Investieren in der Schweiz: 10 Fragen
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Investieren in den Schweizer Markt. Antworten auf die dringlichsten Fragen.

Das neue Jahr bietet Gelegenheit, sich mit den eigenen Geldanlagen zu befassen. Dies ist vor allem nach einem strapaziösen Jahr wie 2022 wichtig: Die Negativzinsen sind Geschichte, die Inflation ist zurück, und in Europa tobt ein Krieg. Was kommt jetzt? Es gibt mehr Variablen als Konstanten. Umso wichtiger ist es, einige Fragen rund ums Investieren zu beantworten, die Anlegerinnen und Anleger vielleicht schon immer stellen wollten.

1. Warum kann ich mein Vermögen nicht einfach in Bargeld halten?

Bargeld ist als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel nur wenig geeignet. Dies, weil die Inflation die Kaufkraft des Geldes über die Zeit verringert. Beispielsweise kostet ein Warenkorb, der im Jahr 1900 noch 100 Schweizer Franken gekostet hat, heute mehr als 1’200 Schweizer Franken – etwa 90 Prozent des Bargeldwerts sind der Teuerung zum Opfer gefallen.

Wären die 100 Schweizer Franken damals investiert worden, sähe das Bild deutlich positiver aus. Nur schon eine Investition in Bundesobligationen hätte sich gelohnt: 100 im Jahr 1900 investierte Schweizer Franken ergäben heute nach Abzug der Inflation immerhin rund 1’500 Schweizer Franken. Am besten wäre das Geld derweilen im Schweizer Aktienindex investiert worden: Dank Wertsteigerung und Dividenden hätten daraus trotz Inflation ein Plus an Kaufkraft von über 25’000 Schweizer Franken resultiert.

Geldanlagen: Inflation vermindert Kaufkraft

Geldanlagen: Inflation mindert die Kaufkraft von Bargeld über die Zeit

Kaufkraft von 100 CHF bei 1%, 2% resp. 5% Inflationsraten nach 1 bis 20 Jahren
Quelle: Credit Suisse

Nur zur Veranschaulichung

2. Ist die Zeit der Negativzinsen vorbei?

Seit Anfang 2022 sind die Zinsen rasch gestiegen. So muss der Bund derzeit rund 1,3 Prozent zahlen, um sich Geld für zehn Jahre zu leihen, während er dies 2021 noch zu durchschnittlich –0,25 Prozent tun konnte. Dieser Anstieg ist auf eine Zunahme der Inflation zurückzuführen, die an vielen Orten ein Niveau erreicht hat, das seit Jahrzehnten nicht mehr vorkam.

Um für das Risiko der Entwertung durch die Inflation entschädigt zu werden, verlangen Geldgeber einerseits eine höhere Prämie für ihre Anlage. Auf der anderen Seite versuchen die Zentralbanken, einschliesslich die Schweizerische Nationalbank (SNB), den Anstieg der Inflation durch eine rasche Erhöhung der Leitzinsen zu bremsen. So erhöhte die SNB ihren Leitzins von –0,75 Prozent im ersten Quartal 2022 auf 1,00 Prozent im Dezember 2022, und weitere Zinserhöhungen dürften folgen. Dadurch bleiben die Zinsen positiv. Analog zur SNB haben sich auch die Geschäftsbanken von den Negativzinsen verabschiedet. Für die Sparerinnen und Sparer hat sich die Situation angesichts der hohen Inflation indes vorerst dennoch verschlechtert, sind doch die Realzinsen, also der Zinssatz abzüglich der Inflation, derzeit deutlich negativ.

Negativzinsen bleiben

Inflationsbereinigt bleiben die Zinsen deutlich negativ

Zinsen, in % p.a.

Letzter Datenpunkt: November 2022
Quelle: Refinitiv Datastream, Credit Suisse

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

3. Macht es angesichts steigender Zinsen wieder Sinn, Schweizer-Franken-Obligationen zu kaufen?

In der Schweiz war der Zinsanstieg 2022 im Vergleich zu anderen Ländern zwar moderater, aber dennoch prägend, da die lange Phase der Negativzinsen beendet wurde. Damit haben sich die Ertragsaussichten selbst für Eidgenossen-Obligationen verbessert, insbesondere für langfristige Anlegerinnen und Anleger, die sich an der Rendite auf Verfall orientieren. So generieren Anleihen wieder einen stabilen, positiven Ertrag in einem Portfolio.

Die Korrektur an den Finanzmärkten im Jahr 2022 hat darüber hinaus auch zu einer Ausweitung der Kreditprämien geführt, sodass die Kompensation für die Kreditrisiken von Obligationen wieder höher ist. Kurzfristig dürfte die Volatilität auch auf den Zinsmärkten derweil erhöht bleiben. Und in einem Marktumfeld, in dem die Wirtschaft an Schwung verliert, sind eine detaillierte Bonitätsanalyse und Kenntnisse der Risiken der jeweiligen Emittenten wichtiger denn je.

4. Lohnt sich der Eigenheimkauf aus Anlagesicht? Wann ist Mieten, wann Kaufen vorteilhafter? 

Seit Frühling 2022 müssen Käuferinnen und Käufer für eine Eigentumswohnung erstmals seit 13 Jahren wieder mehr bezahlen als für eine vergleichbare Mietwohnung. Insbesondere wegen des gestiegenen Hypothekenzinsniveaus mussten Eigentümerinnen und Eigentümer im zweiten Quartal 2022 eine Prämie von 27 Prozent bezahlen, wobei bei der Berechnung dieser Prämie neben den Zinskosten auch Unterhaltskosten oder etwa die kurzfristige Illiquidität des Objekts mitberücksichtigt worden sind.

Vielerorts in der Schweiz dürfte sich heute auch der Kauf einer Wohnung zwecks Vermietung bei einer Vollkostenrechnung finanziell nicht mehr rechnen. Aus reiner Anlagesicht lohnt sich der Erwerb von Wohneigentum derzeit also kaum. Dies ist jedoch nichts Neues: Vor 2009 musste ebenfalls mehrheitlich eine Eigentumsprämie bezahlt werden.

5. Rentieren Immobilien mehr als ein ausgewogenes Portfolio, und wie viel machen Einstiegszeitpunkt und Haltedauer aus?

Dazu vergleichen wir ein Portfolio aus 60 Prozent Schweizer Aktien und 40 Prozent liquiden globalen Anleihen mit börsenkotierten Schweizer Immobilienfonds. Über alle Einstiegszeitpunkte und Haltedauern seit 1999 hinweg haben in 84 Prozent der Fälle Immobilienfonds gegenüber dem Musterportfolio eine Überrendite erzielt. Diese steigt tendenziell mit zunehmender Haltedauer.

Besonders gross fiel der Renditevorteil der Fonds bei einem Einstiegszeitpunkt vor einer grösseren Börsenkorrektur aus. So erzielten Immobilienfonds zur Zeit der Dotcom- Blase im Jahr 2002 eine Überrendite von 19,6 Prozent, während der globalen Finanzkrise 2008 sogar von 23,1 Prozent. Die Kehrseite der geringen Volatilität der Immobilientitel ist eine relativ geringere Rendite in besonders guten Aktienjahren wie 2005 oder 2013 oder in Jahren mit starken Zinsanstiegen wie etwa 2000.

Mit den Zinserhöhungen haben sich 2022 die Aussichten für Wertsteigerungen bei Immobilien verschlechtert, und der Fokus liegt wieder verstärkt auf der Ausschüttung. Bei den börsengehandelten Immobilientiteln dürfte die Eintrübung des Marktumfelds jedoch bereits weitgehend eingepreist sein.

6. Wie viel «Ausland» steckt im Schweizer Aktienmarkt?

Im Schweizer Aktienmarkt steckt viel «Ausland». Die 40 führenden börsenkotierten Unternehmen der Schweiz, die im international vergleichbaren Index «MSCI Schweiz» erfasst sind, generieren mehr als 90 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Dabei entfallen gemäss Schätzungen des Datenanbieters FactSet allein auf die USA 30 fast ein Drittel der Umsätze. China ist für die börsenkotierten Schweizer Unternehmen umsatzmässig mit einem Anteil von 6,8 Prozent ebenfalls bedeutender als der Heimmarkt mit 6,7 Prozent. Wird nach Regionen unterteilt, werden 38,5 Prozent der Umsätze auf dem amerikanischen Kontinent erzielt, gefolgt von «Europa» mit 35,2 Prozent und «Asien/Pazifik» mit 22,1 Prozent. Das bedeutet, dass eine Investition in den Schweizer Markt in gewisser Hinsicht bereits eine globale Diversifikation mit sich bringt.

USA mit grösstem Umsatzanteil bei Schweizer Unternehmen

Fast ein Drittel der Unternehmensumsätze wird in den USA erzielt

Umsatzanteil der börsenkotierten Schweizer Unternehmen (MSCI Schweiz) für die acht bedeutendsten Länder in dieser Hinsicht.
Letzter Datenpunkt: 31.12.2022
Quelle: FactSet, Credit Suisse

7. Lohnt es sich für Schweizer Anleger, in ausländische Aktien zu investieren?

Ja, auch Schweizer Anlegerinnen und Anleger sollten in ausländischen Aktien investiert sein. Ein wichtiges Argument dafür ist die Diversifikation. Der Schweizer Aktienmarkt ist stark geprägt durch Unternehmen in Sektoren wie dem Gesundheitswesen, namentlich der Pharmaindustrie, und der Basiskonsumgüter bzgl. Nahrungsmittel. Anlegende, die ausschliesslich in der Schweiz investieren, sind somit Bewegungen in diesen Branchen überdurchschnittlich stark ausgesetzt. Demgegenüber ist der Anteil der Technologiefirmen am Schweizer Aktienmarkt relativ tief. In Jahren mit starkem Wachstum im Technologiebereich schneidet folglich der Schweizer Aktienindex um einiges schlechter ab als der globale Aktienmarkt. Dies war beispielsweise in den Jahren 2016 und 2020 der Fall.

Ein global diversifiziertes Aktienportfolio kann zudem auch als Risikoabsicherung dienen, wenn die Schweiz und ihre Unternehmen von einer tiefgreifenden Krise erfasst werden sollten. Die Anlage in ausländische Aktien hilft den Investierenden zudem, am Wachstum von aufstrebenden Märkten zu partizipieren, wie zum Beispiel Länder in Asien, die stärker als die globale Wirtschaft wachsen. Daher sollten Schweizer Anlegerinnen und Anleger auch in ausländischen Aktien investiert sein. Einen sogenannten «Home Bias» aufrechtzuerhalten, kann unabhängig davon jedoch sinnvoll sein.

8. Wie viel Schweizer Aktien soll ein ausgewogener Schweizer Anleger halten?

Für ein ausgewogenes Anlageportfolio in Schweizer Franken empfehlen wir einen Aktienanteil von 50 Prozent, wovon gut ein Drittel in Schweizer Aktien investiert werden sollte. Wir empfehlen damit Schweizer Anlegenden einen «Home Bias», also eine überdurchschnittliche Ausrichtung auf den Heimmarkt. Dies mag aus Sicht unserer langfristigen Renditeerwartungen auf den ersten Blick überraschen: Für den Schweizer Markt erwarten wir für die kommenden fünf Jahre eine durchschnittliche Rendite von 6,1 Prozent und damit weniger als für Industrieländer oder für Aktien von Schwellenländern. Diese Renditebetrachtung lässt allerdings ausser Acht, dass das Zinsniveau in der Schweiz generell tiefer und damit die Risikoprämie von Schweizer Aktien relativ gesehen grösser ist.

Darüber hinaus sind Schweizer Aktien auch aus Risikoüberlegungen attraktiv: Aufgrund ihrer defensiven Eigenschaften liegt die erwartete Volatilität bei vergleichsweise geringen 15,2 Prozent, was deutlich weniger ist als das, was wir an Schwankungen für Industrieländer erwarten mit 18,2 Prozent. Ein erhöhter Heimmarktanteil hat sich in der Vergangenheit auch aufgrund der stetigen Aufwertung des Schweizer Frankens bewährt. Die kumulative Performance von Schweizer Aktien abzüglich eines globalen Aktienindexes ist positiv und der Währungsbeitrag hat dabei die etwas schwächere Aktienperformance mehr als wettgemacht.

9. Lohnt es sich, in nachhaltige Schweizer Anlagen (ESG-Anlagen) zu investieren?

Anlagen in Unternehmen, die in den Bereichen «Umwelt, Soziales und Unternehmensführung » (ESG) im Vergleich zu ihren Branchenkollegen führend sind, sind ein Mittel, um die Welt in die gewünschte Richtung zu verbessern. Und Anlegerinnen und Anleger, die solchermassen investieren, mussten dabei in der Vergangenheit nicht einmal Abstriche bei der Wertentwicklung ihres Portfolios hinnehmen. Im Gegenteil: Der Wert des MSCI Schweiz ESG Leader Index, der die bezüglich ESG-Kriterien führenden Schweizer Unternehmen umfasst, hat sich in den letzten zehn Jahren beinahe verdreifacht, während sich der allgemeine MSCI Schweiz Index nur fast verdoppelt hat. Doch eine Garantie auf eine solche Überrendite gab es indes nicht und es wird sie auch in Zukunft nicht geben. Das Anlegen anhand der ESG-Kriterien reduziert in der Regel das Risiko in den Portfolios. Dies ist teilweise dadurch zu erklären, dass ESG in der Regel bestimmte Qualitätsmerkmale erfasst, die sich in höheren Dividenden und geringeren Gewinn- und Kursvolatilitäten widerspiegeln.

Investieren: Bruttorendite des MSCI Schweiz ESG Leaders Index

Nachhaltigkeit hat in den letzten zehn Jahren keine Rendite gekostet

Bruttorendite des MSCI Schweiz ESG Leaders Index und des MSCI Schweiz in CHF

Letzter Datenpunkt: 9.1.2023
Quelle: MSCI, Credit Suisse

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

10. Lohnt es sich, als Schweizer Anleger in Gold zu investieren?

Bei Goldanlagen geht es in erster Linie um Diversifikation. Gold ist historisch betrachtet positiv mit Anleihen korreliert und nur schwach mit Aktien. Bei grossen Aktienrisiken in Portfolios kann eine dosierte Beimischung von Gold also Sinn machen. Insbesondere gilt dies für US-Dollar- und Schwellenmarktwährungsbasierte Anlegende, da langfristig Abwertungsrisiken der eigenen Währung bestehen könnten. Wer in Schweizer Franken anlegt, hat etwas weniger Handlungsbedarf, da dieser selbst ähnliche «Sichere-Hafen-Charakteristiken » aufweist wie Gold.

Zur Inflationsabsicherung kann Gold ebenfalls verwendet werden, wobei hierzu breit diversifizierte Rohstoffkörbe, die auch Gold enthalten, historisch gesehen besseren Schutz boten als eine reine Goldanlage. Gold funktioniert vor allem dann, wenn die Inflation ausser Kontrolle zu geraten droht oder gerät, was Abwertungs- und Bonitätsängste auslösen kann. Um diese Gefahr einzudämmen, drehen Zentralbanken derzeit stark an der Zinsschraube. Das hat sich in den letzten Quartalen negativ auf die Performance von Gold ausgewirkt. Denn Gold selbst wirft keine Zinsen ab, daher werden bei steigenden Zinsen andere Anlagen relativ gesehen attraktiver. Das Umfeld sollte sich aber im Jahr 2023 zumindest leicht verbessern, da die Zentralbanken zwar noch keine Zinssenkungen vornehmen dürften, aber zumindest nicht mehr weiter straffen werden. Derweil könnte die unsichere geopolitische Lage weiterhin gewisses Investoreninteresse anziehen.

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