Anlegen im Juli: Unsere Einschätzungen in Kürze
Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Die Erholung der Wirtschaft macht sich an den Finanzmärkten bemerkbar: Das globale BIP-Wachstum dürfte dieses Jahr 5.9 Prozent betragen. In der Schweiz ist bis zum Frühherbst in vielen Wirtschaftsbereichen eine Normalisierung des Privatkonsums zu erwarten.
Gewinnmitnahme bei der Rohstoffübergewichtung
Nach einer starken Performance neutralisiert die Credit Suisse ihr Rohstoffübergewicht. Die Preise könnten sich zwar mit der globalen Erholung noch etwas nach oben bewegen, aber das wachsende Angebot, die schwächere Nachfrage aus China und die Rotation von Industrie- zu Dienstleistungserholung kündigen einen nahenden Wendepunkt an. Bei Aktien bleibt das Risiko von Korrekturen hoch, sodass sich momentan keine Übergewichtung empfiehlt. Mit einer Präferenz für deutsche, spanische oder britische Aktien und der Untergewichtung von Staatsanleihen behält die Credit Suisse in den Portfolios aber eine zyklische Ausrichtung bei.
Konjunktur: Schweizer Wirtschaft im Erholungsboom
Die Weltwirtschaft erholt sich weiter von der Corona-Pandemie. Die Credit Suisse erwartet ein Wachstum des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) um 5.9 Prozent. Derweil hat sich die Teuerung ebenfalls beschleunigt: Die US-Kerninflation liegt auf dem höchsten Wert seit fast 30 Jahren. Die starke Nachholnachfrage sowie Angebotsengpässe führen zu Preisdruck. Gleichzeitig überzeichnet der Preisvergleich mit den Lockdown-Monaten im Vorjahr die Inflationsdynamik. Entsprechend dürften die Inflationsraten gegen Ende Jahr wieder etwas sinken.
Mit der Wiedereröffnung weiter Teile der Wirtschaft hat die Erholung so gut wie automatisch eingesetzt. Zumal ein Grossteil der Haushalte auch in der zweiten Welle einen Sparüberschuss anhäufte, der derzeit mehrheitlich wieder ausgegeben wird. Konkret dürfte sich der Privatkonsum mit gewissen Ausnahmen, wie etwa dem Eventbereich oder Teilen des Gastgewerbes, bis im Frühherbst wieder normalisieren. Derweil dauert die Erholung der Industrie an. Insgesamt dürfte das BIP dieses Jahr um 3.5 Prozent zulegen.
Im Zuge der Wiedereröffnung zieht der Privatkonsum an
Quelle: Monitoring Consumption Switzerland, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 13. Juni 2021
Zinsen und Obligationen: Die US-Notenbank toleriert vorerst höhere Inflation
Die hohe Teuerung in den USA facht die Sorgen um ein Entgleiten der Inflationsdynamik an. Dennoch dürfte die US-Notenbank (Fed) den Leitzins bis mindestens Ende 2022 nicht anheben. Dies, weil die Fed bereit ist, ein temporäres Überschiessen der Inflation hinzunehmen. Tatsächlich sollten die Inflationsraten im Jahresverlauf wieder sinken. Das Preiswachstum wird aber wohl überdurchschnittlich bleiben. Deshalb dürfte die Fed um das Jahresende zumindest ihre Anleihenkäufe zu reduzieren beginnen.
Leitzinsen bleiben bis auf Weiteres tief
Quelle: Datastream, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 15.06.2021
Währungen: Beschränktes Aufwertungspotenzial des Euro zum Schweizer Franken
Während sich der Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar seitwärts bewegt, hat er gegenüber dem Euro jüngst leicht aufgewertet. Wir gehen indes weiterhin davon aus, dass sich der Franken gegenüber dem Euro bis Ende Jahr wieder etwas abschwächt. Sichere Häfen dürften weniger nachgefragt sein als im Krisenjahr 2020, und die Wirtschaftserholung in Europa gewinnt an Fahrt. Die enge Zinsdifferenz zwischen Schweizer Franken und Euro sowie das Risiko von erneut aufflammenden politischen Unsicherheiten beschränken derweil das Aufwertungspotenzial des Euro.
EUR/CHF-Kursentwicklung im Überblick
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 14.06.2021
Aktien: Schweizer Aktien auf Rekordstand
Der Schweizer Aktienmarkt notiert auf Rekordniveau. Gerade die Titel aus dem Pharmasektor konnten zuletzt wieder deutlich an Wert zulegen, nachdem zu Jahresbeginn noch die zyklischen Werte den Markt angetrieben haben. Angesichts der anstehenden globalen Wirtschaftsbeschleunigung favorisiert die Credit Suisse generell zyklische und attraktiv bewertete Marktsegmente. Hierzu zählen Finanzwerte sowie der Grundstoffsektor aber auch britische, deutsche und spanische Aktien. Ebenso haben Small Caps Potenzial.
SMI verzeichnet einen schwungvollen Anstieg
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 14.06.2021
Rohstoffe: Gewinnmitnahme aus dem Rohstoffsegment
Der Anstieg der Rohstoffpreise hat sich fortgesetzt. Es ist anzunehmen, dass das Preiswachstum bald abschwächt und Rückschläge wahrscheinlicher werden. Entsprechend nimmt die Credit Suisse Gewinne in diesem Anlagesegment mit. Die Rohstoffintensität des Wirtschaftswachstums wird sich abschwächen, während die Produktion allmählich auf die höheren Preise reagiert. Einzig der Ölmarkt dürfte sich über die Sommermonate als widerstandsfähig erweisen, dies dank der preisstützenden Produktionsstrategie der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC).
Peak der Rohstoffpreise scheint erreicht
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 11.06.2021
Immobilien: Sinkende Preise bei inserierten Mietwohnungen
Die Angebotsmieten in der Schweiz sind mit einem Minus von 2.4 Prozent im ersten Quartal deutlich gesunken. Gleichzeitig hat der Mietpreisindex, der die Mietpreisentwicklung des gesamten Wohnungsbestands widerspiegelt, zuletzt nur noch um geringfügige 0.4 Prozent zugelegt. Hauptgrund dafür dürfte die wirtschaftliche Unsicherheit sein, der sich viele Haushalte ausgesetzt sehen. Angesichts der sich abzeichnenden Erholung, der robusten Zuwanderung und der sich beruhigenden Bautätigkeit ist eine Stabilisierung der Mieten im weiteren Jahresverlauf zu erwarten.
Sinkende Preise bei inserierten Mietwohnungen
Quelle: Wüest Partner, Bundesamt für Statistik (BFS), Credit Suisse
Letzter Datenpunkt: 1. Quartal 2021