Anlagemythen: eine Einschätzung rund ums Thema Geldanlegen

Unsichere Märkte und ihre Anlagemythen – eine Einschätzung

Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld ist geprägt von Unsicherheiten und Ängsten. Diese Situation beeinflusst nicht nur das Anlageverhalten von Marktteilnehmenden, sondern bringt auch Anlage-Halbwahrheiten zum Vorschein. Franco Dorizzi, Verantwortlicher für die Betreuung von hochvermögenden Familien in der Deutschschweiz bei der Credit Suisse, erläutert seine Sicht zu gängigen Anlagemythen.

Die Märkte sind infolge des Kriegs in der Ukraine, hoher Inflation, steigender Zinsen, Rezessionsgefahr und anhaltenden – wenn auch abnehmenden – Lieferschwierigkeiten höchst volatil. Verunsicherte Anlegerinnen und Anleger suchen in solchen Zeiten nach Ankerpunkten, welche sie in einer grossen Anzahl an Beiträgen und Marktkommentaren finden. Dabei ist jedoch nicht alles, was publiziert wird, der langfristigen Vermögensbildung zuträglich.

Herr Dorizzi, in diesen unsicheren Zeiten hören wir immer wieder den Ausdruck «cash is king». Wie sehen Sie das

Franco Dorizzi: Aus meiner Sicht ist Liquidität lediglich König für den Teil des Vermögens, der für laufende Ausgaben und Notfälle benötigt wird. Diesbezüglich bin ich mit der Aussage einverstanden. Eine andere Ansicht habe ich hingegen für den Teil des Vermögens, der nicht unmittelbar beziehungsweise innert kurzer Frist benötigt wird. Die Teuerung liegt zurzeit in der Schweiz und anderen Ländern deutlich über der Verzinsung von Kontoguthaben und reduziert somit laufend die Kaufkraft. Insofern raten wir unseren Kundinnen und Kunden, jenen Teil der Liquidität, der mittel- bis langfristig nicht benötigt wird, an den Finanzmärkten in Übereinstimmung mit dem individuellen Risikoprofil anzulegen. Selbst in der vergangenen langen Phase mit tiefer Inflation wurde mit Liquidität in Schweizer Franken Kaufkraft verloren.

Welche weiteren Beobachtungen machen Sie im Alltag in Bezug auf gängige Anlagemythen? Und wie können diese umgangen werden?

Wir beobachten, dass viele Neuanlegerinnen und -anleger sehr aktiv handeln und davon ausgehen, mit Stock Picking besser zu sein als der Markt. Von Letzterem ist abzuraten. Einerseits hat eine rege Handelsaktivität entsprechende Kostenfolgen durch die Gebühren. Andererseits belegen viele Studien die Wichtigkeit der strategischen Vermögensaufteilung und des Festhaltens an der individuell festgelegten Strategie. Über 80 Prozent der Rendite eines Portfolios gehen von der richtigen Vermögensaufteilung aus. Die richtige Aktienselektion und der richtige Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe sind zusammen für lediglich rund 15 Prozent des Renditebeitrags zuständig.

Das Festhalten an der eigenen Strategie vermeidet auch die Gefahr, während gewissen Phasen nicht investiert zu sein. Emotionen, Herdentriebe sowie negative Medienberichte können Anlegerinnen und Anleger dazu verleiten, alles zu verkaufen und von der eigenen Strategie abzuweichen, indem versucht wird, Einstiege und Ausstiege am Markt zeitlich zu beeinflussen. Die richtigen Zeitpunkte zu erwischen, erweist sich in Wirklichkeit jedoch als praktisch unmöglich. Emotionen können Anlegerinnen und Anleger zu Fehlentscheiden verleiten. Als weit wichtiger erachten wir es deshalb, permanent investiert zu sein, ganz nach der Börsenweisheit «time in the market is better than timing the market». Und dies kann effektiv mit Fakten belegt werden.

Wir haben dazu Auswertungen der Performance der letzten 20 Jahre des SMI (SMIC, Swiss Market Index SMI® Total Return) analysiert. Sofern eine Anlegerin oder ein Anleger in dieser Zeit permanent investiert war, wurde eine Rendite von 220 Prozent erzielt. Ohne die besten 5 Tage wären es nur noch 123 Prozent gewesen und ohne die besten 15 Tage lediglich 28 Prozent. Fakt ist, dass die besten Börsentage oft nach starken Rückschlägen stattgefunden haben und somit eben genau dann, wenn einige Marktteilnehmende aufgrund von Panik aus dem Markt ausgetreten sind und nicht an ihrer Strategie festgehalten haben.

Anlagemythen – Wer die besten Börsentage verpasst, verliert viel Rendite

Die besten Börsentage haben einen überproportionalen Einfluss auf die Rendite

Quelle: Credit Suisse AG
Letzter Datenpunkt: 31.01.2022

Nur zur Veranschaulichung. Es ist nicht möglich, in einen Index zu investieren. Die gezeigten Indexrenditen sind keine Ergebnisse des tatsächlichen Handels investierbarer Anlagen/Wertpapiere. Anleger, die eine einem Index ähnelnde Strategie verfolgen, können höhere oder niedrigere Renditen erzielen und tragen die Gebühren und Aufwendungen, die zulasten der Renditen gehen. Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Stimmt es, dass viele Anlegerinnen und Anleger ihr Vermögen selbst verwalten, wohl in der Annahme, dies besser zu können als Finanzprofis?

Wir betreuen bei uns im UHNWI-Team sophistizierte Anlegerinnen und Anleger mit anspruchsvollen Bedürfnissen. Viele davon verwalten einen Grossteil der Anlagen selbst, andere vertrauen die Verwaltung des Vermögens hingegen der Bank an. Kundinnen und Kunden mit einem guten Marktverständnis und der nötigen Zeit verwalten ihr Vermögen erfolgreich selbst und vergeben allenfalls für Teilbereiche die Verwaltung ab. Auswertungen zeigen jedoch, dass eine deutliche Mehrheit der selbst verwalteten Portfolios bei vergleichbarem Risiko eine tiefere Performance erzielt als unsere Vermögensverwaltungsmandate.

Der Vorteil eines systematischen Anlageansatzes, emotionsfreie Anlageentscheide und permanente Überwachung des weltweiten Geschehens an den Märkten machen sich dabei bezahlt. Des Weiteren erachte ich eine Verwaltung durch professionelle Teams in jenen Fällen als sinnvoll, in denen die eigene Expertise fehlt oder der eigene Zugang zu den Anlagen nicht möglich ist, zum Beispiel im Bereich von alternativen Anlagen, wie Private Equity und Private Debt, oder sehr spezifischen thematischen Nischensektoren, wie zum Beispiel Biotech, AgriTech, Robotics und weiteren Trendthemen.

Und welchen Ratschlag geben Sie Ihren eigenen Kindern?

Den gleichen wie meinen Kundinnen und Kunden – auch wenn diese natürlich älter sind: Beginnt früh mit Aktiensparen. Regelmässiges und systematisches Investieren lohnt sich bereits ab kleinen Beträgen, zum Beispiel mit einem Aktienfondssparplan. Die Zeit und der Zinseszinseffekt bewirken «Wunder» (das achte Weltwunder, wie es Warren Buffet so schön ausdrückt). Eltern können so für ihre Kinder über viele Jahrzehnte ein Vermögen aufbauen.

Unsere Beratung für Sie

In der heutigen Zeit entscheidet auch eine fundierte Beratung über erfolgreiche Vermögensverwaltung. Bei der Credit Suisse ist Ihre Kundenberaterin bzw. Ihr Kundenberater die direkte Ansprechperson für Sie. So stehen Ihnen unsere weitreichenden Vermögensverwaltungskapazitäten sowie unsere Expertise im Bereich Unternehmensfinanzierung und Investment Banking offen. Wie Sie ganz konkret von unserer Erfahrung profitieren können, erfahren Sie in einem persönlichen Gespräch. Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0848 880 840 an.