Trends im Hausbau: Diese Trends dominieren den Immobilienbau
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«50 Prozent unserer Neubauten sind mit Fingerprint-Türöffnung ausgestattet»

Einen schönen Garten und ein «smartes» Zuhause – das wünschen sich die Schweizer und Schweizerinnen, sagt Corrado Palermo, Geschäftsführer und Inhaber der Unica Architektur AG. Im Interview spricht er über die Trends im Hausbau und erklärt, woher diese Wohntrends kommen.

Konstruieren Sie viele Einfamilienhäuser oder werden heutzutage vermehrt ganze Wohnblöcke gebaut?

Corrado Palermo*: Das Bedürfnis nach Einfamilienhäusern ist nach wie vor ungebrochen. Wir beobachten hier insbesondere zwei Trendextreme: Einerseits ist es erwünscht, kleiner und preisbewusster zu bauen. Andererseits wird in der oberen Vermögensklasse immer grösser und luxuriöser geplant. Da sich das Bauland verknappt, wird vermehrt auch um- und angebaut, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Welche Tendenz zeigt sich bei der Hausform – unabhängig davon, ob gross oder klein gebaut wird?

Puristisch: Schlicht. Flachdach. Schnörkellos.

Sie haben es gesagt: Wer es vermag, möchte gross bauen. Was heisst das in der Umsetzung?

Die Nachfrage nach einem grösseren Aussenbereich ist gestiegen. Kunden möchten einen schönen Garten mit immergrünen Pflanzen und einem grossen gedeckten Sitzplatz. Gefragt sind auch fix verbaute funktionelle Möbelstücke wie ein Naturofen. Der Innenbereich wird dafür kleiner und schlichter gehalten.

Ist der Pool noch in?

Ja, erst recht, seit die Sommer in der Schweiz wärmer geworden sind. Gleichzeitig wird aber viel Wert auf die Gestaltung eines natürlichen Aussenbereichs gelegt. Beispielsweise ist Naturstein statt Betonplatten im Kommen. Jene, die das Budget aufbringen, möchten gross, aber auch nachhaltig bauen.

Ich denke, dass sich das Smart Home zum Standard entwickeln wird.

Corrado Palermo, Inhaber der Unica Architektur AG

Stichwort Nachhaltigkeit: In den Medien ist energieeffizientes Bauen ein grosses Thema. Stimmt das mit der Nachfrage überein?

Ja und nein. Beliebt sind Bauten mit Fotovoltaik, um Strom zu erzeugen. Die Schweiz hinkt zwar im Vergleich zum Ausland noch hinterher, die Nachfrage steigt aber. Wir bauen hingegen nicht viele Minergie-Häuser. Die Mustervorschriften für den Hausbau sind bereits so effizient und den Minergie-Standards sehr ähnlich, dass sich viele Kunden dagegen entscheiden.

Auch von «Smart Home» liest und hört man immer mehr. Planen Sie vermehrt Gebäude mit digitalen Steuerungssystemen?

Smart Homes sind tatsächlich sehr gefragt, insbesondere in der oberen Preisklasse. Allerdings planen wir bereits jedes Haus mit den nötigen Voraussetzungen für zukünftige Applikationen eines Smart Home. Am häufigsten gewünscht wird die externe Steuerung von Licht und Storen via App. Einerseits ist das bequem. Ich kann vom Bett aus die Storen bedienen und das Licht löschen. Andererseits dient es der Sicherheit. Denn es ist auch möglich, ein Ferienszenario zu programmieren, bei dem die Bewegung der Storen und des Lichts Anwesenheit simulieren.

Sie sagen, Sie entwerfen bereits jedes Haus mit möglichen Erweiterungen. Sehen Sie das Smart Home dennoch als Luxustrend oder schon bald als Standard für Neubauten?

Aufgrund der zunehmend digitalisierten Welt denke ich, dass sich das Smart Home zum Standard entwickeln wird. Jedoch wird sich dabei eher eine «smarte» Ausführung durchsetzen. Damit meine ich eine Variante, die sich auch die untere oder mittlere Preisklasse leisten kann.

Welche Applikationen eines Smart Home würden Sie auch bei tieferem Budget unbedingt empfehlen?

Sicherheitselemente wie Bewegungssensoren oder Kamerasysteme. Sie ermöglichen es, das Zuhause in den Ferien via Smartphone zu überwachen. Auch Sensoren für Feuer oder Wasser und die Kontrolle der Energieeffizienz erachte ich als sinnvolle Smart-Home-Applikationen. Oder Fingerprint-Türöffnungen: 50 Prozent unserer Neubauten sind mit einer solchen Funktion versehen.

Wir haben nun viel über die Trends im Hausbau an sich gesprochen. Erkennen Sie auch Tendenzen bei der Wohnform?

Schweizer Familien sind zunehmend an Mehrgenerationenhäusern interessiert, in denen nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch noch die Grosseltern zusammenleben. Manchmal bleiben auch erwachsene Kinder im Elternhaus wohnen, beispielsweise in einem eigenen Studio. Diese Form des Zusammenlebens kennt man eigentlich eher aus südlichen Ländern.

Wie wirkt sich dieser Trend auf den Hausbau aus?

Ein Generationenhaus wird meist über mehrere Etagen gebaut. Die einzelnen Wohnungen verfügen jeweils über einen separaten Eingang und sind so eigenständige Einheiten. Manchmal bauen wir auch Zweifamilienhäuser mit den nötigen Voraussetzungen, um diese später in ein Einfamilienhaus umzuwandeln – oder umgekehrt. Leichtbauwände und versetzbare Türen ermöglichen höchste Flexibilität. Zunehmend sehen wir Einliegerhäuser statt Einliegerwohnungen. Dabei wird ein Kleinhaus in den eigenen Garten gebaut.

Für den Mittelstand ist es schwieriger geworden, sich ein Eigenheim zu leisten.

Corrado Palermo, Inhaber der Unica Architektur AG

Das Generationenhaus stammt aus dem Süden – wo sehen Sie sonst die Ursprünge aktueller Trends im Hausbau?

Der neue Fokus auf den Aussenbereich ist wohl auf den Klimawandel und die wärmeren Monate in der Schweiz zurückzuführen. Auch Eindrücke aus dem Ausland nehmen Einfluss auf die Wünsche der Kunden. Die Verknappung des Baulands und die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt führen dazu, dass durchschnittlich verdienende Personen kleiner bauen. Für den Mittelstand ist es grundsätzlich schwieriger geworden, sich ein Eigenheim zu leisten.

Sie selbst sind Italiener. Wie spiegelt sich das in Ihrer Arbeit wider?

Ich bin oft in Italien und versuche, in meinen Bauten Inspirationen von dort zu verarbeiten. Persönlich bin ich ein grosser Fan von Outdoorküchen und ermuntere unsere Kunden dazu, voll funktionsfähige Küchen draussen zu bauen. Ebenso wirkt sich meine Kreativität auf meine Arbeit aus. Ich bin leidenschaftlicher Musiker und schreibe selber Musik. Ich kann mich auf ein gutes Team verlassen, das an meinen Ideen herumtüftelt und diese realisierbar macht.

Zum Schluss: Was war die verrückteste Idee, die Sie als Architekt umsetzen durften?

Es gibt für mich keine wirklich verrückten Ideen. Für einen Kunden haben wir im Haus integriert ein Kino gebaut. Und dieses war relativ gross mit etwa 30 Sitzplätzen. Ein anderer Kunde wünschte sich in seinem Einfamilienhaus ein Badezimmer mit einer TV-Anlage, inklusive Surroundsystem und drei Bildschirmen.

Spielen Sie mit dem Gedanken, ein Haus zu bauen?

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