Energiepreise: steigende Nebenkosten für Immobilienbesitzer
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Steigende Energiepreise lassen Immobilienbesitzer umdenken

Die hohen Energiepreise sorgten bei Immobilienbesitzerinnen und -besitzern bereits letztes Jahr für Sorgenfalten. Die neuesten Preisanstiege dürften nun bei vielen dazu führen, dass sie die Nutzung fossiler Heizenergieträger überdenken. Der aktuelle Immobilienmonitor der Credit Suisse zeigt, wie sich die gestiegenen Energiepreise auf die Nebenkosten und die Nachfrage nach energetischen Sanierungen im Schweizer Immobilienmarkt auswirken.

Energiepreise steigen weiter in die Höhe

Die Grosshandelspreise für fossile Energieträger und Strom fallen nach wie vor durch wilde Ausschläge nach oben auf. So hat sich der Erdgaspreis in Europa innert Jahresfrist fast verfünffacht. Stromlieferungen für das 1. Quartal 2023 sind rund zehnmal teurer als noch im Herbst 2021.

Diese Entwicklung drückt auch auf die Endverbraucherpreise durch, auch wenn diese im Vergleich etwas tiefer ausfallen. Der Durchschnittspreis für Heizöl lag in den ersten acht Monaten des Jahres 2022 um rund 60 Prozent über demjenigen von 2021. Bei Gas betrug der Preisanstieg 43 Prozent. Einzig beim Strom blieben die Endverbraucherpreise mehr oder weniger stabil. Sie sind in diesem Jahr lediglich drei Prozent höher.

Die Tendenz ist jedoch steigend. Vor Kurzem hat die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) die neuen Stromtarife für Privathaushalte im Jahr 2023 bekannt gegeben: Durchschnittlich steigen die Endverbraucherpreise um 27 Prozent. Allerdings unterscheiden sich die Tarife je nach Region und Versorger sehr stark. In gewissen Gemeinden kostet der Strom im nächsten Jahr das Doppelte oder gar das Vierfache. In Gemeinden, deren Elektrizitätswerke über eigene nicht fossile Kraftwerke verfügen, verändert sich der Strompreis hingegen kaum.

Höhere Nebenkosten besonders bei fossilen Energieträgern

Was bedeutet das für die Bewohnerinnen und Bewohner? Die Analyse der Credit Suisse zeigt dies für einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt mit 99m2 Wohnfläche und einer Haushaltsgrösse von 2,2 Bewohnern: Bei der ersten Analyse im Frühjahr 2022 resultierte für Haushalte, die mit fossilen Energieträgern heizen, ein Anstieg der Heizenergiekosten von rund 38 Prozent gegenüber 2021. Aufgrund der mittlerweile weiter gestiegenen Rohstoffpreise dürften diese Haushalte nun im Schnitt um 51 Prozent höhere Nebenkosten zahlen müssen als im Jahr 2021 (Stand August 2022).

Nebenkosten steigen bei Öl- und Gasheizungen am meisten

Nebenkosten steigen bei Öl- und Gasheizungen am meisten

Quelle: Bundesamt für Statistik, Prognos, EnergieSchweiz, energie.ch, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 2021

Kostenvorteile von alternativen Energien für Immobilienbesitzer

Haushalte, die mittels elektrischer Wärmepumpen beheizt werden, profitieren von deren hoher Energieeffizienz: Sie bezahlen im Vergleich zu Haushalten mit fossilen Energieträgern um 65 Prozent tiefere Heizenergiekosten (Stand August 2022). Da die regulierten Strompreise im laufenden Jahr noch kaum gestiegen sind, ist der Nebenkostenvorteil gegenüber dem Vorjahr damit noch grösser geworden.

Doch mit der nun angekündigten Erhöhung der Endverbraucherpreise für Strom im Jahr 2023 werden auch die Heizenergiekosten von Wärmepumpen deutlich steigen. In der Folge dürfte der Vorteil gegenüber fossilen Heizsystemen wieder leicht auf 54 Prozent zurückgehen – sofern die Preise für Gas und Heizöl nicht noch weiter steigen.

Die Gewinner der hohen Energiepreise: Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen

Angesichts der klar vorteilhafteren Kostenkalkulation nicht fossiler Heizsysteme überrascht es kaum, dass sich die Nachfrage nach Wärmepumpen und Solaranlagen schlagartig erhöht hat. Gemäss Branchenschätzung dürfte die Anzahl der in der Schweiz verkauften Wärmepumpen dieses Jahr auf 40’000 Einheiten steigen. Dies entspricht einem Wachstum von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Noch ausgeprägter dürfte das Wachstum bei der Photovoltaik mit konservativ geschätzten 32 Prozent ausfallen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Photovoltaik-Anlagen liefern Strom für die Elektromobilität und die Wärmepumpe, leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und schützen vor den rekordhohen Strompreisen.
Dazu kommt, dass die Stromgestehungskosten der Photovoltaik in den letzten Jahren massiv gesunken sind.

Den Energiepreisen entgegenwirken: hohe Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen

Den Energiepreisen entgegenwirken: hohe Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen

Quelle: Bundesamt für Energie, Swissolar
Letzter Datenpunkt: 2022

Steigende Renovations- und Umbauraten bei Immobilienbesitzern

Das Volumen eingereichter Umbaugesuche in den vergangenen sechs Monaten lag insgesamt um 22 Prozent über dem zehnjährigen Mittel. Gründe dafür sind zahlreich. So hat gemeinsam mit dem Run auf Wärmepumpen und Solaranlagen auch die Nachfrage nach energetischen Sanierungen zugenommen. Denn: Mit geeigneten Massnahmen an der Gebäudehülle lässt sich die Wirkung alternativer Heizsysteme verstärken.

Kampf den Nebenkosten: Umbauvolumen um 22 Prozent über dem längerfristigen Mittelwert

Kampf den Nebenkosten: Umbauvolumen um 22 Prozent über dem längerfristigen Mittelwert

Quelle: Baublatt, Credit Suisse, Geostat
Letzter Datenpunkt: 05/ 2022