Das Kompetenzzentrum für gemeinnützige Stiftungen «Es ist Zeit für die nächste Generation im Stiftungsrat»

«Es ist Zeit für die nächste Generation im Stiftungsrat»

Jungen Menschen muss ein niederschwelliger Zugang zum Stiftungswesen ermöglicht werden. Das findet Beate Eckhardt, erfahrene Stiftungs- und Verwaltungsrätin. Und machte Nägel mit Köpfen: Im Sommer 2021 rief sie als Co-Gründerin die «Board for Good» Foundation ins Leben. Was es damit auf sich hat und warum die nächste Generation eine Bereicherung für den Stiftungssektor ist, erklärt die Philanthropie-Expertin im Interview.

Frau Eckhardt, Sie sind seit über 20 Jahren im Stiftungssektor aktiv. Was fasziniert Sie so am Stiftungswesen?

Ich bin überzeugt, dass man die Bewältigung vieler Herausforderungen nicht nur der Politik und Wirtschaft überlassen sollte. Es ist zivilgesellschaftliches Engagement gefragt. Und die Stiftungsarbeit ist eine Möglichkeit, sich für etwas einzusetzen. Stiftungen ermöglichen Vorhaben und Projekte, die sonst nicht stattfinden würden. Sie fördern Vielfalt, Entwicklung und Kooperation. Und ebnen mit ihrer Arbeit den Weg für den Staat, erprobte Modelle zu adaptieren.

Erst kürzlich, im Juni 2021, riefen Sie als Co-Gründerin die Board for Good Foundation ins Leben. Was ist die Vision dahinter?

Die Board for Good Foundation ist eine gemeinnützige Unterstiftung, die von mir und Prof. Dr. Georg von Schnurbein, Direktor des Center for Philanthropy Studies an der Universität Basel gegründet wurde. Die Idee hinter der Foundation ist es, junge Menschen ans Stiftungswesen heranzuführen. Dies, indem sie umfassend für die Arbeit im Stiftungsrat ausgebildet, strategisch vernetzt und im Sektor sichtbar gemacht werden.

Weshalb ist das wichtig?

Für junge Menschen ist die Hürde hoch, um in Stiftungsräte einzutreten. Denn meist werden sie von Stiftungen erst gar nicht in Betracht gezogen. Oft mit der Begründung, dass es der nächsten Generation an Erfahrung für die strategische Arbeit mangelt. Das ist eine verpasste Chance, mehr Diversität in den Altersgruppen würde vielen Stiftungsräten guttun. Und die «Next Generation» verdient es, in diesem relevanten Sektor mitarbeiten zu können. Meiner Meinung nach sind sie in Entscheidungen, die ihre Zukunft betreffen, nicht hinreichend eingebunden.

Gab es einen konkreten Auslöser für die Gründung der Board for Good Foundation? Das Bedürfnis scheint es ja schon länger zu geben.

Den gab es tatsächlich. Vor zwei Jahren habe ich einen Workshop am Schweizer Stiftungssymposium moderiert. Innerhalb von fünf Minuten drehte sich die Diskussion um die Fragestellung, wie man für junge Leute einen Zugang zum Stiftungswesen schafft. Im Publikum war Hilflosigkeit zu spüren. Viele sind sich über den besten Weg unsicher. Mir wurde klar, dass es hier Hilfestellung braucht.

Wie sind Sie weiter vorgegangen?

Wir haben mit der Board for Good Foundation ein Stipendien- und Alumnikonzept für junge Menschen entwickelt. Mit diesem sind wir auf Stiftungen, aber auch Unternehmen, zugegangen und haben gesagt: «Wenn ihr findet, dass das Stiftungsgeschäft sich weiterentwickeln muss, tragt dazu bei – und ermöglicht über Stipendien die Ausbildung der nächsten Generation.» Wir stiessen auf positives Feedback und konnten eine vielfältige Palette an Partnerschaften aufbauen.

Warum haben Sie sich für eine Programmpartnerschaft mit der Credit Suisse entschieden, um die Plattform Board for Good zu starten?

Für uns war es wichtig, bei diesem zentralen Anliegen nicht nur im Stiftungsteich zu schwimmen. Denn das birgt die Gefahr, sich in einer Bubble zu isolieren. Indem wir auch mit kommerziellen Partnern zusammenarbeiten, kommen wir mit anderen Mindsets in Berührung. Zugleich ist die Credit Suisse dank ihres Kompetenzzentrums gemeinnützige Stiftungen und infolge ihres langjährigen philanthropischen Engagements mit der Stiftungswelt vertraut. Die Credit Suisse ist für uns ferner nicht nur Finanzierungspartnerin, sondern auch wichtiges Sprach- und Kommunikationsorgan. Sie vernetzt uns mit jenen Kunden, die mit ihrem Vermögen etwas für die Gesellschaft bewirken möchten.

Neben der Beteiligung junger Menschen möchten Sie mit der Board for Good Foundation auch die Diversität in Stiftungsräten fördern. Wie definieren Sie Diversität?

Diversität im Stiftungsrat setzt sich aus vielen Facetten zusammen, zum Beispiel Geschlecht, Alter, Kompetenzen, beruflicher Hintergrund und kulturelle Erfahrungswelt. Ein guter Mix führt zu einer Perspektivenvielfalt, die bessere Entscheidungen mit höherer Wirkung zulässt. Ich rate Stiftungen, sich zu fragen: «Welche Diversität brauchen wir und wie sind wir diesbezüglich aufgestellt?» Gibt es Handlungsbedarf, sollte die Zusammensetzung des Stiftungsrates mit einem professionellen Kompetenzprofil überprüft werden.

Welche Voraussetzungen müssen junge Menschen für ein Stipendium der Board for Good Foundation erfüllen?

Wir haben die Altersobergrenze bei 35 gezogen und setzen einen Hochschulabschluss voraus, da die Arbeit als Stiftungsrat sehr strategisch ist. Erste Arbeitserfahrung, gerne auch als Projektleitung, ist von Vorteil. Diese muss aber nicht in einem Unternehmen erlangt sein, sie kann genauso gut aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich stammen. Und wir würden gerne hören, weshalb sich Bewerber aktiv in der Gesellschaft engagieren möchten.

Welche Bewerber erhoffen Sie sich?

Bestenfalls bewerben sich Personen aus unterschiedlichen Bereichen wie Forschung, Kultur, Soziales, Freizeit und Umwelt. Denn Stiftungen sind ebenfalls divers. Und haben Interesse daran, Menschen in den Stiftungsrat zu holen, die sich mit dem Thema des Stiftungszweckes verbunden fühlen.

Wie vollzieht sich dann der Prozess, von der Bewerbung bis zum Ausbildungsplatz?

Wir erstellen anhand der Sachkriterien einen ersten Kandidatenpool. Die Kandidaten können sich anschliessend einen unserer Ausbilder aussuchen, bei dem wir sie oder ihn vorstellen. Das sind die Rochester-Bern Executive Programs in Bern und die Foundation Board Academy mit Angeboten in Basel und ab Frühling 2022 auch in Genf. Die Ausbilder wählen dann die Personen aus, die am besten zu ihnen passen. Wir haben mit unseren Partnern vereinbart, dass rund ein Drittel ihrer Ausbildungsplätze für unsere «NextGen Stipendiaten» zur Verfügung stehen.

Wo sehen Sie die Board for Good Foundation in zehn Jahren?

Im Moment richtet sich unsere Finanzierung auf die nächsten drei Jahre aus, in denen wir 70 bis 90 junge Menschen ausbilden können. Danach evaluieren wir und schauen, wie es weitergeht. The «Proof of the Pudding» wird sein, wie viele der Stipendiaten Ende 2024 wirklich in Stiftungsräten angekommen sind. Idealerweise braucht es unser Stipendienprogramm in zehn Jahren gar nicht mehr. Weil Stiftungen es als selbstverständlich und lohnend ansehen, in die Ausbildung des Nachwuchses zu investieren.

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Wird sich auch die Arbeit der Stiftungsräte in den kommenden Jahren verändern?

Um die grossen Makro-Trends wie den Klimawandel, die demographische Entwicklung, die Migration oder die Digitalisierung bewältigen zu können, ist Zusammenarbeit über viele Sektoren hinweg gefragt. Und genau diese kooperative Denkweise bringt die nächste Generation mit. Sie unterscheidet weniger zwischen Business und Gemeinnützigkeit, sondern vertritt eine übergreifende Wertehaltung. Stiftungen sind also gut beraten, schon heute junge Menschen in ihren Gremien einzubinden.

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