Mädchen trocknet Teller ab.
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Warum sind Ämtli sinnvoll?

Wenn Kinder selbstständig Kaufentscheide treffen, müssen sie dafür Verantwortung übernehmen. Dies will jedoch gelernt sein. Ämtli sind eine gute Möglichkeit, Kinder in die Verantwortung zu bringen. Aber was sollte man beachten und darf man Ämtli entlohnen? Kinder- und Familienpsychologin Sabine Brunner gibt fünf Tipps für den Familienalltag.

Tipp 1: Etablieren Sie Ämtli als festen Bestandteil der Familie

Wenn Kinder erste Ämtli bekommen, lernen sie, Verantwortung zu übernehmen. Wichtig für den Lerneffekt: Die Kinder sollten sehen, dass jeder eine Aufgabe hat – Eltern und Kinder. Grundsätzlich geht es darum, dass Kinder Alltagsaufgaben als Selbstverständlichkeit wahrnehmen, die zum Leben dazugehören. Deshalb ist es sinnvoll, Kinder von klein auf in Alltagserledigungen einzubeziehen. Oft dauert die Erledigung zwar etwas länger, dafür entsteht die Grundstimmung, dass jeder einen Beitrag für die Familiengemeinschaft leistet. Gerade die Kleinen zwischen zwei und drei Jahren haben Freude, die Eltern zu unterstützen und etwas Sinnvolles zu tun. Und vor allem macht es Kinder stolz, wenn sie eine Aufgabe gemeistert haben – das ist gut für das Selbstbewusstsein.

Tipp 2: Passen Sie die Ämtli dem Alter an, und definieren Sie die Aufgaben klar

Bei Geschwistern dürfen die Ämtli je nach Alter ruhig unterschiedlich aufwendig sein. Ein sechsjähriges Kind versteht gut, dass sein dreijähriger Bruder, seine dreijährige Schwester eine Aufgabe bekommt, die einfacher ist. Zudem sollten Sie genau definieren, wie und wann etwas zu tun ist. Denn nur dann können Kinder auch nachvollziehen, wann sie etwas gut oder nicht so gut erledigt haben. Ein Ämtliplan kann Kindern und Eltern einen hilfreichen Überblick verschaffen.

Tipp 3: Belohnen Sie nur besondere Ämtli

Prinzipiell ist Geld in der Familie eine schlechte Währung – es kommt vielmehr auf Vertrauen, Hilfsbereitschaft und die Familiengemeinschaft an. Deshalb sollten Ämtli in der Regel auch nicht entlohnt werden. Stehen aber besondere Aufgaben an, wie zum Beispiel eine Arbeit im Garten oder vielleicht eine Autowäsche, dann dürfen sich Kinder damit ruhig ein paar Franken dazu-verdienen. So lernen sie, dass sie sich mit dem eigenen Zutun Wünsche schneller erfüllen können. Im Idealfall sind solche Zusatzaufgaben aber freiwillig, und das Kind darf sich ohne Konsequenzen auch dagegen entscheiden.

Tipp 4: Machen Sie Ämtli nicht zum Machtmittel

Die Ämtlifrage sollte nicht vollkommen indiskutabel oder rigide sein und am Ende in Druck sowie Zwang enden. Ist ein Tiefpunkt bei der Übernahme einer Aufgabe erreicht, sollten Sie zusammen mit ihrem Kind überlegen, ob es vielleicht eine andere Tätigkeit gibt, die es lieber ausüben würde. Als Strafe oder Machtmittel eignen sich Ämtli nicht, denn alle Aufgaben sollten mit einem positiven Gefühl verbunden werden können.
Wichtig ist hierbei auch: Korrigieren Sie Aufgaben, die nicht nach Ihren Vorstellungen erfüllt wurden, nicht einfach selbst – wischen Sie zum Beispiel nicht einfach noch einmal über den Tisch, weil er nicht richtig sauber ist.
Für das Kind bedeutet dies lediglich, dass es die Arbeit wohl nicht richtig gemacht hat. So etwas erzeugt Unsicherheit.
Könnte eine Aufgabe besser erledigt werden, zeigen Sie Ihrem Kind, wie das geht, und erklären Sie ruhig, was nicht so gut war.

Tipp 5: Ämtli sind nicht das Wichtigste im Leben

Ämtli sollten im Familienalltag nicht im Zentrum stehen. Kinder haben noch andere wichtige Aufgaben, wie Schule, Freunde und ihre eigene Entwicklung. Natürlich sollen sich die Kinder an der Familiengemeinschaft beteiligen – ein Ämtli zu haben und mit Extraaufgaben Geld zu verdienen, sollte aber nicht im Mittelpunkt des Lebens eines Kindes stehen.