Der Klimawandel ist Realität. Was das für Anleger bedeutet.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wirtschaft und Gesellschaft sind gewaltig. Darauf müssen sich Anleger und Unternehmen einstellen. Doch trotz aller Risiken bringt der Klimawandel auch neue Chancen auf den Märkten mit sich. Nachhaltige Geldanlagen und neue Technologien haben grosses Potenzial.
Der Klimawandel betrifft alle, auch Anleger
Das Thema Klimawandel ist omnipräsent. Insbesondere das Bewusstsein für die Gefahren hat in den vergangenen Jahren weltweit deutlich zugenommen, wie eine Umfrage des Pew Research Center in 26 Ländern zeigt. Rund 67 Prozent der Befragten betrachten die Erderwärmung als eine erhebliche Bedrohung; ein signifikanter Anstieg gegenüber den 56 Prozent im Jahr 2013.
Doch der Klimawandel polarisiert auch. Nicht zuletzt, weil Streit darüber herrscht, wer die Kosten für die angestrebte Energiewende und die Reduktion der weltweit entfesselten CO2-Emissionen tragen soll. Diese globale Herausforderung betrifft auch Anleger. Denn der Einfluss des Klimawandels auf Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen ist wesentlich grösser, als viele meinen. Und betroffen ist immer die Welt als Ganzes.
Massives Wachstum der CO2-Emissionen heizt den Klimawandel an
Quelle: The Economist, Le Quéré et al. (2018), Global Carbon Project (GCP), Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC)
Nachhaltige Investments haben grosses Potenzial
Anleger können dem Klimawandel auf verschiedene Arten begegnen. Einerseits können sie durch konsequente Anwendung der Kriterien einer nachhaltigen Vermögensverwaltung gewisse Verlustrisiken reduzieren. Mit einer solch ganzheitlichen Strategie können sie gegebenenfalls eine bessere Performance erzielen.
Andererseits können Anleger auch aktiv in den Wandel investieren und sich beispielsweise an «Impact Investments» beteiligen. Diese unterstützen gezielt Unternehmen oder Projekte, die einen Beitrag zur nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung leisten – zum Beispiel zur Finanzierung nachhaltiger Infrastrukturprojekte. Oder sie können in eine Vielzahl von Anlagethemen investieren, die vom Klimawandel profitieren. Dazu zählen unter anderem «Smart Mobility», «erneuerbare Energien», «Edutainment» oder nachhaltige Lösungen im «Wassermarkt».
Der Klimawandel beschäftigt die Wirtschaft schon heute
An den Finanzmärkten bewegen die langfristigen Folgen des Klimawandels noch wenig. Dennoch stehen für Unternehmen vier Aspekte im Vordergrund:
- Es drohen Beschädigungen wichtiger Unternehmenswerte wie Fabriken oder Betriebsinfrastruktur durch Naturkatastrophen. Eine Studie von Greenwatch schätzte, dass der Klimarisiken exponierte Vermögensbestand von Unternehmen zwischen 2 und 20 Prozent der Marktkapitalisierung beträgt.
- Finanzielle Lenkungsabgaben werden in Zukunft eine stärkere Belastung darstellen. Heute erheben Staaten erst umgerechnet 30 Milliarden Franken an CO2-Abgaben. Das ist wenig verglichen mit den umgerechnet 5 Billionen Franken, die Unternehmen weltweit an Gewinnen erzielen.
- Haftungsrisiken nehmen zu. So einigte sich in Kalifornien jüngst das börsen¬kotierte Stromnetz-Unternehmen PG&E mit Klägern auf eine Vergleichszahlung von umgerechnet 11 Milliarden Franken. Der Hintergrund: PG&E hätte berück¬sichtigen müssen, dass seine Hochspannungsleitungen angesichts der seit Jahren steigenden Temperaturen in Kalifornien zunehmend ein Risiko für Wald¬brände darstellen.
- Viertens werden Klimarisiken in Zukunft stärker im «Integrated Reporting» (IR) und dessen externer Prüfung erscheinen, um Investoren mehr Transparenz zu garantieren.
Klimawandel verändert die Risiken für Anleger
Besonders gross sind die Herausforderungen für die Versicherungsbranche. Seit den 1970er-Jahren haben sich die Versicherten verzwanzigfacht. Allerdings hat sich die Branche darauf eingestellt. Das haftende Versicherungskapital wurde vervielfacht und die Versicherungsprämien sind in den letzten Jahren sowohl absolut als auch relativ zum versicherten Schaden deutlich angestiegen. Neben Präventionsmassnahmen werden daher auch Fragen der Schadensversicherung und Risikodiversifikation immer wichtiger. Das betrifft auch Anleger – Sie werden sich, genauso wie Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt, stärker damit befassen müssen.