Der Nachfolgeprozess gehört zu den wichtigsten Meilensteinen im Leben einer Unternehmerin oder eines Unternehmers. Manchmal durchläuft sie oder er diesen sogar zweimal: einmal, um das Unternehmen zu übernehmen, und einmal, um es zu übergeben.
Abschied von der eigenen Firma zu nehmen, fällt vielen Unternehmerinnen und Unternehmern schwer, stellt das eigene Unternehmen doch oft die Verwirklichung ihres Lebenswerks dar. Deshalb wird die Unternehmensübergabe meist bis zuletzt hinausgezögert: In rund 80 Prozent der realisierten Unternehmensnachfolgen während der letzten zehn Jahre erfolgte die Übergabe gesundheits- oder altersbedingt. Dabei kam in mehr als der Hälfte der Übergaben eine familieninterne Lösung (FBO) zum Zug.
Bei Familienunternehmen steht die vermeintliche Nachfolge oft bereits Jahre vor der eigentlichen Übergabe fest. Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass viele Unternehmerkinder gar nicht in das Unternehmen der Eltern einsteigen möchten. Was tun? Generell lohnt es sich, frühzeitig verschiedene Nachfolgeoptionen zu prüfen. Eine Möglichkeit stellt die Suche nach einer Nachfolge über eine Unternehmensbörse dar. Zwar stehen die befragten Unternehmerinnen und Unternehmer den Unternehmensbörsen eher skeptisch gegenüber. Doch solche Plattformen bieten auch Vorteile: Der Weg über eine Unternehmensbörse erhöht beispielsweise die Sichtbarkeit des Unternehmens, da man dadurch in Kontakt mit einer grösseren Anzahl potenzieller Käuferinnen und Käufer kommt.
Auch unvorhergesehene Ereignisse können die Lösung oder den Zeitpunkt der Übergabe beeinflussen. So haben die aktuellen Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds im Zuge der Corona-Pandemie sechs Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer dazu bewogen, ihre eigene Betriebsübergabe vorzuziehen. Auch ein Schicksalsschlag, Druck seitens der Konkurrenz oder der eigenen Familie können die Betriebsübergabe unverhofft beschleunigen. Wer frühzeitig die Weichen für eine reibungslose Übergabe stellt und sich Jahre vor der eigentlichen Übergabe mit der Betriebsnachfolge auseinandersetzt, ist im Vorteil.
Jeder Nachfolgeprozess ist so einzigartig und individuell wie die Menschen dahinter. Dennoch liefern die Umfrageresultate wertvolle Anhaltspunkte zu den einzelnen Übergabeschritten. Generell lassen sich zwei Arten von Nachfolgesequenzen unterscheiden:
Ist der Nachfolgeprozess einmal abgeschlossen, beginnt eine neue Ära an der Firmenspitze. Doch die erfolgte Übergabe ist häufig nicht mit einem sofortigen Rückzug des Vorgängers gleichzusetzen. Denn fast die Hälfte der Vorgängerinnen und Vorgänger ist laut Umfrage auch zwei Jahre nach der Übergabe der Geschäftsführung mindestens eine Stunde pro Woche im Betrieb.
Die Umfrage zeigt die Vor- und Nachteile einer solchen Situation: So gab mehr als die Hälfte der befragten Nachfolgerinnen und Nachfolger an, dass sie bei schwierigen Entscheidungen auf die beratende Stimme der Vorgängerin oder des Vorgängers zählen konnten. Gleichzeitig kann die Präsenz des Vorgängers die nachfolgende Generation daran hindern, ihre unternehmerische Eigenständigkeit zu entwickeln. Zudem birgt die unerwünschte Einflussnahme zusätzliches Konfliktpotenzial: Gemäss Umfrage erlebten 27 Prozent der Befragten konfliktreiche Momente bei der Übernahme des Unternehmens.