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Anlegen im Dezember: Unsere Einschätzungen in Kürze

Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Schweizer Aktien dürften tendenziell weniger gesucht sein. Weiterhin gut bewertet sind Schwellenländeranlagen.

Unverändert positive Sicht auf Schwellenländer

Vor dem Hintergrund weiterhin recht stabiler globaler makroökonomischer Fundamentaldaten sehen wir Aktien als weiterhin attraktiv bewertet. Sollte sich die Anlegerstimmung aufhellen, würden tendenziell die traditionell defensiven Schweizer Aktien weniger gesucht sein. Hingegen sollten in diesem Szenario Schwellenländerwerte eine gute Performance erzielen.

Wir halten deshalb und im Hinblick auf die Unterbewertung diverser Währungen an der Übergewichtung dieses Segments fest. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die zunehmende Normalisierung der Geldpolitik Investment-Grade-Unternehmensanleihen weiter unter Druck setzt, weshalb wir diese auf «Underperform» setzen. Unsere Präferenz für Rohstoffe bleibt bestehen.

Konjunktur: Automobilsektor bremst Weltwirtschaft

Die globale Industrieproduktion hat sich jüngst abgeschwächt. Hauptgrund dafür ist die Schwäche im Automobilsektor. In Europa mussten Hersteller wegen neuer Abgastests die Produktion vorübergehend einstellen, und in Japan gab es Produktionsstopps aufgrund von Erdbeben und Stürmen. Ein Teil der Schwäche ist demnach vorübergehend. Hingegen ist die Bremskraft des Handelsstreits bislang begrenzt. Die weltweiten Exporte entwickeln sich jedenfalls so, wie sie konjunkturell zu erwarten wären.

Die Schweizer Industrie hat jüngst ebenfalls an Dynamik eingebüsst. Die hiesige Wachstumsverlangsamung dürfte auch eine Folge des Stillstands in der deutschen Automobilindustrie sein. Mehr als 300 Unternehmen mit rund 24’000 Arbeitsplätzen stellen hierzulande Teile für den Automobilbau her, und davon sind laut einer Schätzung der Universität Zürich rund drei Viertel eng mit Deutschland verwoben. Nach Deutschland wird denn auch mehr exportiert als nach China und beinahe so viel wie in die USA.

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Handelsdurchdringung nahm nachfragebedingt ab

Quelle: Weltbank, Credit Suisse

Zinsen: Leitzinsen bleiben in Europa negativ

Die US-Notenbank (Fed) dürfte im Dezember den Leitzins weiter anheben – dies wäre die neunte Anhebung um 0.25 Prozent seit Dezember 2015. Und 2019 sind weitere Zinsschritte in den USA zu erwarten.

Demgegenüber halten die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Leitzinsen vorerst unverändert. Wir erwarten die ersten Zinsschritte jeweils im Herbst 2019. Schliesslich sind die politischen Unsicherheiten hoch und die Preisstabilität scheint weder in der Schweiz noch in Europa gefährdet zu sein.

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Fed hebt Leitzins wiederholt an

Quelle: Datastream

Währungen: Euro-Franken-Kurs bewegt sich insgesamt seitwärts

Nach der Aufwertung des Schweizer Franken im Sommer machte die SNB klar, dass die Aufwertung möglicherweise zu weit gegangen war. Mit Blick auf die anhaltenden politischen Risiken in der Eurozone könnte der Schweizer Franken zumindest phasenweise unter Aufwertungsdruck geraten.

Umgekehrt würden bessere Wirtschaftsdaten dem Euro Auftrieb geben. Die Risiken für das Währungspaar Euro/Franken scheinen somit auf den aktuellen Niveaus ausgewogen. Unser Ausblick für den Euro-Franken-Kurs über die nächsten drei Monate ist bei 1.14.

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Bessere Wirtschaftsdaten dürften das Währungspaar Euro/Franken unterstützen

Quelle: Datastream, Credit Suisse

Aktien: Schweizer Small und Mid Caps sollten aufholen

Die Bewertung des Schweizer Aktienmarktes scheint im Vergleich zu denjenigen seiner Pendants im Ausland nicht mehr übermässig attraktiv zu sein, war doch die Preiskorrektur hierzulande vergleichsweise schwächer.

Höhere Kosten für eine Währungsabsicherung dürften zudem die Gewinne der Schweizer Exportunternehmen schmälern. In Anbetracht der nach wie vor vergleichsweise soliden Wirtschaftslage in der Schweiz gehen wir davon aus, dass insbesondere binnenorientierte Small- und Mid-Cap-Unternehmen zulegen werden.

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Bewertung der Schweizer Small und Mid Caps ist attraktiv

Quelle: FactSet, Credit Suisse

Rohstoffe: Erneut unter Druck

Nach einer kurzen Erholungsphase kamen die Rohstoffpreise, allen voran Öl, erneut unter Druck. Eine weniger strikte US-Sanktionsimplementierung, saisonale Schwäche und eine steigende OPEC-Produktion spielten dabei eine Rolle. Die Preiskorrekturen scheinen unseres Erachtens aber zunehmend übertrieben und eine Erholung deshalb wahrscheinlich. Sollte sich die Konjunktur 2019 stärker als erwartet abkühlen, könnte ein neuerlicher Lageraufbau die Preise belasten. Gold präsentierte sich in jüngster Zeit etwas robuster, die anhaltende US-Dollar-Stärke bleibt aber eine Hürde.

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Rohölpreise unter Druck, Volatilität steigt

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse

Immobilien: Preise sind bei Wohneigentum fast überall im Plus

Das Preiswachstum bei Wohneigentum hält an, hat aber jüngst wie erwartet etwas an Dynamik verloren. Insgesamt resultierte im 3. Quartal 2018 im Vorjahresvergleich ein Plus von 3 Prozent (Eigentumswohnungen: +2.4 Prozent, Einfamilienhäuser: +3.3 Prozent). Das stärkste Preiswachstum verzeichnen derzeit die Zentralschweiz sowie weite Teile der Westschweiz. Von einer raschen Trendwende ist nicht auszugehen, da die Konjunktur und die Beschäftigung weiterhin robust sind und die Zinsen tief bleiben.

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Sinkende Preise fast ausschliesslich im Wallis und Tessin

Quelle Baublatt, Credit Suisse, Geostat