Nach der Rezession steigen die Aktienmärkte wieder
Die Aktienrally geht weiter und auf die Rezession folgt ein globaler Aufschwung mit spannenden Gelegenheiten für Investoren. Trotzdem gehen viele noch zögerlich mit ihren Geldanlagen um. Dabei könnte sich der Einstieg in die Aktienmärkte genau jetzt lohnen.
Ausserordentliche Aktienrally stellt Anleger vor ein Dilemma
Die Erholung der globalen Aktienmärkte seit dem 23. März 2020 bildet die stärkste Dreimonatshausse der Nachkriegszeit. Solche Rallys sind selten. Das hält viele Anleger vom Einstieg ab, denn niemand will am Höhepunkt investieren. Was also tun? Anleger unterliegen einem zeitlosen Dilemma: Sie sind immerzu hin- und hergerissen zwischen Bleiben oder Gehen.
An der Börse heisst es «Bühne frei» für den Wettstreit zwischen Bären und Bullen.
Dabei dürfte am ehesten eine differenzierte, ausgewogene Gewichtung der verschiedenen Perspektiven zutreffen. Denn die Warnung, dass die immer schneller drehende Notenpresse eines Tages ein schlechtes Ende bewirken werde, stellen beide nicht infrage.
Dagegen wird die vermeintliche Entkoppelung von Börse und Realität, wie auch schon am Ende der grossen Finanzkrise 2009, von den Bären oft kritisiert. Doch der Rückblick der folgenden zehn Jahre unterstützt die Sicht der Bullen eben mehr als die der Bären.
Die Fed stützt die Aktienmärkte
Erinnern Sie sich an das sogenannte «Fed-Modell»? Es postulierte, dass Aktien fair bewertet seien, wenn ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in etwa der Inversion der zehnjährigen Kapitalmarktrendite entspreche. Nun, da auch die US-Kapitalmarktrenditen auf 0,8 Prozent gesunken sind, suggeriert das Fed-Modell ein faires KGV von 125x. Das klingt verrückt. Aber vielleicht erklärt es zumindest teilweise, weshalb das KGV des S&P 500 seit dem 23. März 2020 von 12x auf 22x angestiegen ist. Ein Zeichen, dass Aktien weiterhin langfristig attraktiv sind im Vergleich zu Cash.
Kein Anleger sollte darüber hinaus die Kraft der berühmten «Fed-Puts» unterschätzen. Seit den 1980er-Jahren haben alle Präsidenten der US-Notenbank die Aktienmärkte im entscheidenden Moment gestützt. So auch in diesem Jahr mit dem grössten Put aller Zeiten, dem «Powell-Put». Er ist Amerikas Antwort auf die tiefste Rezession der Nachkriegsgeschichte und dürfte die Zinsen und Renditen an den Kapitalmärkten noch auf Jahre tief halten. Davon profitieren langfristig alle Kapitalmärkte und ihre Anleger.
Grösster Put aller Zeiten: Die Bilanz der Fed
Letzter Datenpunkt: Juni 2020
Quelle: Federal Reserve Board, Bureau of Economic Analysis, Bloomberg, Credit Suisse.
Diese Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für die künftige Entwicklung.
Auf die Rezession folgt der Wiederaufbau
Die globale Rezession ist vorbei. Sie war sehr kurz und heftig. Nun folgt der globale Wiederaufbau – der sich allerdings als langfristiger und mit Rückschlägen verbundener Prozess vollziehen wird. Die Risiken neuer Infektionswellen oder geopolitischer Unsicherheiten müssen vorsichtige Anleger ausreichend würdigen. Der Weg zur Erholung weist noch einige Schlaglöcher auf.
Die kürzeste Rezession liegt hinter uns
Einbrüche des globalen realen Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1900, letzter Datenpunkt: 23. Juni 2020
Quelle: Bridgewater Associates
Worauf bei der Geldanlage zu achten ist
Für Anleger zählt auf lange Sicht dreierlei:
- Langfristig ist es besser, sich nicht gegen die Fed zu stellen. Besonders dann, wenn sie eine klare und beständige Strategie zur Kontrolle der Anleihenmärkte und zur Unterstützung der Wirtschaft des eigenen Landes verfolgt.
- Kurzfristig steigt das Risiko, dass die Börsen bald eine «Verschnaufpause» benötigen. Grund genug, in Abwägung aller Perspektiven einige Gewinne zu realisieren und die Aktiengewichtung wieder auf das strategische Gewicht zu reduzieren. Langfristige Investoren können eine Sommerkorrektur als Gelegenheit zum Zukauf betrachten.
- Für den Fall eines Rückfalls in eine Rezession dürfte wohl erneut die Digitalwirtschaft zu den Gewinnern gehören. Sie bleibt Nutzniesser, Motor und Transformator der grossen Neukonfiguration der Weltwirtschaft.
Zu guter Letzt: Vermögensverwaltung ist keine Frage von «richtig oder falsch». Vielmehr ist sie ein vielseitiges Handwerk, dass sich sowohl auf wissenschaftliche Erkenntnisse als auch auf starke Prozesse, gut funktionierende Entscheidungsgremien und manchmal auch auf ein gutes Gespür für Marktpsychologie stützt.
Der Aufstieg der FAANGM-Digitalpioniere hält an
Letzter Datenpunkt: 19. Juni 2020
Quelle: Standard & Poor’s, Yardeni Research
Anmerkung: FAANGM steht für Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google (Alphabet) und Microsoft.
Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.