Anlegen im Juli: unsere Einschätzungen in Kürze
Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Die Schweizer Konjunktur erholt sich langsam vom Einbruch infolge des Lockdowns. Und auch die Aktienmärkte haben ihr Aufholpotenzial noch nicht ausgeschöpft.
Aktien sollten politischen Risiken standhalten
Obwohl die Aufholjagd bereits enorm war, sehen wir noch weiteres Potenzial für Aktien und Unternehmensanleihen. Politische Risiken und erneute Virusausbrüche können zwar zu Rückschlägen führen, aber die wirtschaftliche Erholung, die anhaltende fiskal- und geldpolitische Unterstützung sowie der angestaute Anlagebedarf sollten Rückhalt geben. Für eine Aktienübergewichtung eignen sich neben dem defensiven Schweizer Heimmarkt vor allem deutsche Titel und Rohstoffe, die mit der Erholung der Ölpreise und der niedrigzinsbedingten Nachfrage nach Edelmetallen Auftrieb bekommen.
Konjunktur: Die Schweizer Wirtschaft erholt sich
Während die Lockdown-Massnahmen derzeit vielerorts gelockert werden, stützen Finanzministerien und Zentralbanken die Konjunktur. Entsprechend ist mit einer unmittelbaren und markanten Erholung der Weltwirtschaft zu rechnen. Allerdings wird das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität auf absehbare Zeit deutlich unter dem Vorkrisenniveau bleiben. Einerseits nimmt die Sparneigung der Haushalte nur graduell ab, andererseits halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück.
In der Schweiz stimmen die solide Entwicklung der Pharmaexporte, die raschen staatlichen Massnahmen und die positiven Signale des Konsums zuversichtlich. Entsprechend bleiben wir bei unserer vergleichsweise optimistischen Prognose, dass in diesem Jahr das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) um 4 Prozent zurückgehen wird. Die Erholung dürfte aber schleppend verlaufen. Das BIP-Niveau von Ende 2019 wird erst Ende 2021 wieder erreicht.
Konsum in der Schweiz zieht wieder an
Anzahl der Einsätze von Schweizer Debitkarten im stationären Einkauf in der Schweiz und im Ausland, pro Woche
Index: Woche ab 6.1.2020 = 100
Letzter Datenpunkt: 31.5.2020
Quelle: SIX BBS AG, Credit Suisse
Zinsen: SNB senkt Zinsen bis auf Weiteres nicht
Er denke nicht einmal daran, daran zu denken, die Zinsen zu erhöhen, sagt der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell. Steigende Leitzinsen sind demnach noch länger kein Thema. Aber auch Zinssenkungen stehen derzeit nicht im Fokus. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte ihren Leitzins bis auf Weiteres unverändert lassen. Nimmt man die Renditen von 10-jährigen Staatsanleihen als Massstab, gehen die Märkte davon aus, dass das Zinsniveau weltweit in den kommenden Jahren um null pendeln wird.
Zinsen bewegen sich weltweit gegen null
Letzter Datenpunkt: 1.6.2020
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Währungen: EU-Wiederaufbaufonds stärkt den Euro
Seit Bekanntwerden der Pläne für den EU-Wiederaufbaufonds handelt auch der Schweizer Franken schwächer gegenüber dem Euro. Falls die EU-spezifischen politischen Risiken weiterhin abnehmen und die globale Erholung andauert, dürfte dieser Trend anhalten. Wir erwarten einen Euro-Franken-Kurs von 1.11 in drei und 1.15 in zwölf Monaten. Sollte der Schweizer Franken entgegen dieser Prognose wieder unter Aufwertungsdruck geraten, würde die SNB den Kurs mittels Deviseninterventionen stützen.
Der Euro wertet gegenüber dem Schweizer Franken auf
Letzter Datenpunkt: 15.6.2020
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Aktien: mit Schweizer Aktien gut positioniert
Angesichts der wirtschaftlichen Erholung haben konjunktursensitive Aktien Potenzial. Die zuvor negative Sicht auf Industriewerte wurde neutralisiert, ausserdem schätzen wir deutsche Aktien neu als attraktiv ein. Gleichzeitig ist eine gewisse Stabilität im weiterhin unsicheren Marktumfeld wichtig, weshalb insbesondere Schweizer Aktien und auch Gesundheitswerte nach wie vor interessant sind.
Schweizer Aktien halten sich in Krisen vergleichsweise gut
Letzter Datenpunkt: 15.6.2020
Quelle: Refinitiv, Credit Suisse
Rohstoffe: Öl dürfte eine Pause einlegen
Die Preise zyklischer Rohstoffe haben sich etwas erholt, allen voran der Ölpreis. Nun scheint eine Pause wahrscheinlich, da der Lagerüberhang nach wie vor recht gross ist. Weitere Produktionskürzungen sollten bei dessen Abbau helfen. Wie rasch die Nachfrage anzieht, bleibt aber unsicher. Auch wenn Gold etwas an Schwung verloren hat, behauptet es sich dank der tiefen Realzinsen gut. Ein – derzeit noch unwahrscheinlicher – Inflationsanstieg und ein schwächerer US-Dollar würden dem Goldpreis zusätzlich Auftrieb verleihen.
Ölpreis erholt sich rapide nach dem Absturz
Letzter Datenpunkt: 15.6.2020
Quelle: Bloomberg, Credit Suisse
Immobilien: COVID-19 belastet Mietwohnungsnachfrage
Auch der Mietwohnungsmarkt kann sich der Corona-Krise nicht entziehen. Durch die temporäre Einschränkung der Zuwanderung und die Eintrübung der Konsumentenstimmung sowie des Arbeitsmarkts ist für 2020 mit einem deutlichen Rückgang der jährlichen Zusatznachfrage um rund 8000 Wohnungen zu rechnen. Damit dürfte sich das Wachstum der Leerstände wieder beschleunigen – mittlerweile stehen schätzungsweise 2,9 Prozent der Mietwohnungen leer. Ausserhalb der Zentren ist deshalb mit einem steigenden Abwärtsdruck auf die Mieten zu rechnen.
Nachfrage nach Mietwohnungen bricht vorübergehend ein
Letzter Datenpunkt: 2019: Schätzung, 2020/2021: Prognose
Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse