Bigler AG Fleischwaren: ein erfolgreiches Nachfolgeprojekt im Familienunternehmen

Willi Bigler gründete 1946 eine kleine Metzgerei in Biel. Seine Enkel und Urenkel führen heute die Bigler AG Fleischwaren mit 650 Mitarbeitenden. Beim 2015 abgeschlossenen Nachfolgeprojekt mit der Credit Suisse kamen ganz unterschiedliche Interessen zum Vorschein, aber auch Themen, über die man in der Familie bis dahin wenig gesprochen hatte.

Rund 650 Mitarbeitende zählt die Bigler AG Fleischwaren in Büren an der Aare. Zwölf von ihnen tragen den Familiennamen Bigler. CEO Markus Bigler erklärt: «Wir alle zählen zur dritten oder vierten Generation dieses Familienunternehmens. Jeder von uns weiss genau, wo er hingehört. Das verdanken wir zum grossen Teil dem Nachfolgeprozess, den wir 2015 mit der Credit Suisse erfolgreich umsetzen konnten.» 

Interview: Markus Bigler, CEO von Bigler AG Fleischwaren, «Auf der Bank für Unternehmer»

Eine Nachfolge in einem KMU fordert alle Beteiligten heraus. Markus Bigler erzählt, wie das KMU Bigler AG Fleischwaren diesen Prozess erfolgreich meisterte.

Paralleles Wachstum von Familie und Unternehmen

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1946 in Biel, als Grossvater Bigler eine Metzgerei eröffnete. Dessen Söhne, Willi und Otto, gründeten beide kinderreiche Familien: «Wir sind sieben Personen in der dritten Generation und in der vierten sind es inzwischen elf Nachkommen, die irgendwann erbberechtigt sein werden», rechnet Markus Bigler vor. Parallel zur wachsenden Grossfamilie war aus der kleinen Metzgerei ein grosser Fleischverarbeitungsbetrieb geworden. Dieser beliefert heute Metzgereien und Detailhändler in der ganzen Schweiz mit Frischfleisch- und Charcuterie-Produkten, aber auch mit Convenience-Produkten wie Sandwiches, Salaten und einzelnen Fertiggerichten.

 

Vor einigen Jahren stand die Pensionierung von Jürg Bigler an, der das Unternehmen während mehr als 40 Jahren als CEO geprägt hatte. «Wir nahmen diesen Wechsel zum Anlass, die Weichen für unsere vierte Generation zu stellen», berichtet Markus Bigler, der jüngere Bruder von Jürg.

Das Nachfolgeprojekt «Quattro»

Die Aktien waren zu jenem Zeitpunkt im Besitz von zehn Familienmitgliedern. Das Aktionariat merkte indes sehr schnell, dass es bei diesem Nachfolgeprozess professionelle Hilfe benötigen würde. Drei potenzielle Partner präsentierten vor der Generalversammlung ihr Vorgehen, darunter auch die Hausbank der Bigler AG, die Credit Suisse. «Toni Neuhaus, Nachfolge-Experte der Credit Suisse, überzeugte das gesamte Aktionariat schon bei der Präsentation und konnte die Erwartungen bei der Umsetzung des Projekts erfüllen», erinnert sich Markus Bigler und fährt fort: «Die Gründe, warum sich einzelne Familienmitglieder für die Credit Suisse entschieden haben, waren aber ganz unterschiedlicher Natur. Für mich war der Fortbestand der Firma am wichtigsten, die Interessen der Aktionäre kamen für mich an zweiter Stelle. Gleichzeitig wollte ich, dass wir eine Lösung finden, die für alle Beteiligten stimmt. Toni Neuhaus hatte schon vor der Präsentation mit jedem von uns individuelle Gespräche geführt – ohne unsere Aussagen zu werten. Wohl auch deshalb fühlten sich alle von ihm in ihrer Person wahrgenommen.»

Bigler AG Fleischwaren

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Büren an der Aare ging aus einer 1946 gegründeten Metzgerei hervor. Seit 1946 engagiert sich das Schweizer Familienunternehmen Bigler AG Fleischwaren im Handwerk der Fleischverarbeitung, und dies bereits in dritter und vierter Generation. Mit über 650 Mitarbeitenden stehen Tradition, Leidenschaft un Qualität im Zentrum des Geschehens. Die Firma ist noch immer vollständig in Familienhand und wird von CEO Markus Bigler geführt. Produziert weden Frischfleisch-, Charcuterie- sowie Convenience-Produkte wie Sandwiches, Salate und einzelne Fertiggerichte. In diesem neueren Geschäftszweig verzeichnet das Unternehmen heute sein grösstes Wachstum, insbesondere seit 2017 ein neues Convenience-Werk eröffnet wurde.

Gleichberechtige Auslegeordnung im Aktionariat

Nachfolge-Experte Toni Neuhaus erklärt, warum für ihn die Gespräche so wichtig sind: «Dass jeder Beteiligte zu Beginn seine Erwartungen und Wünsche formuliert, ist elementar, damit die Nachfolge gelingen kann, Nicht selten gibt es Vertreter, die eigentlich verkaufen wollen, das jedoch nicht zu äussern wagen. Ich komme als neutrale Person hinzu. Da erzählt sich alles etwas leichter. Wenn ich die Informationen beisammen habe, erstelle ich eine Auslegeordnung, die ich dem Aktionariat präsentiere. Am Ende gibt es für beinahe elles eine Lösung.»

Expertenteams zur Unterstützung

Ein Nachfolgeprojekt kann für die Beteiligten emotional sein, weil es einige sehr private Lebensbereiche tangiert. Das bestätigt auch der heutige CEO: «Über Geld hatten wir in unserer Familie bis zu diesem Projekt kaum gesprochen. Nun mussten wir uns mit unserer persönlichen Finanzplanung auseinandersetzen, über Vorsorge, Erbschaft und Eheverträge nachdenken.  Das war ungewohnt – aber gut.» Für die einzelnen Spezialgebiete boten Toni Neuhaus und Firmenkundenberater Dazu Markus Bigler: «Mithilfe der Spezialisten der Credit Suisse konnten wir die verschiedenen Herausforderungen effizient und professionell meistern.»

Die traditionsreiche Erfolgsgeschichte setzt sich fort

Toni Neuhaus erinnert sich gern an das Projekt der Bigler AG: «Die Familie hatte sich intensiv mit den unterschiedlichsten Themen auseinandergesetzt und mit einem Aktionärsbindungvertrag auch bereits die Weichen für die nächste Generation gestelt. Kurz nach Abschluss des Projekts wurde das neue Convenience-Werk in Betrieb genommen. Seither setzt die Erfolgsgeschichte auf beeindruckende Weise fort.»

 

Auch Markus Bigler ist sehr zufrieden: «Ich sah mich in meiner Funktion als CEO von Anfang an als Brükenbauer zwischen der dritten und vierten Generation, wie es das Beispiel von Lukas zeigt, dem Sohn meines Bruders Jürg, der mir auf meinen vorherigen Posten als CFO gefolgt ist.»

 

Die Familie Bigler löste mit dem Projekt nicht nur die damals aktuelle CEO-Nachfolge, sondern setzte mit Erbschaftsvorkehrungen und einem Aktionärsbindungsvertrag schon die Weichen für die vierte Generation. Das Wichtigste erwähnt Markus Bigler zum Schluss: «Wir haben eine Lösung gefunden, der alle Beteiligten zustimmen konnten und die im Sinne des Familienunternehmens sowie der Aktionäre war.»

«Für Nachfolgeprojekte benötigt man eine gute Portion Menschenkenntnis.»

 

Sie betreuen die Bigler AG seit zehn Jahren. Wie erleben Sie dieses Unternehmen?

Als sehr vielschichtig. Was Finanzierungen angeht, agiert es eher konservativ. Will heissen: Vieles ist eigenfinanziert, selbst grosse Teile von Projekten wie der Convenience-Neubau von 2017. Das muss man sich leisten können. Was ihre Märkte angeht, ist die Bigler AG alles andere als konservativ, sondern sehr fit und agil. Metzgereien waren einst die klassischen Absatzkanäle, ebenso kleine Tante-Emma-Läden, und sind heute noch sehr wichtig. Durch den Strukturwandel findet seit Jahren eine Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels statt. Dennoch kann das Familienunternehmen Bigler AG als unabhängiger Player und Geschäftspartner geschickt Nischen besetzen. Dies Dank der ausgeklügelten eigenen Logistik wie auch der innovativen Produkte und Produktverpackungen. 

 

Worin bestand Ihre Rolle während des Nachfolgeprojekts?

Ich war von Beginn an involviert. Doch das Projekt leitete Toni Neuhaus, der sich eng mit mir austauschte. Daneben wollte ja das Tagesgeschäft weiter betreut sein. Für mich war es interessant, weitere Vertreterinnen und Vertreter der Familie Bigler kennenzulernen, insbesondere auch aus der vierten Generation, mit der ich zunehmend häufiger in Kontakt stehe.

 

Was waren die Herausforderungen bei diesem Nachfolgeprojekt?

Es ist aussergewöhnlich, dass so viele Familienmitglieder in einem Betrieb arbeiten und am Unternehmen beteiligt sind. Aber Toni Neuhaus ging wie immer sehr umsichtig vor und holte alle Beteiligten mit ins Boot. Es gab mehrere Personen, die ihre Anteile ganz oder teilweise verkaufen wollten, was heikel sein kann. Toni Neuhaus präsentierte in einer ersten Runde die Resultate seiner Befragungen noch ohne Namen und zeigte bereits erste Lösungsvorschläge auf. Erst als sich alle an die neuen Fakten gewöhnt hatten, wurden die Namen genannt. Für Nachfolgeprojekte benötigt man eine gute Portion Menschenkenntnis.

 

Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die ein Nachfolgeprojekt planen?

Aufgrund der demografischen Veränderungen erwarten wir in den kommenden Jahren sehr viele Nachfolgefälle, denn die Babyboomer-Generation erreicht so langsam das Pensionsalter. Für eine familieninterne Nachfolge fehlt aber häufig – ebenfalls aufgrund der Demografie – der Nachwuchs. Selbst wenn en Söhne und Töchter gibt, überneh-men diese heute nicht mehr so selbstverständlich den Familienbetrieb. Mein wichtigster Rat ist, sich frühzeitig Gedanken über eine Nachfolge zu machen und das Gespräch mit der Kundenberatung zu suchen. Wer früh beginnt, dem bieten sich schlicht viel mehr Optionen. Dass so viele potenzielle Nachfolger bereitstehen wie bei der Bigler AG, ist schon sehr selten.