«Basel hat einiges dafür gemacht, dass Wohnen attraktiv ist»
In der Stadt Basel und der nahen Agglomeration wird es zunehmend schwierig, Wohneigentum zu finden. Im Interview sagt der Leiter Hypotheken-Center Nordschweiz, Philipp Zeugin, wo und wie es noch möglich ist, ein Haus oder eine Wohnung in der Region Basel zu kaufen.
Wie ist die Marktsituation für Immobilien in der Stadt Basel?
Philipp Zeugin*: In der Stadt Basel beschränkt sich die Bautätigkeit grösstenteils auf Mietwohnungen. Denn die Nachfrage und entsprechend auch die Preise sind derart hoch, dass sich nur noch Investoren Immobilien leisten können. Freies Bauland gibt es in Basel kaum mehr. Einfamilienhäuser werden oft von Investoren erworben, abgerissen und durch kleinere Mehrfamilienhäuser ersetzt.
Wie hoch ist die Leerstandsziffer bei Immobilien in der Stadt Basel?
Bei Wohneigentum ist die Leerstandsziffer bei fast null. Eigentumswohnungen gibt es noch vereinzelt. Das klassische Einfamilienhaus findet man aber kaum mehr auf dem Markt. Auch bei Mietwohnungen liegt die Leerstandsziffer deutlich unter dem Schweizer Mittel.
Ist die Nachfrage nach Immobilien im Kanton Baselland ähnlich hoch?
Im unteren Baselbiet, im Raum rund um Basel, ist das Interesse an Immobilien gross. In diesem Gebiet ist Bauland zwar noch vorhanden, doch es wird knapper. Je weiter weg man von der Stadt geht, desto mehr Baulandreserven gibt es.
Sie haben die Preise für Immobilien in Basel angesprochen. Welche Entwicklung beobachten Sie?
In Basel-Stadt haben sich die Preise für Wohnimmobilien seit 2000 verdoppelt. Basel hat einiges dafür gemacht, dass Wohnen attraktiv ist: Kunst und öffentlicher Verkehr sind nur zwei Beispiele. Basel gehört zu den attraktivsten Schweizer Städten. Auch im unteren Baselbiet beobachten wir eine stetige Preissteigerung. Mangels Platz und aufgrund hoher Immobilienpreise in der Stadt gewinnt der Raum rund um Basel an Attraktivität.
Um sich ein Eigenheim kaufen zu können, braucht es heutzutage zunehmend Unterstützung der Familie.
Philipp Zeugin, Leiter Hypotheken-Center Nordschweiz
In welchen Gemeinden ist Wohneigentum besonders gefragt?
Bei den stadtnahen Gemeinden sind es insbesondere Muttenz, Münchenstein, Binningen, Bottmingen, Oberwil, Therwil, Arlesheim, Dornach, Aesch, Reinach und Riehen. Richtung Fricktal fallen Rheinfelden und Magden auf. Diese Orte liegen zwischen Basel und Zürich, ideal beispielsweise für Paare, bei denen der eine in Basel, der andere in Zürich arbeitet.
Kann es sich der Mittelstand noch leisten, ein Haus oder eine Wohnung in der Region Basel zu kaufen?
In der Stadt ist es schwierig, in der Agglomeration bedingt realisierbar. Um sich ein Eigenheim kaufen zu können, braucht es heutzutage zunehmend Unterstützung der Familie, beispielsweise, wenn Bauland innerhalb der Familie übertragen werden kann oder wenn ein Erbvorbezug oder eine Schenkung gemacht wird. Ist das so nicht möglich, müssen häufig Abstriche bei Lage und Objekt gemacht werden.
Woran denken Sie diesbezüglich?
Zum Beispiel statt eines freistehenden Einfamilienhauses ein Doppel- oder Reiheneinfamilienhaus kaufen. Oder aber Zugeständnisse bei der Pendlerdistanz machen. Ich wohne selber im Baselland und habe zur Arbeit von Tür zu Tür 25 Minuten. Doch auch mit diesen Abstrichen bleibt die Finanzierung schwierig. Heute sind oftmals beide Partner berufstätig. Das gemeinsame Einkommen reicht für die Tragbarkeit einer Finanzierung. Der Punkt ist aber oft das fehlende notwendige Eigenkapital.
Trotzdem bleibt es ein Traum von vielen, ein Haus zu kaufen.
Es gibt sogar einen gewissen gesellschaftlichen Druck. Wichtig ist es, einen Kauf nicht zu überstürzen, sondern sich zuerst beraten zu lassen und die finanziellen Möglichkeiten abzuklären. Mit einer gezielten Sparstrategie, zum Beispiel mit einer Säule 3a, könnten beispielsweise über die nächsten Jahre zusätzliche Eigenmittel angespart werden. Das erhöht den Finanzierungsspielraum.
Sie sind selber Eigentümer. Wie konnten Sie sich den Traum vom Eigenheim erfüllen?
Ich bin in der privilegierten Situation, dass ich das Haus der Grosseltern übernehmen konnte. Erst nur zur Miete, da ich die Eigenmittel nicht hatte. Für mich ist das nach wie vor nicht selbstverständlich, sondern wie gesagt ein grosses Privileg.
Wie finden Interessierte, die nicht Ihr Glück haben, Immobilien im ausgetrockneten Markt rund um Basel?
Angebote finden sich zunehmend nur noch im Internet auf den schweizweiten Immobilienportalen. Wer ein Haus oder eine Wohnung sucht, sollte dies unbedingt im Freundeskreis erzählen. Auch die sozialen Medien lassen sich zur Wohnungssuche nutzen. Denn Verkäufern mit einer emotionalen Bindung zum Objekt ist es oftmals wichtiger, ihr Haus in guten Händen zu wissen, als den höchsten Preis zu erzielen. Makler aus der Region können Suchende auf dem Weg zur eigenen Immobilie begleiten. Sie verfügen oft über ein hervorragendes Netzwerk.
Welche Unterstützung bietet die Credit Suisse bei der Suche nach einer Immobilie in der Region Basel?
In unserer Filiale in Basel bieten wir als regionalen Service einen Immobiliencorner. Dort werden Häuser und Wohnungen gezeigt, die zum Verkauf stehen. Zudem können die Kundenberater unter Umständen eine Tür aufmachen, wenn sie wissen, dass jemand eine Immobilie kaufen oder verkaufen möchte, indem sie Kunden miteinander vernetzen.
Wir beobachten einen Wandel – weg vom klassischen Haus hin zu Wohnungen.
Philipp Zeugin, Leiter Hypotheken-Center Nordschweiz
Wer kein Haus in Stadtnähe findet, sieht sich vielleicht im weiteren Baselbiet um. Unter welchen Umständen sind Suchende bereit, ein Haus auf dem Land zu kaufen?
Der Kaufpreis ist das eine. Geschätzt wird auch Naturnähe. Familien möchten ihre Kinder gerne im Dorf aufwachsen sehen. Wichtig ist eine gute Infrastruktur: Schulen, Möglichkeiten für Hobbys, Zug- und Busverbindungen bis spätabends. Die Gemeinden müssen Schritt halten, nicht nur beim Bevölkerungswachstum, sondern auch bei der Infrastruktur.
In der Stadt Basel geht der Trend weg vom Einfamilienhaus hin zu Stockwerkeigentum. Gibt es auch im Baselbiet eine Entwicklung bezüglich der Art der Immobilien?
Was wir beobachten, ist ein zunehmender Wandel weg vom klassischen Haus hin zu Wohnungen. Das hat auch mit der gesellschaftlichen Struktur zu tun. Die Generation der Babyboomer zieht altershalber in eine Wohnung. Sie möchten zwar auf dem Land bleiben, aber keinen Umschwung mehr pflegen müssen. Bei der jüngeren Generation würden zwar viele ein Einfamilienhaus durchaus schätzen, zumindest in Stadtnähe scheitert dieser Wunsch jedoch am Preis. Die Zunahme von Singlehaushalten spielt eine weitere Rolle. Die Nachfrage nach 2½- und 3-Zimmer-Wohnungen steigt – auch bei Wohneigentum.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung bei Immobilien in der Region Basel ein?
Solange die Hypothekarzinsen tief bleiben, werden die Preise für Wohneigentum steigen. In der Region Basel ist der Immobilienmarkt nicht überhitzt. Wir haben aber ein höheres Preissegment, das sich nicht mehr jedermann leisten kann. Etwas abgebremst wurde die Preisentwicklung durch die regulatorischen Massnahmen. Unter anderem erschwert die kürzere Amortisationsfrist der zweiten Hypothek Erstkäufern die Finanzierung. Trotz dieses Dämpfers geht die Entwicklung aber weiter.