Die Auswirkungen des Umzugsverhaltens auf den Schweizer Wohnungsmarkt
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Wohnungswechsel – wie das Umzugsverhalten den Wohnungsmarkt beeinflusst

Der Schweizer Immobilienmarkt wird vom Umzugsverhalten der Bevölkerung beeinflusst. Wie häufig und wohin die Schweizerinnen und Schweizer umziehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem beeinflussen Alter und Geschlecht einen Wohnungswechsel.

Gründe für einen Wohnungswechsel sind vielfältig

Das Immo-Barometer 2020 der NZZ hat ergeben, dass 63 Prozent der Befragten grundsätzlich umzugswillig sind – entweder planen sie einen Umzug oder sie spielen zumindest mit dem Gedanken, das Domizil zu wechseln. Insgesamt ziehen in der Schweiz jedes Jahr über 800’000 Personen um. Besonders umzugsfreudig sind junge Erwachsene – 18- bis 34-Jährige machen 21 Prozent der Bevölkerung aus, sind aber für 43 Prozent aller Umzüge verantwortlich.

Im Immo-Barometer wurden ausserdem die Hauptgründe für einen Umzug ermittelt: Veränderung der Lebenssituation, Unzufriedenheit mit dem Wohnobjekt und eine zu kleine Wohnung bzw. ein zu kleines Haus. Des Weiteren nannten die Befragten berufliche Gründe und Unzufriedenheit mit der Lage.

Familienzuwachs ist ebenfalls ein häufiger Grund für Umzüge. Nach der Familiengründung verändert sich das Umzugsverhalten und die Umzugshäufigkeit nimmt ab. Sofern es die finanziellen Mittel zulassen, haben die 35- bis 49-Jährigen das Ziel, Wohneigentum zu erwerben. Sie bilden die wichtigste Nachfragegruppe für Einfamilienhäuser. Sind die Kinder dann aus dem Haus, suchen viele nach einer kleineren Immobilie. Kurz vor der Pensionierung steigt die Umzugsneigung vorübergehend wieder an – bedingt durch eine höhere Auswanderungsrate.

Mit der Familiengründung wächst auch der Wunsch nach mehr Zimmern.

Mit der Familiengründung wächst auch der Wunsch nach mehr Zimmern.

Umzüge nach Veränderung der Wohnungsgrösse, in Prozent pro Altersklasse

Letzter Datenpunkt: 2021
Quellen: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Schweizer bleiben beim Wohnungswechsel ihrem Kanton treu

Obwohl Unzufriedenheit mit der Lage der fünfthäufigste Grund für einen Umzug ist, scheinen die meisten mit ihrem Wohnkanton zufrieden zu sein. Über 80 Prozent verbleiben nach einem Umzug im Kanton, die Hälfte zieht sogar innerhalb der Gemeinde um. Insgesamt lag die durchschnittliche Umzugsdistanz in den letzten fünf Jahren zwischen 12 und 13 Kilometern.

Familien mit Kindern und Jugendlichen ziehen am ehesten in der direkten Nachbarschaft oder im selben Quartier um. Für sie sind das soziale Umfeld sowie das Vorhandensein einer entsprechenden Infrastruktur wichtige Aspekte. Personen zwischen 18 und 34 Jahren hingegen wechseln dabei auch eher Gemeinde oder Kanton. Sie sind die einzige Altersklasse, die häufiger in Städte zieht. Alle anderen Altersgruppen verlassen die Städte.

Familien mit Kindern ziehen am wenigsten weit weg

Familien mit Kindern ziehen weniger weit weg als junge Erwachsene.

Binnenumzüge nach Typ, in Prozent pro Altersklasse

Letzter Datenpunkt: 2021
Quellen: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Faktoren, die das Umzugsverhalten beeinflussen

  1. Alter: Der wichtigste Faktor, der das Umzugsverhalten und die Umzugswahrscheinlichkeit beeinflusst, ist das Alter. Ab 50 nimmt die Bereitschaft für einen Umzug merklich ab. Zudem kehrt sich der Trend eines Umzugs in Wohnobjekte mit mehr Zimmern wieder um – wer in diesem Alter umzieht, wechselt häufig von grösseren in kleinere Wohnobjekte.
  2. Geschlecht: Einerseits ziehen Männer über weitere Distanzen um als Frauen. Andererseits steigt und sinkt die Umzugswahrscheinlichkeit bei Frauen früher als bei Männern: Frauen ziehen demnach im Durchschnitt früher von zu Hause aus als Männer und werden wiederum auch früher sesshaft.
  3. Nationalität: Personen ohne Schweizer Pass ziehen fast doppelt so häufig um wie Schweizer. Viele ziehen zunächst in die Nähe ihres Arbeitsorts und optimieren die Wohnsituation, wenn sie sich entscheiden, längerfristig in der Schweiz zu bleiben. Nach der Pensionierung kommt es wieder zu einem Anstieg der Umzugswahrscheinlichkeit, wobei es sich hier hauptsächlich um Aus- bzw. Rückwanderungen handelt.
  4. Geld: Zuletzt ist Geld ein relevanter Faktor bei einem Wohnungswechsel: 50 Prozent der Neubezüger eines Einfamilienhauses ziehen in eine Gemeinde mit mindestens 10 Prozent tieferem Preisniveau. Bei Mieten wird darauf weniger geachtet.
Umzüge in der Schweiz nach Altersklassen

Unter 50-Jährige machen die grosse Mehrheit aller Umzüge.
 

Umzüge in der Schweiz 2021 – aufgeteilt nach Altersklassen, in Prozent
 

Letzter Datenpunkt: 2021
Quellen: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Auswirkungen auf die Planung und Vermietung neuer Wohnprojekte

Umzugsdistanz und Bevölkerungsstruktur im Umkreis einer Immobilie sind entscheidende Indikatoren für die Wohnraumnachfrage – im Schnitt kommen 72 Prozent der Nachfrage aus einem Einzugsgebiet von lediglich zehn Kilometern.

Dies bedeutet für Investoren und Bauherren, dass die Nachfrage in erster Linie aus der gleichen Gemeinde kommt. Es ist daher umso wichtiger, nicht nur die Umzugsintensität zu kennen, sondern auch Konkurrenzprojekte in der Umgebung in die Planung miteinfliessen zu lassen. Zudem ist nützlich zu wissen, von wo potenzielle Umzüger überhaupt kommen könnten.

Des Weiteren sollten Vermieter und Verwaltungen auch die Umzugswahrscheinlichkeit basierend auf Alter, Geschlecht und Nationalität berücksichtigen: Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit eines Wohnungswechsels liegt für eine 25-jährige Frau mit Schweizer Pass beispielsweise bei rund 27 Prozent, bei einem 50-jährigen Mann ohne Schweizer Pass dagegen nur bei 12,5 Prozent. Diese errechneten Erwartungswerte geben Einblicke, wie lange potenzielle Mieterinnen und Mieter in einer Wohnung verbleiben.

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