Instant Payments: Was bedeuten sie für Finanzinstitute?

Instant Payments werden den Zahlungsverkehr verändern

Im Jahr 2024 werden die grössten Schweizer Banken in der Lage sein, Echtzeitüberweisungen – Instant Payments – zu empfangen. Dadurch eröffnen sich neue, spannende Möglichkeiten im Zahlungsverkehr. Was bedeutet dieser Wandel hin zu Echtzeitüberweisungen für Finanzinstitute?

Echtzeitüberweisungen stellen Weichen für die Zukunft

Die zunehmende Digitalisierung hat längst auch im Finanzsektor Einzug gehalten. Eifrig wird mit digitalen Anleihen und Vermögenswerten sowie mit Central Bank Digital Currencies (CBDCs) experimentiert. So hat die Schweizer Digitalbörse SIX Digital Exchange (SDX) Ende letzten Jahres auch bereits ihre erste digitale Anleihe lanciert. Dank der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) können tokenisierte Vermögenswerte in Sekundenschnelle transferiert werden.

Neben dem Handel digitaler Anleihen sollen künftig auch Zahlungen in Echtzeit stattfinden. Solche Echtzeitüberweisungen – auch Instant Payments genannt – werden gemäss Alain Schmid, Leiter Business Banking bei der Credit Suisse, bereits im Jahr 2024 empfangen werden können. Am Credit Suisse Transaction Banking Forum 2022 gab er einen spannenden Einblick in die neue Innovation.

Worum handelt es sich bei Instant Payments?

Alain Schmid: Es handelt sich hierbei um die sofortige Verarbeitung von Zahlungen rund um die Uhr und an allen Tagen der Woche. In einer ersten Phase werden diese Echtzeitüberweisungen ein Betragslimit von 20’000 Schweizer Franken haben. Und die Zeit von der Eingabe einer Zahlung bis zur Bestätigung dauert maximal zehn Sekunden. Die Schweiz verfügt zwar bereits über ein Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem, Instant Payments werden darüber hinaus aber noch weitere Anwendungsmöglichkeiten bieten. Hierbei ist auch die hiesige Wirtschaft ein starker Treiber. Denn diese verlangt, dass zukünftig alles noch schneller und dynamischer vonstatten geht – und genau diesen Ansprüchen sollen Echtzeitüberweisungen gerecht werden.

Inwiefern werden Instant Payments den Zahlungsverkehr in der Schweiz verändern?

Neue Finanztechnologien stützen sich stak auf die Kartentechnologie, die mit Gebühren für Händler einhergehen. Durch Instant Payments würden diese Gebühren weiter unter Druck kommen.

Für Finanzinstitute ist es aber wichtig zu verstehen, dass es sich bei Instant Payments nicht um ein Geschäftsmodell handelt, bei dem Kunden schliesslich etwas in Rechnung gestellt werden kann. Vielmehr werden Investitionen in die Betreibungsressourcen von Echtzeitüberweisungen zu einer Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auch in den Bereichen Peer-to-Peer (P2P) und E-Commerce werden Instant Payments neue Vorteile mit sich bringen.

Was könnten hierbei mögliche Anwendungen sein?

Ein Anwendungsbeispiel wäre eine Echtzeitüberweisung während der Ladung eines Elektroautos. Oder der kurzfristige Abschluss einer Unfallversicherung in den Ferien ohne jegliche Zusatzverträge oder -vereinbarungen mit der Versicherungsgesellschaft. Aber auch Gehaltszahlungen mit einer hohen Priorität liessen sich über Instant Payments unkompliziert abwickeln.

Ab wann werden Echtzeitüberweisungen in der Schweiz möglich sein?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat angeordnet, dass in einer ersten Phase die grössten Banken im Swiss Interbank Clearing (SIC) ab der zweiten Jahreshälfte 2024 in der Lage sein sollen, Instant Payments zu empfangen. Die zweite Phase sieht vor, dass bis Ende 2026 hierzulande alle SIC-Teilnehmenden Echtzeitüberweisungen empfangen und ausführen können.

Wenn das gelingt, kann eine Steigerung des Beitragslimits auf beispielsweise 100’000 Schweizer Franken oder sogar mehr in Betracht gezogen werden. Hierzu gibt es aber noch keinen genauen Zeitplan.

Wenn es um Innovationen geht, werden Finanzinstitute oft durch Regulierungen gebremst. Wie sehen Sie dies im Bereich von Instant Payments?

Es ist wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen, um Risiken zu vermeiden – darum auch das Überweisungslimit von vorerst 20’000 Schweizer Franken. Die Komplexität wird dann zunehmen, wenn länderübergreifende Aspekte zum Tragen kommen.

Ich denke aber, dass sich Instant Payments vorläufig auf das hiesige Clearingsystem beschränken werden. In diesem Fall gestaltet sich das Thema aus regulatorischer Sicht vergleichbar mit der heutigen Situation.

Wie wird der Schweizer Zahlungsverkehr Ihrer Meinung nach in 20 Jahren aussehen?

Wir werden bestimmt immer noch Agenten für die Transaktionen benötigen, aber das Ganze wird viel schneller und dynamischer ablaufen. Es dürfte auch Bestrebungen geben, den Zahlungsverkehr vermehrt ESG-konform (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) zu gestalten. Ich bin mir auch sicher, dass wir im Cash Management vermehrt Robotiklösungen zur Verfügung haben werden.

Zusätzlich dürfte sich für Verbraucher der Einkauf von Dienstleistungen und Produkten weiter vereinfachen, beispielsweise mit noch einfacherem Bezahlen im Supermarkt. Es bleibt auf jeden Fall spannend zu beobachten, wie die Digitalisierung den Finanzsektor und damit speziell auch Zahlungslösungen weiter vorantreiben wird.

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