Anlegen im Mai: Unsere Einschätzungen in Kürze
Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Die Konjunktur hellt sich auf. Investoren sollten ihr Engagement in Aktien erhöhen.
US-Aktien sind besonders attraktiv
Die Aufhellung des globalen Konjunkturausblicks hat das Anlagekomitee der Credit Suisse bewogen, das Aktienengagement wieder aufzustocken. Für Anleger in der Schweiz empfehlen wir, den Aktienanteil im Portfolio durch den Kauf von US-Aktien zu erhöhen: Deren Bewertungen sind zwar weniger günstig, der hohe IT-Anteil kombiniert mit eher defensiven Charakteristiken aber Pluspunkte.
Aktien aus den Schwellenländern sollten ebenfalls übergewichtet werden. Cash wird reduziert. Bei den anderen Anlageklassen halten wir uns an die langfristige neutrale Gewichtung.
Konjunktur: Weltwirtschaft nimmt wieder Fahrt auf
Nach der Abschwächungsphase ab Mitte 2018 überraschen die Konjunkturdaten endlich wieder positiv. So notierte der chinesische Einkaufmanagerindex (PMI) im März oberhalb der Wachstumsschwelle. Auch im Westen unterstützen die Zentralbanken die Wirtschaft, und höhere Staatsausgaben sind selbst in Europa kein Tabu. All dies stimmt zuversichtlich, dass eine globale Rezession vermieden werden kann.
Schwächere Impulse aus dem Ausland lasten vorerst noch auf der hiesigen Exportindustrie. Die Dynamik der Industrieproduktion hat sich merklich abgeschwächt. Demgegenüber sollten die gute Arbeitsmarktlage und die erstmals seit sechs Jahren wieder leicht stärkere Zuwanderung die Konsumnachfrage stützen. Insgesamt dürfte die Schweizer Wirtschaft dieses Jahr mit einem Wert von 1.5 Prozent ziemlich genau so stark wachsen wie im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre.
Chinas PMI ist zurück in der Wachstumszone
Einkaufsmanagerindex > 50 = Wachstum
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: März 2019
Obligationen: Schweizer Nationalbank erhöht Zinsen nicht vor 2021
Ende März veröffentlichte die Schweizerische Nationalbank zwei wichtige Informationen: Erstens gehen die Währungshüter bis Ende 2021 höchstens von einer Teuerung um nur gerade 1.5 Prozent aus – Inflationsgefahr droht demnach nicht. Zweitens zeigen Daten, dass die Schweizerische Nationalbank 2018 Devisenkäufe getätigt hat, um den Schweizer Franken zu schwächen.
Solange sie Devisenkäufe als notwendig erachtet und Fremdwährungen kauft, sind Zinsschritte fast ausgeschlossen. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank bis mindestens Ende 2020 den Leitzins unverändert lässt.
Die Schweizerische Nationalbank musste 2018 ab und zu Devisen kaufen
Quelle: Datastream, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: Feb. 2019
Währungen: Euro und Schweizer Franken mit neutralem Ausblick
Der Euro bleibt anfällig gegenüber politischen Risiken, und die Politik der Europäischen Zentralbank lässt kein schnelles Ende der Negativzinsen erwarten. Allerdings dürfte die erwartete Erholung der globalen Wirtschaft insbesondere auch den europäischen Exporten helfen, was die Einheitswährung unterstützen dürfte.
Der Schweizer Franken seinerseits ist nach wie vor hoch bewertet und damit sein Aufwertungspotenzial beschränkt. Unsere Prognose für Euro und Schweizer Franken liegt derzeit bei 1.13 in drei Monaten und bei 1.17 in einem Jahr.
Bessere Daten sollten Euro und Schweizer Franken unterstützen
Quelle: Datastream, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 15.04.2019
Global gutes Umfeld für Aktien
Nach dem die führenden Zentralbanken die geldpolitische Normalisierung zurückstellten, konnten bei den Frühindikatoren erste Zeichen einer konjunkturellen Stabilisierung ausgemacht werden. Diese verbesserten Rahmenbedingungen lassen uns eine Fortsetzung der globalen Aktienrally erwarten.
In diesem Zuge haben wir US-Aktien hochgestuft, was nicht zuletzt unsere anhaltende Präferenz für IT-Unternehmen zum Ausdruck bringt. Nebst dem IT-, Energie- und Gesundheitssektor favorisieren wir neu auch Bergbauunternehmen.
Lockerung der finanziellen Bedingungen
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 11.04.2019
Rohstoffe: Anstehende politische Entscheide erhöhen Volatilität
Rohstoffpreise tendierten jüngst wieder nach oben. Zeichen der Konjunkturerholung und Sorgen um eine geringere Ölproduktion waren die Haupttreiber sowie jüngst die Entscheidung der USA, den gewährten Aufschub der Iran-Sanktionen zu beenden. Die Reaktion der Organisation der erdölexportierenden Länder auf diesen Entscheid wird ebenfalls wichtig sein.
Angesichts der Unsicherheit gehen wir zumindest von einem Anstieg der Volatilität aus. Aktuell erachten wir Engagements in Rohstoffaktien als sinnvoller als direkte Engagements in Rohstoffen.
Volatilität der Rohölpreise dürfte steigen
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 15.04.2019
Vertagte Zinserhöhungen stützen Immobilien
Immobilien bleiben im aktuellen Marktumfeld durchaus eine attraktive Anlagemöglichkeit. Die Renditedifferenzen von direkten und indirekten Immobilienanlagen im Vergleich zur Schweizer Benchmark-Staatsanleihe (10 Jahre) beliefen sich Ende März 2019 immer noch auf 3 Prozent bis 4 Prozent.
Weil ein Ende der Negativzinsära nach der Vertagung von weiteren Zinserhöhungen in den USA auch in der Schweiz in weite Ferne gerückt ist, werden Immobilienaktien und -fonds sowie Direktanlagen von Anlegern wohl weiterhin stark nachgefragt.
Renditeprämien von Immobilienanlagen bleiben hoch
Quelle: Credit Suisse, Datastream, letzter Jahresbericht Immobilienfonds
Letzter Datenpunkt: März 2019