Homeoffice steigert die Attraktivität des dezentralen Eigenheims.
In der Corona-Krise hat der Stellenwert des Eigenheims an Bedeutung gewonnen. Mit dem vermehrten Arbeiten im Homeoffice steigt die Nachfrage nach Wohneigentum in dezentraleren Regionen, wo die Immobilienpreise noch tiefer sind. Für ein bezahlbares Eigenheim nehmen Eigentümer somit auch einen längeren Arbeitsweg in Kauf.
Dezentrales Eigenheim profitiert von der Krise
Das Eigenheim hat während der COVID-19-Pandemie an Stellenwert gewonnen. Aufgrund der Einschränkungen und des vermehrten Arbeitens im Homeoffice verbringen die Schweizerinnen und Schweizer seit letztem Frühling aussergewöhnlich viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Dies hat Haushalten die Bedeutung einer Wohnung, in der man sich wohlfühlt und die den eigenen (veränderten) Ansprüchen genügt, noch stärker vor Augen geführt. Diese Entwicklung hat spürbare Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. So wird gemäss der Immobilienstudie 2021 der Credit Suisse Wohneigentum häufiger ausserhalb der Grosszentren und ihrer Agglomerationen gesucht.
Grosses Interesse an einem Eigenheim überrascht
Dass die Nachfrage nach Wohneigentum während des Lockdowns im Frühling des letzten Jahres nur sehr kurz einbrach, war nicht zu erwarten gewesen. Denn für gewöhnlich bremsen tiefe Rezessionen und steigende Arbeitslosigkeit den Wunsch nach Wohneigentum.
Die schnellen Massnahmen der Politik sowie das Wissen um die Endlichkeit der Pandemie haben diesmal jedoch eine gegenteilige Reaktion ausgelöst. Das Resultat: Rekordwerte bei der Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern im zweiten Halbjahr 2020.
Starker Nachfrageanstieg beim Eigenheim seit dem ersten Lockdown
Nachfrageindizes Wohneigentum, Index Februar 2014 = 100
Quelle: Realmatch360
Letzter Datenpunkt: 12/2020
Finanzierungskosten für das Eigenheim dürften tief bleiben
Zudem bleiben die finanziellen Perspektiven weiterhin sehr attraktiv. Ohne die tiefen Hypothekenzinsen wäre die Nachfrage nach Wohneigentum im letzten Jahr wohl nicht so hoch ausgefallen. Die tiefen Hypothekenzinsen äussern sich auch in niedrigen effektiven Tragbarkeitskosten für Neuerwerber. Diese entsprechen beim Erwerb einer neuen Eigentumswohnung 15,1 Prozent und beim Erwerb eines neuen Einfamilienhauses 21,8 Prozent eines mittleren Haushaltseinkommens. Dazu kommt, dass die Corona-Krise die Negativzinsphase erneut verlängert hat. Bis mindestens Ende 2022 dürfte es keine Erhöhung der Leitzinsen durch die Schweizerische Nationalbank geben, was die tatsächlichen Finanzierungskosten für Wohneigentum somit tief halten wird.
Homeoffice und tiefe Immobilienpreise kurbeln Nachfrage an dezentralen Standorten an
Da in Zentrumsnähe die Immobilienpreise für eine zunehmende Anzahl Haushalte zu hoch sind, fallen vermehrt dezentrale Regionen mit tieferen Immobilienpreisen in den Perimeter möglicher Wohnorte.
Dieser Trend verstärkt sich weiter durch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Zwar kennt die Toleranz bezüglich Pendelweg Grenzen. Mit dem vermehrten Arbeiten von zu Hause aus werden diese aber nach aussen verschoben. Sinkt nämlich die Pendelfrequenz, steigt die gerade noch tolerierbare Distanz des Arbeitswegs. Was diese Entwicklung für Pendler konkret bedeutet, illustriert folgendes Beispiel:
Gleiche Pendelzeit trotz längerem Arbeitsweg
Hat ein in Zürich beschäftigter Wohneigentümer einen Arbeitsweg von 48 Minuten, den er zweimal täglich zurücklegen muss, könnte dieser Beschäftigte seinen Arbeitsweg mit einem Tag Homeoffice auf 60 Minuten erhöhen und würde dennoch auf eine gleiche wöchentliche Pendelzeit kommen, wie wenn er fünfmal die Woche ins Büro ginge. Sind gar zwei Tage Homeoffice möglich, liegt eine Verlängerung des Arbeitswegs auf 80 Minuten drin. Und selbst wenn der Wohneigentümer nur die Hälfte der gesparten Zeit fürs Pendeln einsetzen möchte, könnte der Arbeitsweg auf 54 bzw. 64 Minuten ausgeweitet werden.
Homeoffice dürfte den Arbeitsweg seltener, dafür länger machen
Pendelzeit pro Weg nach Anzahl Tagen im Homeoffice
Quelle: Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 2020
Erhöhtes Interesse an einem Eigenheim in Tourismusregionen
Die Nachfrage nach Wohneigentum hat jedoch nicht nur an dezentralen Wohnlagen rund um die Arbeitsplatzzentren zugenommen. Auch Ferienwohnungen werden wieder vermehrt nachgefragt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das flexible Arbeiten im Homeoffice die Nutzbarkeit einer Ferienwohnung erhöht. Zudem verstärken die derzeit bestehenden Reiseeinschränkungen über Landesgrenzen hinweg die Präferenzen für eine Ferienwohnung in der Schweiz.