Das Kompetenzzentrum für gemeinnützige Stiftungen «Wir sind überzeugt, Stiftungen bei ihren finanziellen Zielen unterstützen zu können.»
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Im aktuellen, von schwachen Renditen und Negativzinsen geprägten Umfeld wird immer mehr Schweizer Stiftungen die Bedeutung einer aktiveren Rolle im Bereich der Vermögensverwaltung bewusst. Im Interview erläutert Daniel Imhof, globaler Leiter Investment Management, wie eine zeitgemässe Vermögensverwaltung für gemeinnützige Stiftungen aussehen kann.
Warum lanciert die Credit Suisse eine spezielle Anlagelösung für gemeinnützige Stiftungen?
Daniel Imhof: Mit dem Stiftungsmandat möchte die Credit Suisse ihr bestehendes Angebot für steuerbefreite Schweizer Stiftungen stärken. Mit der Lancierung dieser speziellen Lösung reagieren wir auf die Rückmeldungen und Bedürfnisse unserer Kunden, die eine mit ihren Werten abgestimmte, neue Vermögensverwaltungsstrategie anstreben. Aufgrund des langjährigen Engagements unserer Bank für den gemeinnützigen Stiftungssektor in der Schweiz, dank unseres Erfahrungsschatzes und des Know-hows unserer internen Fachleute sind wir überzeugt, Stiftungen bei ihren finanziellen Zielen und der Umsetzung ihrer Vision unterstützen zu können.
Inwiefern kann das Stiftungsmandat gemeinnützige Stiftungen unterstützen?
Mithilfe dieses einzigartigen Produkts können Stiftungen in eine professionell entwickelte Lösung investieren, die auf ihre individuelle Interessenlage, ihre Risikobereitschaft und ihre Renditeerwartungen zugeschnitten ist. Verantwortungsbewusste und umsichtige Vermögensverwaltung ist eine Kernaufgabe jeder gemeinnützigen Stiftung, da sie die Finanzgrundlage der Organisation sichert und weitere Finanzierungsaktivitäten ermöglicht. In der Vergangenheit folgten Schweizer gemeinnützige Stiftungen bei der Vermögensverwaltung einem passiveren Ansatz. Da die Finanzmärkte in den vergangenen Jahren allerdings zunehmend anspruchsvoller und komplexer geworden sind, wächst das Bewusstsein für eine proaktive Haltung in finanziellen Angelegenheiten. Aus diesen Gründen ist eine angemessene Anlagestrategie für Stiftungen zentral, damit sie ihre Tätigkeit fortführen und ihre Wirkung optimieren können.
Wie ist das Portfolio eines Stiftungsmandats zusammengesetzt?
Es stehen drei Portfolios mit unterschiedlichen Risikoprofilen zur Verfügung, die sich hauptsächlich durch die Höhe des Aktienanteils unterscheiden. Allen Portfolios liegen drei Charakteristika zugrunde, die wir im Austausch mit Stiftungskunden ermittelt haben. Entsprechend liegt bei allen Portfolios der Fokus auf Direktanlagen mit starker Neigung zum Schweizer Heimmarkt, auf einer Dividenden generierenden Komponente und auf der Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Gesichtspunkten (ESG). Dieser Aufbau ermöglicht uns, die Anlagestrategie an die Werte und Ziele einer Stiftung anzupassen und gleichzeitig eine geeignete Ausgangslage für ein langfristig erfolgreiches Portfolio zu schaffen.
Was sind die grössten Anlagefehler, die Anleger, Stiftungen eingeschlossen, begehen können?
Anleger können ziemlich viele Fehler begehen, und Stiftungen sind da keine Ausnahme. Problematisch ist zum Beispiel, nicht an einer festgelegten Anlagestrategie – das heisst an einer strategischen Asset Allocation (SAA) – festzuhalten. Mit der richtigen SAA, die zum Profil des Kunden passt, kann man beruhigt seinem Kurs folgen und seine Anlagen beibehalten. Auf diese Weise ist die Wahrscheinlichkeit grösser, die eigenen Finanzziele zu erreichen und über einen längeren Zeitraum mit der gewählten Anlagestrategie zufrieden zu sein.
Eine weitere Schwierigkeit beim Anlegen sind nachteilige Verhaltensmuster. Diese Muster sind in unserem Gehirn sozusagen fest verdrahtet und haben sich über einen langen Zeitraum entwickelt. Diese Verdrahtung mag dem Jäger und Sammler durchaus sehr geholfen haben, doch für das Überleben in der modernen Finanzwelt ist sie weniger hilfreich. Auf mögliche Bedrohungen reagiert unser Gehirn entweder mit Flucht, Angriff oder Stillstand. Doch die Finanzmärkte sind nicht vorhersehbar. Bewertungen, wirtschaftliche Bedingungen und weitere Aspekte können einen guten Anhaltspunkt für die Richtung geben, in die der Markt sich entwickelt; aber eine Gewissheit gibt es nie. Statt zu versuchen, das richtige «Timing» für Anlagen zu finden, also etwa genau im richtigen Moment zu kaufen oder verkaufen, sollten Anleger ihre Investitionen beibehalten und behutsame Anpassungen vornehmen, um risikoreichere Phasen durchzustehen.
Die zunehmende Komplexität der heutigen Finanzmärkte ist eine weitere Herausforderung. Viele Kunden mögen sich sehr gut mit den Finanzmärkten auskennen, doch die Welt, in der wir leben, ist hochkomplex. Vielen Anlegern dürfte es schwerfallen, mit der Informationsflut Schritt zu halten und nachzuvollziehen, was sie für ihre Anlagen bedeutet. Dies gilt auch für die Stiftungsratsmitglieder, die auf freiwilliger Basis arbeiten und möglicherweise nicht immer das Fachwissen oder die Zeit haben, die finanziellen Risiken aller Anlageklassen weltweit angemessen zu beurteilen und abzufedern.
Wie kann ein Stiftungsmandat helfen, solche Fehler zu vermeiden?
Ein Vermögensverwaltungsmandat bietet Stiftungen Zugang zu einem weitreichenden Netzwerk von Fachleuten, die konstant finanzielle, politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Daten sammeln, auswerten und auf ihrer Grundlage handeln. Wichtig ist zudem, dass Vermögensverwaltungsmandate gemäss einem sehr strukturierten, disziplinierten und streng geregelten Prozess geführt werden. Es gibt feste Teamstrukturen, Weisungen und Prozesse, mit denen sichergestellt wird, dass Investitionen konsistent durchgeführt und damit nachteilige Verhaltensmuster vermieden werden. Die Verwaltung eines Anlageportfolios ist mit viel Arbeit verbunden, und ein Grossteil davon spielt sich hinter den Kulissen ab. Es ist ein ständiger Kreislauf von Entscheidungsfindung, Umsetzung und Risikoüberwachung. Mit anderen Worten: Es ist eine grosse Verpflichtung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf.