Greenflation: Wie die Energiewende die Kapitalmärkte beeinflusst
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Droht an den Kapitalmärkten eine Greenflation?

An den Kapitalmärkten sorgt die sogenannte Greenflation für Diskussionsstoff, denn die fortschreitende Energiewende lässt die Strompreise steigen. Implikationen und Tipps für Anleger und Anlegerinnen.

Sorge um steigende Strompreise an den Kapitalmärkten

Die jüngst steigenden Strompreise haben gesellschaftspolitische Diskussionen über Inflation, Klimapolitik sowie über die Konsequenzen für die Kapitalmärkte entfacht. Experten warnen vor einer anhaltenden Teuerungswelle durch die Energiewende. Um angesichts der stetig steigenden Energiepreise die Wogen zu glätten, erwägt die EU-Kommission neuerdings die Verleihung eines Nachhaltigkeitslabels für die Stromerzeugung aus Atomkraft oder Gas. Erklärtes Ziel der Union ist es, bis 2050 den Anteil erneuerbarer Energiequellen von derzeit 39 auf 85 Prozent zu erhöhen.

Greenflation: Steigende Strompreise beschäftigen die Kapitalmärkte

Steigende Strompreise beschäftigen die Kapitalmärkte

Indexierte Strompreise (100 = 01.01.2021)
Letzter Datenpunkt; 23. Dezember 2021
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse

Müssen die Kapitalmärkte mit einer Greenflation rechnen?

An den Kapitalmärkten befürchtet man eine sogenannte Greenflation. Damit wird eine Teuerung aufgrund erhöhter Preise für Rohstoffe bezeichnet, die wegen des «grünen» Transformationsprozesses verstärkt nachgefragt werden.

Das beschäftigt Anleger und Anlegerinnen, weil der Preis der Energiewende zurzeit unbekannt bleibt. Fest steht: Der weltweite Renditeanstieg hat erhebliche Inflationsängste ausgelöst und Aktienkurse rund um den Globus zum Rotieren gebracht.

Kapitalmärkte: «Clean Energy»- und Nuklearenergie-Indizes im Vergleich

Kapitalmärkte: «Clean Energy»- und Nuklearenergie-Indizes im Vergleich

Indexiert (100 = 01.01.20215)
Letzter Datenpunkt: 10. Januar 2022
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse

Beträchtliches Missverhältnis bei den Kohlenstoffpreisen trägt zur Greenflation bei

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass zur Erreichung des Pariser Klimaabkommens – Rückgang der EU-Kohlenstoffemissionen bis 2050 auf netto null – ein globaler Kohlenstoff-Mindestpreis von circa 75 US-Dollar pro Tonne notwendig sei. Doch von einem solchen CO2-Pricing ist die Welt politisch und faktisch weit entfernt. Denn derzeit liegt er noch unter vier US-Dollar pro Tonne.

Zwar sind mittlerweile erneuerbare Energien günstiger als sämtliche fossilen Energiequellen und auch günstiger als Kernkraft. Doch das Problem liegt in der Skalierung. Denn der Bau neuer Kraftwerke erfordert Zeit und Kapital. Die Kosten für die Erstellung erneuerbarer Infrastruktur steigen. Gleichzeitig schrumpfen die Förderkapazitäten fossiler Energieträger und verteuern diese.

Das Ergebnis sind Schwankungen relativer Preise, eine allgemein höhere Inflationsvolatilität sowie Zweitrundeneffekte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Greenflation: Renewables are not very scalable

Greenflation: Renewables are not very scalable

Source: Our World in Data, Lazard, BP, Credit Suisse

Was bedeutet das konkret? Drei Tipps für Anleger und Anlegerinnen.

Das Anlagekomitee der Credit Suisse sieht weiterhin eine solide Unterstützung in der Aussicht auf ein erneut starkes Wirtschafts-, Gewinn- und Produktivitätswachstum. Das gilt auch für die zurückhaltende Positionierung von Anlegerinnen und Anlegern und die unverändert hohe Liquidität in der Gesamtwirtschaft. Sie bestätigt somit ihre aktuelle Anlagestrategie und sieht keinen überwiegenden Grund dafür, etwas in die eine oder andere Richtung zu ändern.

Zukunft der Kernkraft?

Die neue «EU Green Deal»-Taxonomie und die darin von der EU vorgeschlagene Inklusion von Kernkraft und Gas in ESG-Anlagen werden wahrscheinlich zu einem Wachstum entsprechender Infrastruktur führen.

Rückenwind für «defensive» Aktien

Die Geldpolitik – allen voran die US-Notenbank – ist angesichts steigender Preise bemüht, zu einer neuen «Normalität» zu finden. Zinsschritte und eine Normalisierung ihrer Anleihenkäufe werden wohl dazugehören, ebenso wie eine höhere Finanzmarktvolatilität.

Die Fiskalpolitik in den USA und in Europa wird zugleich versuchen, die Energietransition durch ihre Infrastrukturprogramme zu stimulieren. Wahrscheinlich wird der Übergang von der Pandemie zur Endemie auch die Lieferkettenengpässe beenden und dazu führen, den Zenit der Inflation zu überwinden. Während dieser Übergangsphase könnte es an den Börsen stürmisch werden, defensive Aktien dürften Rückenwind erhalten.

Thematisch investieren

Der Supertrend der Energiewende steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Wer 1980 eine Apple-Aktie gekauft hat, ist heute Millionär. Das Beispiel illustriert, wie wichtig die Wahl des richtigen Themas bei der Investition und die Geduld als zeitlose Tugend sind.

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