Die kalkulatorische Tragbarkeit wird zur immer grösseren Hürde für Wohneigentum.
Wohneigentum zu finanzieren, wird in der Schweiz zunehmend schwieriger. Als Folge der steigenden Preise auf dem Schweizer Immobilienmarkt wird die kalkulatorische Tragbarkeit der Hypothek für viele Haushalte zur Herausforderung. Um sich den Traum von den eigenen vier Wänden dennoch zu erfüllen, können höhere Eigenmittel helfen.
Die kalkulatorische Tragbarkeit ist eine grosse Hürde
Die Preise auf dem Schweizer Immobilienmarkt kennen seit zwei Jahrzehnten fast nur eine Richtung: nach oben. Der Kauf von Wohneigentum rückt daher trotz der rekordtiefen Zinsen für viele Schweizer Haushalte ausser Reichweite. Die Hürde liegt bei der kalkulatorischen Tragbarkeit, die aufgrund regulatorischer Anforderungen nicht mit den effektiven Hypothekenzinsen, sondern mit einem langfristig nachhaltigen Zinssatz berechnet wird.
Bei einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent ist die Tragbarkeit für Haushalte mit mittlerem Einkommen zurzeit noch lediglich bei 42 Prozent der schweizweit inserierten Eigentumswohnungen gegeben. Mit Blick auf Einfamilienhäuser sinkt diese Zahl auf 26 Prozent. Im Vergleich mit 2008 wird die Entwicklung deutlich: Zu diesem Zeitpunkt lag der Anteil tragbarer Objekte für Haushalte mit mittlerem Einkommen noch bei 65 Prozent der Eigentumswohnungen und 43 Prozent der inserierten Einfamilienhäuser.
Wohneigentum finanzieren ist an zentralen Lagen fast unmöglich
Die Problematik zeigt sich besonders stark bei Neubauten und an zentralen Lagen. So gibt es in den Kantonen Zürich und Zug, in den Regionen rund um die Städte Basel und Luzern sowie in der Genferseeregion kaum noch Eigentumsobjekte, die für Haushalte mit mittleren Einkommen tragbar sind. Im Glatttal beträgt der Anteil tragbarer Objekte beispielsweise noch 6,2 Prozent, in der Region Nyon sogar nur 3 Prozent. Besser ist die Situation hingegen in ländlichen Regionen und in weiten Teilen des Mittellands.
An zentralen Lagen lässt sich Wohneigentum kaum finanzieren
Anteil tragbarer inserierter Objekte (EFH und EWG) mit vier und mehr Zimmern für Haushalte mittleren Einkommens
Letzter Datenpunkt: Q4/2020
Quellen: Credit Suisse, Meta-Sys, GeostatLast data point: Q4 2020
Source: Credit Suisse, Meta-Sys, Geostat
Mit mehr Eigenmitteln die Tragbarkeit verbessern
Ein Weg, wie künftige Eigentümer diese Hürde überwinden können, ist das Einbringen von mehr Eigenmitteln beim Kauf der Immobilie. Kann ein Haushalt mit 120’000 Franken Einkommen den Anteil an Fremdfinanzierung von 80 auf 60 Prozent senken, steigt der Anteil der tragbaren Objekte von weniger als einem Drittel auf 56 Prozent an.
Dieses Kapital muss allerdings erst angespart werden. Dies braucht viel Zeit und wird auch für gut verdienende Haushalte immer mehr zu einer Herausforderung. Ohne Unterstützung der Familie, beispielsweise durch ein zinsloses Darlehen oder ein Erbe, bleibt der Wunsch nach den eigenen vier Wänden insbesondere für jüngere Haushalte ausser Reichweite. Denn sie können schlicht das erforderliche Kapital nicht aufbringen.
Zusätzliches Eigenkapital verbessert die Tragbarkeit einer Hypothek
Anteil tragbarer Objekte (EFH/EWG, ≥ vier Zimmer)* nach Belehnung und Einkommen
* Inserierte Objekte 2018–2020.
Letzter Datenpunkt: Q4/2020
Quellen: Credit Suisse, Meta-Sys
Mit Bezug von Vorsorgegeldern Wohneigentum finanzieren
Umso wichtiger sind die eigenen Vorsorgegelder. Ein Vorbezug der Gelder aus der Säule 3a und der Pensionskasse kann im Rahmen der Wohneigentumsförderung beim Kauf von Wohneigentum dem Eigenkapital angerechnet werden.
Damit ist das Kapital aus der persönlichen Vorsorge ein wichtiger Türöffner für den Erwerb von Wohneigentum. Besonders ein Vorbezug von Pensionskassengeldern sollte allerdings gut überlegt sein. Wird das Kapital nicht zurückgezahlt, sind Leistungsreduktionen nach der Pensionierung und je nach Pensionskasse auch bei Tod und Invalidität die Folge.
Wohneigentum zu finanzieren, braucht eine gute Planung und Beratung
Hohe Preise und die regulatorischen Anforderungen an die kalkulatorische Tragbarkeit machen es für immer mehr Schweizer Haushalte äusserst anspruchsvoll, Wohneigentum zu erwerben. Eine frühzeitige Planung und eine kompetente, ausführliche Beratung durch Experten sind wichtig, damit die eigenen vier Wände kein Traum bleiben, sondern Wirklichkeit werden.