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Silver Economy – in den demografischen Wandel investieren

Durch den demografischen Wandel steuern wir auf eine Silver Economy zu, in der die Generation 50plus die Finanzmärkte deutlich stärker beeinflussen wird als bisher. Davon können Anleger profitieren, denn aufgrund der wachsenden Zahl von Best Agern ergeben sich viele Investitionsmöglichkeiten.

Der demografische Wandel bringt viele gesellschaftliche und finanzielle Herausforderungen mit sich. Für Anleger ergeben sich daraus aber auch Chancen. Mit einer immer älteren Bevölkerung steigen etwa die Gesundheitsausgaben. Das schafft unter anderem einen wachsenden Markt für moderne Technik, welche Behandlungskosten senken und gleichzeitig Therapieerfolge verbessern kann. Mehr dazu in dem Beitrag «Digital Health: Wie Gesundheitstechnologien die Pflege verändern».

Über das Gesundheitswesen hinaus vergrössern oder erschliessen sich zudem weitere Märkte. So wird es in einer Silver Economy immer wichtiger, mit Angeboten auf das spezifische Konsumverhalten der Best Ager einzugehen, wie auch angemessenen Wohnraum für sie zu schaffen.

Silver Economy ist bereits auf dem Vormarsch bei Konsumausgaben

Senioren sind die am schnellsten wachsende Altersgruppe unter den Konsumenten weltweit. Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen steigt ihr Anteil am Gesamteinkommen und ihre Kaufkraft wächst, vor allem in den Industrieländern.

In den USA gehören 60% der Menschen mit einem Jahreseinkommen von über USD 200’000 zu den Best Agern (über 50-jährige), und ihr durchschnittliches Haushaltsvermögen ist mehr als dreimal so hoch wie bei Menschen in der Altersgruppe zwischen 25 und 50 Jahren. Darüber hinaus entfallen bereits rund 50% – 60% der Konsumausgaben in den Industrieländern auf die Generation 50plus.

Demografischer Wandel lässt lokale Händler wichtiger werden

Da ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen andere Bedürfnisse, Prioritäten und ein abweichendes Konsumverhalten aufweisen, könnte sich dies deutlich auf das verarbeitende Gewerbe und den Detailhandel auswirken. Die Schwierigkeiten älterer Menschen, sich in grossen Ladengeschäften zurechtzufinden oder an Produkte in entweder zu hohen oder zu niedrigen Regalen heranzukommen, könnten bedeuten, dass der Faktor Komfort beim Einkaufen an Bedeutung gewinnt.

Auch wenn gleichzeitig der Onlinehandel dynamischer wird, nehmen die älteren Jahrgänge neue Technologien langsamer an und bevorzugen den Einkauf in kleineren Geschäften in der Nachbarschaft. Das dürfte Lebensmittel- und Drogeriemärkten zugutekommen.

Best Ager konsumieren mehr als jüngere Generationen

Die Konsumausgaben von Ruheständlern übersteigen die Ausgaben der Erwerbsbevölkerung

Pro-Kopf-Konsum der über 65-Jährigen im Vergleich zur Altersgruppe zwischen 25 und 64 Jahren. Quelle: National Transfer Accounts, Datenblatt August 2016, Credit Suisse.

In der Silver Economy zählen Kreuzfahrten mehr als neue Kleidung

Bei den Best Agern verringern sich die Ausgaben für Bekleidung und Restaurantbesuche mit der Zeit. Ein grösserer Teil wird dafür in Freizeitaktivitäten und Ferien investiert. Vor allem Kreuzfahrtanbieter dürften von dieser Entwicklung profitieren, da 66% der Nachfrage auf ältere Menschen entfällt.

Glücksspielunternehmen und Casinobetreiber in den USA generieren ebenfalls rund 65% ihres Umsatzes durch die Altersgruppe der über 55-Jährigen. Ein zunehmender Fokus auf eine gesunde Lebensweise kommt in einem stärkeren Umsatzwachstum bei Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln zum Ausdruck: Amazons Kategorie «50 Plus» führt – Stand heute – vor allem dieses Produktsegment an.

Darüber hinaus dürfte der Wunsch nach jüngerem Aussehen höhere Ausgaben für Körperpflege- und Schönheitsprodukte (vor allem Anti-Aging) zur Folge haben. Zudem leiden ältere Menschen häufig an Sehbehinderungen, was eine grosse Chance für Brillen- und Kontaktlinsenhersteller darstellt.

Die Generation 50plus hat andere Ansprüche an den Wohnraum

Der demografische Wandel verbunden mit einer höheren Nachfrage nach angemessenem Wohnraum für Best Ager ist nicht einfach zu klassifizieren. Obwohl ältere Menschen mittlerweile länger unabhängig und gesund bleiben, dürfte die Nachfrage nach massgeschneidertem Wohnraum für diese Gruppe deutlich zunehmen.

Während des Berufslebens wird die Art des Wohnens bewusst nach den eigenen Präferenzen gewählt. Haushalte behalten ihre Wohnsituation oft über viele Jahre bei. Mit zunehmendem Alter können sich der Betreuungs- oder Pflegebedarf und damit auch die Nachfrage nach Wohnraum rasch ändern.

Wohnraum für Senioren umfasst in der Regel zunächst barrierefreie Wohnungen, die leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind und sich in der Nähe von medizinischen Versorgungs-, gastronomischen und Erholungseinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten befinden.

Das Angebot an betreuenden Dienstleistungen (z.B. ambulante Pflege, Haushaltshilfen, Notdienste) fördert die Unabhängigkeit und verzögert einen eventuell erforderlichen Umzug ins Pflegeheim. Seniorenwohnungen, die sich in der Nähe von Pflegeheimen, Spitälern oder medizinischen Zentren befinden, können zudem beachtliche Synergien erzeugen. Darüber hinaus werden zunehmend Wohneinrichtungen mit verschiedenen Einheiten betrieben, die es den Bewohnern ermöglichen, «am Ort zu altern».

Best Ager brauchen mehr Seniorenwohnungen und Pflegeeinrichtungen

Struktur von Seniorenwohnungen und Pflegeeinrichtungen

Quelle: Credit Suisse

Immobilien für Best Ager bieten attraktive Anlagemöglichkeiten

Die höhere Lebenserwartung steigert nicht nur die Nachfrage nach passenden Einrichtungen, sondern hat auch eine Verschiebung der Erkrankungsmuster von körperlichen Gebrechen hin zu Demenzleiden zur Folge, da die Lebensdauer des menschlichen Gehirns immer häufiger einen begrenzenden Faktor darstellt. Daher dürfte sich bei der Generation 50plus die Nachfrage nach Einrichtungen für Demenzkranke künftig vervielfachen.

Während sich Regierungen schwer damit tun dürften, innovative Richtlinien zu formulieren, die altersgerechten Wohnraum garantieren, ergibt sich hieraus vielleicht eine attraktive Gelegenheit für Anleger. Der private Sektor könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen, da das schnelle Wachstum den Staatshaushalt in vielen Ländern überstrapazieren dürfte.

Skaleneffekte und Prozessoptimierung im Bereich der Pflege- und Altersheime sowie
der Einrichtungen für Demenzkranke könnten vielversprechende Anlagechancen eröffnen. Angesichts der zunehmenden Regulierung und spezifischer Gesetze, die sich von Region zu Region oftmals deutlich unterscheiden, sollten Laien in diesem Bereich eher indirekte Anlagevehikel in Betracht ziehen. Diese werden in der Regel von spezialisierten Immobilieninvestoren oder -betreibern verwaltet.

Anbieter von betreuten Wohnungseinrichtungen stellen einen weiteren Bereich mit enormem Wachstumspotenzial dar. Diese Unternehmen profitieren davon, dass immer mehr Menschen so lang wie möglich unabhängig bleiben möchten, sowie von den stark steigenden Pflegekosten, die effizientere Pflegesysteme erfordern.

Die Nachfrage nach Dienstleistungen wie ambulante Pflege, Physiotherapie, Haushaltshilfen und Unterhaltungsangebote sowie nach automatisierten Sicherheitseinrichtungen dürfte mit dem demografischen Wandel steigen. Angesichts der zahlreichen Gelegenheiten ist die Produktauswahl entscheidend für erfolgreiche Anlagen.

Wichtige Erkenntnisse für Anleger zum demografischen Wandel

Hauptnutzniesser dieses Supertrends sind aus Sicht der Credit Suisse:

  • Online-Shopping-Anbieter, Lebensmittel-, Drogerie- und Detailhändler mit kleinen lokalen Geschäften, Anbieter von Smart-Home-Geräten, Hersteller von Elektrovelos, Freizeit- und Tourismusunternehmen, Glücksspielunternehmen und Casinobetreiber, Hersteller von Vitaminpräparaten, Nahrungsergänzungsmitteln, Körperflege- und Schönheitsprodukten, Brillen- und Kontaktlinsenhersteller 

  • Pharmaunternehmen, die lipidsenkende Statine produzieren, Hersteller von künstlichen Herzklappen, Pharmaspezialisten für Onkologie und Biotechnologie 

  • Anbieter von betreuenden Dienstleistungen, Betreiber von Seniorenheimen und Einrichtungen für Demenzkranke, Dienstleister in den Bereichen ambulante Pflege, Physiotherapie, Haushaltshilfe und Unterhaltung, Hersteller automatisierter Sicherheitseinrichtungen 

  • Versicherungsunternehmen, Lebensversicherungen und Rentenversicherungen