Nachhaltige Wirtschaft: grosse Chancen durch Nachhaltigkeit

Die nachhaltige Wirtschaft wird zur Realität. Welche Chancen bietet sie?

Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Auch der Fokus der globalen Wirtschaft liegt immer mehr auf der Dekarbonisierung von Wertschöpfungsketten. In welchen Bereichen präsentieren sich für Anleger gute Aussichten, um von einem Wechsel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu profitieren?

Neue Chancen in einer nachhaltigen Wirtschaft

«Noch vor kurzer Zeit hätte kaum jemand an Klimaschutz als wirtschaftliche Chance gedacht», sagte Felix Baumgartner, Head of Premium Clients der Credit Suisse, in seiner Eröffnungsrede zur zweiten Ausgabe der Credit Suisse Thought Leadership Series. Doch das habe sich mittlerweile geändert. Die Frage steht im Raum: «Ist Nachhaltigkeit die grösste ökonomische Chance unserer Zeit?»

Prof. Jeffrey Sachs und Dr. Barbara Frei diskutierten am 9. Juni 2021 im Virtual House der Credit Suisse über diese Frage und darüber, wie die Corona-Pandemie diese Entwicklungen beeinflusst.

Im Klimaabkommen von Paris einigten sich die Weltmächte darauf, die Erwärmung des Klimas auf unter 1.5 Grad Celsius zu begrenzen. Können wir die Ziele des Abkommens noch erreichen?

Dr. Barbara Frei: Ja. Im vergangenen Jahr beispielsweise fielen die globalen CO2-Emissionen aufgrund von COVID-19 um 7 Prozent. Damit diese Effekte langfristig und in einer ausreichenden Stärke wirken, um den weiteren Anstieg der globalen Temperaturen zu stoppen, braucht es einen schnellen und fundamentalen Wandel. Die Technologie dafür ist vorhanden, nachhaltige Geschäftsmodelle funktionieren heute auch ohne Subventionen.

Prof. Jeffrey Sachs: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir das Energiesystem radikal dekarbonisieren und so weit wie möglich erneuerbare Energien einsetzen. Es braucht mehr Elektrofahrzeuge und die Massenproduktion von Wasserstoff. In jüngster Vergangenheit konnten sich zudem Aktionärsaktivisten der Ölkonzerne Exxon Mobile und Chevron mit Anträgen zur schnelleren Dekarbonisierung der Wertschöpfungsketten durchsetzen. Investoren realisieren endlich, dass sie viel Geld verlieren werden, wenn sie weiterhin in das alte Energiesystem investieren.

Das Transportwesen ist einer der grössten Treiber von CO2-Emissionen. Wie können Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten dekarbonisieren?

Prof. Jeffrey Sachs: Indem sie auf Elektrofahrzeuge oder Wasserstoff setzen. Der private und öffentliche Nahverkehr kann problemlos elektrifiziert werden. Für den Schwerverkehr ist die Batteriekapazität derzeit noch ungenügend, hier kann Wasserstoff als alternativer Kraftstoff dienen. Mit besserer Batterietechnik werden elektrische Antriebe auch für Lastwagen sinnvoll. Die Tatsache, dass Tesla im Moment die höchste Marktkapitalisierung aller Autokonzerne hat, zeigt, in welche Richtung die Märkte sich entwickeln.

Der Immobiliensektor ist für rund 17 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. In welche Richtung geht die Entwicklung bei «grünen» Immobilien?

Dr. Barbara Frei: Bei bestehenden Gebäuden ist es oft so, dass der Energieverbrauch dank digitalen Technologien um bis zu 40 Prozent gesenkt werden kann. Deshalb ist es wichtig, sich bei deren Erneuerung, aber auch bei der Planung neuer Immobilien entsprechende Gedanken zu machen. Zunehmende Digitalisierung, beispielsweise in «Smart Cities», hilft bei der Reduktion des Verbrauchs. Wird die verfügbare Energie nicht gebraucht, kann sie anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Welchen Einfluss hat die wirtschaftliche Erholung von den Folgen der COVID-19-Pandemie auf den Fortschritt in Sachen nachhaltige Entwicklung?

Dr. Barbara Frei: Zu Beginn der Pandemie fürchtete man, dass Investitionen in Nachhaltigkeit zurückgehen könnten, beispielsweise über den Green New Deal der EU. Doch überraschenderweise war das Gegenteil der Fall. Die Pandemie wurde zum Beschleuniger nachhaltiger Entwicklungen, hauptsächlich getrieben von einer stärkeren Digitalisierung. Nachhaltigkeit treibt das Geschäft vielerorts voran.

Wie beeinflusst Nachhaltigkeit Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in Europa?

Dr. Barbara Frei: Ich denke die Angst, dass durch die Digitalisierung Jobs verschwinden, ist unbegründet. Es werden vielmehr neue Jobs entstehen, besonders in nachhaltigen Branchen. Zunächst dürfte es eine schmerzhafte Phase mit grossen Umschichtungen geben, doch im Anschluss werden europäische Unternehmen stärker und kompetitiver sein. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem neuen Fokus auf Technologie in ganz Europa auch nachhaltige Jobs schaffen werden.

Welche neuen Nachhaltigkeits-Trends sind aus der Pandemie entstanden?

Prof. Jeffrey Sachs: Wir bewegen uns hin zu einer grünen, digitalen Welt. Und das schneller als erwartet. Die digitale Transformation während der Pandemie war atemberaubend. Es wird mehr intelligente Systeme geben – im Transportwesen, im Immobilienbereich und in der Industrie. Und auch die Finanzbranche bewegt sich mittlerweile entschieden in Richtung grüner und digitaler Technologien.

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