Mut – und Teamgeist!

Nach der Leitung einiger Vorzeige-Lebensmittelfirmen habe ich in der Familie die Aufgabe meines Lebens gefunden – als Unternehmer. Über 30 Jahre nach meinem Einstieg ist die Reitzel Gruppe heute resilient und wagemutig. Das ist für mich ein Grund, sehr stolz zu sein.

Anfangs fand ich den Begriff «Familienunternehmen» abgenutzt, ein Klischee. Aber genau das ist die Stärke von Reitzel – wir sind ein Familienunternehmen. Die Familien Reitzel und Poupon tragen seit 1909 zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens bei, das von Hugo Reitzel gegründet wurde. Inzwischen produzieren wir rund 80 Millionen Gläser Pickles pro Jahr. In der Schweiz ist das Haus «Reitzel» eine Institution und breit verankert.


Als ich 1986 die Zügel in die Hand nahm, hatte ich drei Hauptziele: ein kleines Unternehmen, professionell aufgestellt und traditionsbewusst. Bis mein Neffe Olivier Camille – heute CEO von Reitzel – zu uns kam, vertrat ich als einziges Familienmitglied die Familie im Unternehmen. Ich habe ihn in erster Linie wegen seiner Kompetenzen in die Firma geholt, aber auch die Chemie zwischen uns stimmte. Wir teilen die gleichen Werte und die gleiche Vision.


Unser Unternehmen gilt als Familienunternehmen, weil der Familiengeist im Vordergrund steht – das ist ein Fakt. Zwei Familien halten die Mehrheit der Aktien. Ausserdem sind und bleiben wir ein familiengeführtes KMU – im besten Sinne des Wortes. Als solches betreiben wir eine Personalpolitik, bei der die Entwicklung und der Mut, sich einzusetzen, im Vordergrund stehen.

Oberste Priorität: der Teamgeist

Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt: Ohne Zusammenhalt und Motivation im Team kann kein Unternehmen erfolgreich agieren, das haben wir schon sehr früh erkannt. Unsere Mitarbeitenden kennen sich gut, oft schon seit vielen Jahren. Auch dafür steht der Begriff Familienunternehmen. Alle Mitarbeitenden können mich jederzeit in meinem Büro ansprechen und ihre Meinung äussern. Wohlwollen und Leistungsansprüche sollen sich bei uns die Waage halten – keine einfache Aufgabe.


Ein Beispiel: Unser Mitarbeiter Hubert Ballifard stand nach gut 35 Jahren Tätigkeit für uns vor der Pensionierung. Wir waren einander jedoch so eng verbunden, dass wir ihn auch nach diesem Ereignis weiterbeschäftigt haben. Sein Bild können Sie unten am Empfang sehen. Vor einiger Zeit ist Hubert leider verstorben. Zu Lebzeiten war er eine echte Stütze unseres Unternehmens.
Wir verkaufen keine bahnbrechenden oder genialen Produkte – unser wahrer Reichtum sind unsere Vitalität und unser leidenschaftlicher Einsatz. Das Unternehmen verdankt seine heutige Stellung in erster Linie den Frauen und Männern, die hier arbeiten.


Mein Ziel war immer, dass alle Mitarbeitenden sich unternehmerisch einbringen können. Ob mir das effektiv geglückt ist, kann ich nicht sagen. In den Geschäftsleitungsausschüssen sind alle Mitglieder frei, nach eigenem Ermessen zu entscheiden. So entsteht eindeutig ein Miteinander, ein Team- und Familiengefühl. Ein Unternehmen unserer Grösse ist die perfekte Basis für diese Einstellung.

"Traut euch – und vertraut dem Glück. Erfolgreiches Unternehmertum
besteht aus Mut … und dem Mut, Fehler zu machen."

Bernard Poupon

Zusammenhalt – damals und heute

Reitzel hat mich im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Unternehmer gemacht. Seit einigen Jahren reise ich regelmässig nach Indien, wo wir ein Grundstück gekauft und eine Fabrik gebaut haben, die heute über 300 Mitarbeitende beschäftigt. Für einen Unternehmer gibt es kaum etwas Besseres als so ein Projekt, es ist einfach brillant!


Anders als im Technologiesektor bietet unsere Branche kaum Chancen auf hohe Wertschöpfung oder rasantes Wachstum. Stattdessen leben wir intensive Beziehungen, mit den Bauern (wir haben 6000 Anbaubetriebe unter Vertrag), den Vertriebsfachleuten sowie den Konsumentinnen und Konsumenten. Wir decken also die gesamte Wertschöpfungskette ab und das ist unglaublich spannend – auch in schwierigen Zeiten.


Nicht nur wir stehen vor grossen Herausforderungen: Die Covid-Pandemie, die Rohstoff- und Energiekrise und auch der Mitarbeitermangel bringen uns immer wieder an Grenzen. Aber gleichzeitig wachsen wir daran und erfinden uns neu. Typisch Lebensmittelindustrie – wir sind widerstandsfähig. Ich habe schon einige stürmische Zeiten durchlebt, daher blicke ich gelassen in die Zukunft. Aber niemand weiss, was das Jahr 2023 uns bringt. Es ist also Vorsicht geboten...

Qualität dank Kernwerten


Pickles, also Sauergemüse, haben kaum Potenzial für Weiterentwicklungen. Die Innovation beschränkt sich fast ausschliesslich auf Herstellungstechnologien und Marketingkampagnen. Traditionelle Rezepte prägen unsere Branche. Also müssen wir versuchen, die Konsumgewohnheiten unserer Kundinnen und Kunden zu verändern. Es geht darum, neue, raffinierte Kontexte für klassische Geschmacksrichtungen zu schaffen, etwa beim Apéro.


Unsere Werte sind massgeblich für unsere Entwicklungsprozesse. So setzen wir schon seit längerer Zeit auf Bio und Fairtrade. Seit Kurzem haben wir hier in der Schweiz auch mit lokalen Produkten unserer Marke «Hugo®» grossen Erfolg. All das belegt unseren Einsatz für eine nachhaltige Wirtschaft. Die Konsumentinnen und Konsumenten legen inzwischen auch immer mehr Wert auf die Nachverfolgbarkeit der Produkte, die sie kaufen – aus gutem Grund. Deshalb liegt uns daran, als Unternehmen gewissenhaft und verantwortungsbewusst zu agieren, die bestmöglichen Produkte herzustellen und volle Transparenz zu gewährleisten.


Ernsthaft arbeiten, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen – diese Philosophie zeichnet uns und damit Reitzel aus.

REITZEL GROUP

Anzahl Mitarbeitende: rund 500
Gründungsjahr: 1909
Firmensitz: Aigle (Waat)
Tätigkeitsbereich: Verarbeitung und Herstellung von Essiggemüse (Schwerpunkt)
Aufgefallen: Ernsthaft arbeiten, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen – das ist die Philosophie von Reitzel
hugoreitzel.com