Tiefe Zinsen sind im Grunde genommen nichts Negatives. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich viele Unternehmen dank der tiefen Zinsen derzeit sehr günstig finanzieren können, was sich mitunter auch in einer positiven Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz niederschlägt. Wenn Unternehmen jedoch überschüssige Liquidität haben, dann entstehen im heutigen Umfeld aufgrund der Negativzinsen neue Kosten, die es in dieser Form in der Vergangenheit nicht gegeben hat.
Für den Dollarraum erwartet die Credit Suisse, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen 2022 erhöhen wird. Im Euroraum hingegen gehen wir davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen vorerst unverändert lässt. Für die Schweiz rechnen wir deshalb auch mit einer gleichbleibenden Geldpolitik. Die Zinsen dürften im historischen Vergleich sehr tief bleiben, sodass die Kosten von Negativzinsen auf hohen Liquiditätsbeständen für Unternehmen weiterhin bestehen bleiben.
Finden Sie hier den detaillierten Ausblick zur erwarteten Entwicklung der Volkswirtschaften, Währungen und Anlageklassen:
Grundsätzlich ist zwischen inhabergeführten Unternehmen und Unternehmen mit Aktien im Streubesitz zu unterscheiden. Bei Unternehmen mit starken Einzelaktionären oder Aktionärsfamilien bietet es sich in der aktuellen Situation an, zu prüfen, ob die Liquidität vom Geschäftsvermögen ins Privatvermögen transferiert werden soll. Selbstverständlich kann dies nur mit Rücksicht auf die betriebliche Liquiditätsplanung, die strategischen Ziele des Unternehmens sowie mit einer integralen steuerlichen Betrachtung geschehen. Die Credit Suisse hilft inhabergeführten Unternehmen unter Beizug von Steuerexperten bei der Definition einer langfristigen Entnahmestrategie. Dabei werden sowohl die privaten als auch die betrieblichen Bedürfnisse ganzheitlich berücksichtigt.
Ich habe kürzlich ein KMU-Unternehmen in der Region Mitteland besucht, das in fünf Jahren eine Ersatzinvestition über CHF 8 Millionen plant. Dazu möchte die Firma aber nicht auf Finanzierungslösungen zurückgreifen, sondern die Investition aus der überschüssigen Liquidität finanzieren. In einer solchen Situation kann es durchaus Sinn machen, diese Liquidität entsprechend dem Anlagehorizont und dem Risikoprofil des Unternehmens anzulegen, um Negativzinsen zu vermeiden.
Zusammen mit unseren Kunden erarbeiten wir jeweils einen Liquiditätsplan und stimmen die Anlagelösungen auf den Liquiditätsbedarf ab. Unterjährige Lösungen können zum Beispiel Doppelwährungsgeschäfte sein, falls ein Unternehmen für seine operativen Geschäfte ohnehin Fremdwährungen benötigt und zusätzlich eine Prämie erwirtschaften möchte.
Derzeit spreche ich mit sehr vielen Unternehmen, die eine schwarze Null anstreben und dabei überschaubare Risiken eingehen möchten. Eine Lösung dafür bietet zum Beispiel der Swiss Mortgage Fund der Credit Suisse. Dieser Fonds ermöglicht Investoren eine zeitlich unlimitierte Anlagemöglichkeit in ein kurzlaufendes Hypothekenportfolio von bestehenden Credit Suisse Hypothekenkunden. Aufgrund der tiefen Zinssensitivität und der hohen Kreditqualität des Portfolios konnte der Fonds seit Lancierung eine sehr stabile und positive Performance ausweisen trotz Negativzinsumfeld.
Ja, sehr oft wird in eine der vier Strategien des Credit Suisse Privilege-Fonds investiert. Der Fonds ist eine aktiv verwaltete und breit diversifizierte Anlagelösung und orientiert sich an den Richtlinien des Schweizer Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG). Die Privilege-Fonds stehen jedoch allen Anlegern offen, und so können Firmen investieren wie eine Pensionskasse.
Im vergangenen Jahr haben wir viele Unternehmen begleitet, die zum ersten Mal im Geschäftsvermögen Anlagen getätigt haben. Die Erfahrungen waren dabei durchwegs positiv. Wichtig ist, dass zu Beginn des Prozesses mit einer fundierten Liquiditätsplanung die Mittel den passenden Anlagelösungen zugewiesen werden. So wird sichergestellt, dass die finanzielle und die unternehmerische Flexibilität jederzeit gewährleistet bleiben und keine unnötigen Risiken eingegangen werden.
Wir gehen davon aus, dass uns Negativzinsen noch länger beschäftigen werden. Unternehmen sollten dieses Thema – falls noch nicht geschehen – aktiv angehen und Optionen prüfen. So können unter einer sorgfältigen Abwägung der Risiken Kosten reduziert werden.