Wirtschaft Asien: Chancen und Risiken für Europa in Asien

Partnerschaft oder Konkurrenz? Wie Asien und Europa die Weltwirtschaft prägen.

Europa und Asien sind zwei wichtige Pfeiler der globalen Wirtschaft und stark miteinander verbunden. Wie sich die Beziehung zwischen den Weltmächten in Zukunft entwickeln dürfte und welche Chancen die Wirtschaft Asiens für den internationalen Handel sowie für europäische und Schweizer Investoren bereithält.

Europa und Asien: starke Partner in einer globalisierten Welt

«Ich kann mir keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, um die Stellung von Europa und Asien in einer sich verändernden globalen Ordnung zu diskutieren.» Mit diesen Worten eröffnete Felix Baumgartner, Head of Premium Clients der Credit Suisse (Schweiz) AG, die erste Ausgabe der Credit Suisse Thought Leadership Series. Denn das 21. Jahrhundert werde gemäss Voraussagen von Experten ein «asiatisches Jahrhundert», sofern die jetzigen Wirtschafts- und Bevölkerungstrends anhalten.

Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 1,5 Bio. US-Dollar sind Asien und die Europäische Union global bereits heute die grössten Handelspartner. Doch wie entwickelt sich die wirtschaftliche Beziehung zwischen Europa und Asien in Zukunft? Und welche Chancen können sich für europäische und Schweizer Investoren künftig bieten? Darüber sprachen die renommierten Experten Herman Van Rompuy, Dr. Keyu Jin und Dr. Juerg Syz in einer spannenden Diskussion im Rahmen der Credit Suisse Thought Leadership Series am 3. März 2021.

Im Dezember 2020 haben die EU und China die Verhandlungen über ein umfassendes Investitionsabkommen im Grundsatz abgeschlossen. Was bedeutet das für europäische Unternehmen?

Herman Van Rompuy: Dieses Abkommen ist ein Meilenstein. Bisher konnten europäische Unternehmen in China nicht frei konkurrieren, während chinesische Unternehmen vom offenen Markt in Europa profitieren konnten. Wir hoffen, dass mit diesem Abkommen nun die gleichen Wettbewerbsbedingungen herrschen. Das Abkommen zeigt auch, dass es möglich ist, eine Einigung mit China zu erzielen, und dass es dazu keinen destabilisierenden Handelskrieg braucht.

Europa und China sind gleichzeitig Partner und Rivalen. Wie wird sich diese Beziehung in Zukunft entwickeln?

Dr. Keyu Jin: Zunächst müssen hierzu zwei Beobachtungen gemacht werden. Die erste ist, dass China mittlerweile vermehrt in kapital- und forschungsintensiven Bereichen direkt mit europäischen Unternehmen konkurriert. Damit nimmt der Druck auf das verarbeitende Gewerbe ab. Andererseits kann die zunehmende Konkurrenz in höheren Technologiebereichen die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft von europäischen Unternehmen steigern. Zweitens produziert China viele Zwischenprodukte, die bisher importiert wurden, mittlerweile selber. Das dürfte dazu führen, dass die Importe insgesamt etwas abnehmen.

Zudem ändert die chinesische Regierung ihre Handelspraktiken, indem sie die Wirtschaft vermehrt für ausländische Konkurrenz öffnet und gleiche Wettbewerbsbedingungen schafft, beispielsweise im Dienstleistungssektor und bei Finanzdienstleistungen. Für die Zukunft dürften sich die Beziehungen zwischen Europa und China deshalb verbessern.

Muss Europa langfristig unabhängiger von China werden?

Dr. Keyu Jin: Grundsätzlich braucht jedes Land einen gewissen Puffer bei kritischen Gütern. Denn die Pandemie hat gezeigt, wie schmerzhaft das Zusammenbrechen der globalen Lieferketten sein kann. Darüber hinaus kann der Handel zwischen Europa und China aber noch weiter zunehmen, solange die Unabhängigkeit bei diesen Gütern bestehen bleibt. Und für China gilt, dass es die Zusammenarbeit mit den europäischen Staaten eher verstärken will, statt sie zu schwächen.

Konzentriert sich Europa zu stark nur auf China, und vernachlässigt es die Beziehungen zu anderen asiatischen Ländern?

Herman Van Rompuy: China ist sehr wichtig, aber Asien als Ganzes noch viel mehr. Deshalb hat die EU mittlerweile Freihandelsabkommen mit Japan, Singapur, Vietnam und Südkorea abgeschlossen und verstärkt die Handelsbeziehungen mit weiteren Ländern im indopazifischen Raum.

Dr. Juerg Syz: Wahrscheinlich schon. China ist natürlich ein wichtiger Player mit starkem Wachstum. Aber speziell die ASEAN-Länder sind ein sehr starker Markt, und sie bieten eine Diversifikation innerhalb Asiens gegenüber China. Zum Beispiel wird Indonesien, das viertgrösste Land der Welt, im Vergleich mit China immer noch vernachlässigt. Es gibt also noch zahlreiche Länder in Asien, die aus wirtschaftlicher Sicht viel mehr Beachtung von Unternehmen und Investoren aus Europa und der Schweiz verdienen würden.

Wie wichtig ist eine Präsenz in Asien für europäische Unternehmen und Investoren?

Dr. Juerg Syz: Für uns ist klar, dass Asien in den nächsten Jahrzehnten nicht nur die grössten unternehmerischen Chancen bietet. Viel wichtiger ist, dass es für Investoren und Firmen aus Europa und speziell auch aus der Schweiz ein Risiko ist, nicht in Asien tätig zu sein. Denn asiatische Länder werden in Zukunft vermehrt zum Treiber der Weltwirtschaft. Das Wachstum auf dem Kontinent ist nicht nur sehr stark, sondern auch sehr robust. Das zeigte sich beispielsweise in der Finanzkrise, als Asien als eine von wenigen Weltregionen ein Wachstum verzeichnen konnte, sowie auch im vergangenen Jahr.

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