Anlegen im Oktober: Unsere Einschätzungen in Kürze
Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Das globale Wachstum dürfte sich wieder verlangsamen. Das gilt auch für die Schweizer Wirtschaft. Genau jetzt kann sich darum ein gesunder Mix im Portfolio für Anleger lohnen.
Technologieaktien zurück zu neutraler Gewichtung
Die Aktienrally hat in einigen Marktsegmenten zu teils überzogenen Bewertungen geführt. Für den Herbst sind mit der Verlangsamung der Erholung, neuen Virusinfektionen und dem US-Wahlkampf einige Risikofaktoren zu erwarten. Wir reduzieren daher das Risiko in unserem Portfolio, indem wir die Übergewichtung von IT- und Energieaktien schliessen und somit teilweise stattliche Gewinne mitnehmen. Zudem sind wir der Ansicht, dass Schweizer Anleger ihren Portfolios zyklische deutsche oder chinesische Titel beimischen sollten. Im Kreditsegment halten wir Investment-Grade und Schwellenländeranleihen in Hartwährung weiterhin für attraktiv.
Konjunktur: Schweizer Wirtschaft im Zwischenspurt
Nach der markanten Erholung dürfte sich das Weltwirtschaftswachstum in den kommenden Monaten wieder verlangsamen. Einer der Gründe ist das Nachlassen der fiskalpolitischen Unterstützung. So konnte sich beispielsweise der US-Kongress bisher nicht auf ein weiteres Hilfspaket einigen. Zudem laufen die Nachholkäufe langsam aber sicher aus und die Arbeitsmarktlage bleibt weltweit angespannt. Und schliesslich rechnen wir zwar nicht mit flächendeckenden Lockdowns, aber wiederholte regionale Einschränkungen dürften die Dynamik bremsen.
Auf den beispiellosen Wirtschaftseinbruch im ersten Halbjahr 2020 folgt derzeit auch in der Schweiz eine rasche Erholung. So liegen zum Beispiel die Umsätze im Detailhandel um 10 Prozent über dem Vorjahresniveau. Entsprechend halten wir an unserer vergleichsweise optimistischen Prognose eines Rückgangs des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 4 Prozent in diesem Jahr fest. Der weitere Verlauf des Aufschwungs dürfte aber eher zögerlich erfolgen, mit einem Konjunkturprofil, das einem «schiefen V» ähnelt. Das BIP-Niveau von Ende 2019 dürfte erst Ende 2021 wieder erreicht werden.
Zinsen: Investment-Grade-Anleihen vergleichsweise attraktiv
Das globale Zinsniveau verharrt weiterhin nahe seinen historischen Tiefstständen. Staatsanleihen werden in der Schweiz oder in Deutschland sogar negativ verzinst. Die Zinsen auf Unternehmensanleihen sind zwar ebenfalls gesunken, doch das absolute Renditeniveau liegt hier immer noch höher und Käufe der Zentralbanken wirken stützend. Wir bevorzugen Anleihen höherer Bonität (Investment Grade), bei denen nicht mit Ausfällen zu rechnen ist, und ziehen im Allgemeinen eher kurze bis mittlere Laufzeiten vor.
Währungen: SNB limitiert Aufwertungspotenzial des Schweizer Franken
Seit Beginn der Wirtschaftserholung und der Einigung auf den EU-Wiederaufbaufonds konnte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken etwas zulegen. Denn die Nachfrage nach dem Schweizer Franken als sicheren Hafen hat jüngst etwas abgenommen. Im Falle einer erneuten Verschlechterung der weltwirtschaftlichen Lage oder einer Eskalation geopolitischer Risiken würde sie erneut zunehmen. In einem solchen Fall ist aber davon auszugehen, dass sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) mittels Devisenmarktinterventionen gegen eine zu starke Aufwertung des Schweizer Franken stemmen würde.
Aktien: Gewinne im IT-Sektor realisieren
Die Erholung der Wirtschaft und die nach wie vor grosse Unterstützungsbereitschaft der Zentralbanken sprechen weiterhin für Aktienanlagen, ebenso der Mangel an Alternativen. Angesichts zahlreicher kurzfristiger Risiken wie beispielsweise den US-Wahlen, dem Brexit oder einer zweiten Coronawelle scheint jedoch eine gewisse Vorsicht angebracht zu sein. Die starken Kursgewinne der letzten Monate haben zudem dazu geführt, dass die Bewertungen zuweilen in einigen Bereichen ausgereizt sind. Deshalb nehmen wir insbesondere im Technologiesektor einige der stattlichen Gewinne mit.
Rohstoffe: Preise erholen sich unbeständig
Die Erholung der Rohstoffpreise geriet im September etwas ins Stocken. Die Volatilität bei den zyklischen Rohstoffen wird wohl hoch bleiben, dies, weil die Erholung der Industrieproduktion vorübergehend an Schwung verliert. Bei Gold sehen wir nach einer kurzfristigen Konsolidierungsphase erneutes Aufwärtspotenzial, da die Realzinsen negativ bleiben und der US-Dollar sich weiter abschwächen sollte. Die Ölpreise dürften nach der saisonal schwächeren Phase im Herbst wieder steigen.
Immobilien: Immobilienfonds bleiben auf Erholungskurs
Schweizer Immobilienfonds haben sich erholt und verzeichnen seit Jahresbeginn eine leicht positive Gesamtrendite von 0.6 Prozent. Die Schweizer Immobilienaktien liegen hingegen mit –10.7 Prozent noch klar im Minus. Weltweit verzeichneten Immobilienaktien gar ein Minus von 11.5 Prozent. Von den Anlegern gemieden wurden Aktien von Real Estate Investment Trusts (REITs) mit Fokus auf Büros, Hotels und Verkaufsflächen. Von der Krise profitiert haben hingegen die auf Industrie- und Logistikflächen spezialisierten REITs.