Die Pandemie hat den Schweizer Detailhandel im Jahr 2021 erneut stark beeinflusst, dies vor allem im ersten Quartal. So kam es in den ersten drei Monaten im Non-Food-Segment zu einem Umsatzeinbruch, der durch angeordnete Ladenschliessungen verursacht wurde. Dank dem Nachholkonsum wurde das Vorkrisenniveau bezüglich des Umsatzes in der ersten Jahreshälfte dennoch übertroffen. Der Food-Handel profitierte hingegen mehrere Monate lang von der eingeschränkten Konkurrenzsituation im Hinblick auf den Einkaufstourismus und die Gastronomie.
Die beiden von den angeordneten Ladenschliessungen betroffenen Non-Food-Segmente «Freizeit» sowie «Haushalt und Wohnen» konnten nach der Wiedereröffnung erneut Umsatzgewinne vorweisen – nicht zuletzt dank dem Nachholkonsum, der nach dem Öffnungsschritt erfolgte. Besonders ausgeprägt zeigte sich dies im Segment «Haushalt und Wohnen», das im März 2021 seinen Umsatz im Vergleich zum Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 um rund 33 Prozent steigern konnte.
Die Bereiche «Heimelektronik» und «DIY/Garten/Autozubehör» dagegen waren von den Schliessungen weniger stark betroffen und verzeichneten daher auch im Januar und Februar 2021 ein positives Umsatzwachstum. Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz in diesen Branchen um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der gesamte Non-Food-Bereich verzeichnete währenddessen trotz der schwierigen Bedingungen eine Umsatzsteigerung von sechs Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau.
Der Food-Detailhandel konnte im ersten Quartal 2021 von den geschlossenen Gastronomiebetrieben und aufgrund der Grenzschliessung von der eingeschränkten Konkurrenzsituation profitieren. Und auch die Non-Food-Segmente dürften nach der Wiedereröffnung des Handels Nutzen daraus gezogen haben, weil der Nachholkonsum weitestgehend auf die Schweiz beschränkt blieb. Mit der Öffnung der Grenzen als auch der Gastronomie im zweiten Quartal 2021 stieg die Konkurrenz für den Schweizer Food-Handel erneut, was sich in einem Umsatzrückgang bemerkbar machte.
Mit der angeordneten Schliessung der Läden des nichttäglichen Gebrauchs kam ein Teil der Arbeitnehmer im Detailhandel erneut in Bedrängnis. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen erreichte im Februar 2021 mit rund 12’000 Personen ihren bisherigen Höhepunkt seit Beginn der Krise. Gleichzeitig stieg auch der Anteil der Detailhandelsangestellten in Kurzarbeit sprunghaft an.
Angesichts der weniger umfassenden Schliessungen im Vergleich zu 2020 fiel die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer im Detailhandel jedoch tiefer aus. Mit der Wiederaufnahme des stationären Verkaufs und der Beruhigung der Corona-Situation nahmen sowohl die registrierte Arbeitslosigkeit als auch die beanspruchte Kurzarbeit wieder ab.
Die «Special Days» erfreuen sich in der Schweiz zunehmender Beliebtheit und sind mittlerweile vielen Konsumenten bekannt. Genutzt werden sie aber nur von einer Minderheit, und dabei vor allem von jüngeren Konsumenten. Der Vergleich mit 2018 zeigt dennoch, dass die Konsumenten im Jahr 2020 und 2021 deutlich öfter von Sonderaktionen bzw. Promotionen im Zuge der «Special Days» profitierten als vor der Krise. Die zunehmende Beliebtheit der «Special Days» in den vergangenen zwei Jahren dürfte mitunter auf pandemiebezogene Aspekte zurückzuführen sein.
Obwohl viele Faktoren für eine Ausweitung der «Special Days» sprechen, hat kürzlich auch eine Gegenbewegung zu den Rabatttagen eingesetzt. Diese spricht sich für einen nachhaltigeren Konsum aus. Umfragen lassen zudem den Schluss zu, dass sich viele Händler aus Umsatz-, Marktanteils- und Kundenbindungsüberlegungen verpflichtet fühlen, an diesen Rabattaktionen teilzunehmen. In der Branche herrscht Zweifel, ob die aus den Aktionspreisen resultierenden Margeneinbrüche durch einen entsprechenden Mehrabsatz kompensiert werden können. Zudem besteht aufgrund des Vorverlagerungseffekts die Gefahr einer Kannibalisierung des Weihnachtsgeschäfts.
Das Schweizer BIP hat sein Vorkrisenniveau gemäss dem wöchentlichen Wirtschaftsindikator des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO im dritten Quartal 2021 wieder erreicht. Diese wirtschaftliche Erholung wird in den kommenden Monaten vermutlich anhalten. Damit sollte sich künftig auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter verbessern. Auch wenn so schnell kein Ende der Corona-Pandemie abzusehen ist, werden einige Effekte der Pandemie, die den Detailhandel im vergangenen Jahr gestützt haben, 2022 wohl etwas milder ausfallen.
In Anbetracht dessen rücken für den Detailhandel der Konsument sowie seine Kaufabsichten und Bedürfnisse wieder in den Vordergrund. Laut der Umfrage von Fuhrer & Hotz, die jährlich bei den Entscheidungsträgern im Detailhandel durchgeführt wird, planen Unternehmen entsprechend umfassende Marketingaktivitäten.
Schliesslich haben sich Unternehmen für 2022 ehrgeizige Ziele gesetzt und gehen zu zwei Dritteln von einer Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr aus. Dabei erwarten die Experten eine weitere Umsatzverlagerung vom Offline- zum Onlinekanal. Über 80 Prozent der befragten Retailer werden deshalb ihre Flächen im Jahr 2022 anpassen (müssen). Im Food/Near-Food-Bereich steht dabei die Expansion durch die Eröffnung zusätzlicher Standorte im Vordergrund, während das Non-Food-Segment mit der Schliessung oder Verkleinerung bestehender Standorte seine Wirtschaftlichkeit verbessern möchte.