Obligationen: Wie die Zinsentwicklung die Rendite beeinflusst
Artikel

Obligationen reagieren auf die Zinsentwicklung. Was das für Anleger bedeutet.

Der Preis einer Obligation kann sich während der Laufzeit verändern. Wie die Zinsentwicklung den Wert von festverzinslichen Wertpapieren prägt, welche Rolle die Duration dabei spielt und wie Anleger ihr Anleihenportfolio strategisch ausrichten können.

Obligationen reagieren auf Zinsentwicklungen

Obligationen sind sehr einfach strukturierte Anlagen: Beim Erwerb weiss der Anleger, wie hoch der Zins ist und wann die Anleihe vom Schuldner zurückbezahlt wird. Werden festverzinsliche Anlagen von der Ausgabe bis zur Rückzahlung gehalten, erhält der Anleger den gesamten Kaufpreis zurück.

Während der Laufzeit kann sich der Wert der Obligation aufgrund verschiedener Faktoren verändern. So beispielsweise, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt oder sinkt. Dies wirkt sich umgekehrt proportional auf den Wert von Anleihen aus: Steigen die Zinsen, sinkt der Preis der Obligation und umgekehrt. Um diese Entwicklungen besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Duration.

Unterschied zwischen der Duration und der Laufzeit kennen

Laufzeit

Als Laufzeit einer Obligation gilt der Zeitraum zwischen der Emission und der Tilgung des Papiers.

Ein Käufer einer Anleihe erhält während der Laufzeit meist jährliche Zinszahlungen. Ob die Marktzinsen steigen oder fallen, beeinflusst die Laufzeit nicht.

Duration

Darunter versteht man den durchschnittlichen Zeitraum, den es braucht, bis der Anleger sein in eine spezifische Obligation investiertes Kapital zurückerhält.

Dabei werden zwischenzeitliche Zinszahlungen mit eingerechnet. Aus diesem Grund ist die Duration in der Regel kürzer als die Laufzeit. Die Länge der Duration hängt somit von der Häufigkeit der Zinsauszahlung sowie von der Höhe der Zinsen ab. Je häufiger und je höher die Zahlungen erfolgen, desto kürzer ist die Duration.

Die Duration besagt, wie sensitiv Obligationen für Zinsentwicklungen sind

Des Weiteren drückt die Duration indirekt aus, wie stark Anleihen auf Marktzinsveränderungen reagieren. Je länger die Kapitalbindungsdauer, desto sensibler reagiert die Obligation auf eine Zinsveränderung. Dadurch erlaubt die Duration eine recht präzise, wenn auch vereinfachte Prognose der Preisentwicklung einer Obligation bei einer bestimmten Zinsbewegung.

Um das Risiko möglicher Kursverluste zu reduzieren, empfiehlt sich eine Diversifikation der Wertpapiere über verschiedene Laufzeiten. Auch bei einem solchen, aus mehreren Obligationen bestehenden Portfolio lässt sich die Zinssensitivität mithilfe der Duration erklären.

Vier Szenarien der Zinsstruktur von Obligationen

Die Zinsstruktur bildet die Renditen gleichartiger Anleihen über verschiedene Restlaufzeiten ab. Grafisch veranschaulicht wird sie Zinsstrukturkurve oder Zinskurve genannt. Vereinfacht formuliert können Anleger daran ablesen, welche Rendite eine Obligation abhängig von der Restlaufzeit erzielen kann. Besonders relevant sind dabei Staatsanleihen. Bei der Zinsstruktur wird zwischen vier Ausprägungen unterschieden:

  1. Normale (steigende) Zinskurve: Bei dieser Zinsstruktur ist die Verzinsung höher, je länger die Laufzeit andauert. Je länger Anleger somit auf ihr Geld verzichten, desto besser werden sie dafür entschädigt.
  2. Flache Zinskurve: In einer flachen Struktur werden alle Restlaufzeiten zu gleichen Zinssätzen verzinst. Das ist meistens dann der Fall, wenn sinkende Zinssätze erwartet werden.
  3. Inverse (sinkende) Zinskurve: Hier nimmt die Verzinsung mit steigender Laufzeit ab. Wenn für kurzfristige Anleihen hohe Zinsen gezahlt werden, deutet dies tendenziell auf eine bevorstehende Rezession hin.
  4. Unregelmässige Zinskurve: Eine Kombination der oben genannten Strukturen, zum Beispiel steigende Zinsen bei kurzfristigen Anleihen und fallende Zinsen bei langfristigen.
Rendite Obligation: Zinsstrukturkurven der Deutschen Bundesbank

Renditen von Obligationen: Zinsstrukturkurven der Deutschen Bundesbank

Links: Zinssatz (p.a.), rechts: Laufzeit in Jahren
Zu erzielende Rendite in Abhängigkeit von der jeweiligen Restlaufzeit
Quelle: BuBa

Erwartete Zinsentwicklung bestimmt Strategie bei Obligationen

Die Zinsstruktur kann über die Zeit verschiedene Ausprägungen annehmen. Je nach Erwartung, in welche Richtung sich der Zinssatz verändern wird, verfolgt der Anleger eine andere Strategie. Ziel ist es, Verluste bei einer unerwünschten Zinsbewegung zu reduzieren, aber genauso die Gewinne einer vorteilhaften Bewegung zu maximieren.

Bei den Strategien unterscheidet man grundsätzlich zwischen den auf Vermögenswerten basierten Strategien und denjenigen, die auch die Verbindlichkeiten von Pensionskassen oder Versicherungen miteinbeziehen. Bei Letzteren steht im Vordergrund, Zinsrisiken beider Seiten, also der Aktiven und der Passiven, aufeinander abzustimmen. Angestrebt wird, die Bilanz dadurch immun gegen Zinsbewegungen zu machen.

Drei Grundstrategien für Obligationen

  1. Even Ladder: gleichmässige Verteilung

    Bei dieser Strategie werden Investitionen gleichmässig auf alle Laufzeitsegmente verteilt. Periodisch werden kurzfristige Anlagen verkauft, um mit langfristigen aufzustocken und die ursprüngliche Duration wiederherzustellen. Diese Strategie ist eher unflexibel in Bezug auf die Einbindung einer taktischen Erwartung.
  2. Bullet: Konzentration auf ein Segment

    Die Bullet-Strategie konzentriert sich auf ein Laufzeitsegment. Von diesem wird erwartet, dass es sich besser beziehungsweise weniger schlecht entwickelt als der Rest der Kurve. Die Duration dieser Strategie liegt sehr nahe an der gewählten Laufzeit.
  3. Barbell: alle Segmente ausser eines

    Wer auf die Barbell-Strategie setzt, vermeidet Anlagen eines bestimmten Laufzeitsegments. Häufig werden kurzfristige Bonds mit langfristigen kombiniert. Im Mittel haben die Investitionen eine mittlere Duration. In der Regel wird diese Strategie gewählt, wenn das mittlere Segment sehr unattraktiv erscheint.
Investitionsstrategien für Obligationen

Investitionsstrategien für Obligationen

Quelle: Credit Suisse

Rendite von Obligationen optimieren – Strategie auf Zinsentwicklung anpassen

Mit der richtigen Strategie können Anleger ihre Rendite optimieren. Gleichzeitig schützt diese vor Verlusten durch steigende Zinsen. Welche Strategie aber die passende ist, hängt von der persönlichen Situation und vom Risikoprofil ab. Auch die Zinserwartungen müssen einbezogen werden. Dafür kann die Duration eine vereinfachte Prognose liefern.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema?

Wir helfen Ihnen gerne weiter. Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0844 844 001 an.