaindustrie in Zukunft den Wohlstandsrückgang in China zu spüren bekommen.
Die Zusammensetzung der Schweizer Exporte gibt ebenfalls Aufschluss über das Ausmass der Abhängigkeit. Die Schweiz exportiert vor allem Fertigprodukte. Daher ist die Schweizer Wirtschaft besonders abhängig von der chinesischen Endnachfrage. Sollte das BIP-Wachstum Chinas rückläufig werden, hätte das eine sinkende Nachfrage zur Folge.
Der Export nach China besteht vor allem aus Fertigprodukten
Wertschöpfung nach Verwendungszweck in den Schweizer Industrieexporten 2014.
Quelle: World Input-Output Database, Credit Suisse
Der Export nach China wird auch von externen Faktoren beeinflusst
Doch die Bedeutung Chinas lässt sich nicht nur aus der direkten Warenhandelsstatistik ablesen. Das zeigt das Beispiel der Uhrenindustrie: Während vergleichsweise wenig Uhren nach China importiert werden, kaufen Chinesen Schweizer Uhren häufig im Ausland. Daher reagiert der Absatz der Uhrenindustrie primär auf das chinesische Reiseverhalten und weniger auf die Nachfrage in China.
Auch die Dynamik von Schweizer Exporten nach Deutschland wird von der chinesischen Wirtschaftsentwicklung beeinflusst. Denn 20 Prozent der Schweizer Ausfuhren nach Deutschland werden weiterverarbeitet und unter anderem nach China exportiert. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Automobilindustrie.
Zwei mögliche Szenarien für Schweizer Exporte nach China
Wie tief greifend die Folgen eines Wirtschaftseinbruchs letztendlich wären, lässt sich anhand von zwei Szenarien prognostizieren: Chinas Wachstum könnte einerseits durch interne Faktoren geschmälert werden. Dazu zählen die hohe Verschuldung und der demografische Wandel. Sollte dies der Fall sein, wird sich der Einfluss nur in spezifischen Branchen zeigen. Nämlich in solchen, die entweder direkten Handel mit China betreiben oder stark auf eine Veränderung der Kaufkraft reagieren.
Andererseits könnten externe Ereignisse einen Wachstumsrückgang auslösen. So hätte eine Eskalation des Handelskonflikts für die Schweizer Wirtschaft gravierende Folgen. Denn Rückschläge an den globalen Finanzmärkten würden auch Branchen, die nicht direkt mit China in Verbindung stehen, mit sinkenden Nachfragen treffen.
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