Schweiz Press Release

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Global Wealth Report 2021: Globales Vermögenswachstum trotzt wirtschaftlichen Herausforderungen

Das Credit Suisse Research Institute veröffentlicht die zwölfte Ausgabe des jährlichen Global Wealth Report, die umfassendste und aktuellste Informationsquelle zum weltweiten Vermögen privater Haushalte


Der Vermögensaufbau zeigte sich im Jahr 2020 weitgehend immun gegenüber den weltweiten Herausforderungen im Zuge der von Regierungen und Zentralbanken eingeführten Massnahmen zur Minderung der wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19. Das weltweite Gesamtvermögen nahm um 7,4 % zu und das Vermögen pro Erwachsenem stieg um 6 % auf einen Höchstwert von USD 79’952. Grundsätzlich haben die am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder hinsichtlich des Vermögensaufbaus nicht schlechter abgeschnitten.

Die Pandemie hatte im ersten Quartal 2020 erhebliche kurzfristige Auswirkungen auf die globalen Märkte. Die Verfasser des Berichts gehen davon aus, dass zwischen Januar und März 2020 weltweit schätzungsweise USD 17,5 Bio. des weltweiten Gesamtvermögens privater Haushalte verloren gingen, was einem Rückgang von 4,4 % entspricht. Bis Ende Juni war dieser Rückgang grösstenteils aufgeholt. Überraschenderweise setzten die Aktienkurse in der zweiten Jahreshälfte 2020 ihren Aufwärtstrend fort und erreichten zum Jahresende Rekordwerte. Auch der Wohnungsmarkt profitierte vom vorherrschenden Optimismus, sodass die Hauspreise so stark stiegen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Als Ergebnis wuchs das weltweite Vermögen privater Haushalte im Jahresverlauf um USD 28,7 Bio.

Wichtigste Erkenntnisse im Überblick

  • Das weltweite Gesamtvermögen stieg bis zum Jahresende um USD 28,7 Bio. auf USD 418,3 Bio. Zum aktuellen US-Dollar-Kurs stieg das Gesamtvermögen um 7,4 % und das Vermögen pro Erwachsenem um 6,0 %. Die allgemeine Abwertung des US-Dollar trug jedoch mit 3,3 Prozentpunkten zum Wachstum bei. Bei gleichbleibenden Wechselkursen gegenüber dem Jahr 2019 wäre das Gesamtvermögen um 4,1 % und das Vermögen pro Erwachsenen um 2,7 % gewachsen.
  • Die Aufschlüsselung nach Regionen zeigt, dass das Gesamtvermögen in Nordamerika um USD 12,4 Bio. und in Europa um USD 9,2 Bio. gestiegen ist. Auf diese beiden Regionen entfiel der Grossteil der Vermögenszuwächse im Jahr 2020, wobei China weitere USD 4,2 Bio. und der asiatisch-pazifische Raum (ohne China und Indien) weitere USD 4,7 Bio. beisteuerte.
  • Indien und Lateinamerika verzeichneten im Jahr 2020 beide Vermögenseinbussen. Das Gesamtvermögen sank in Indien um USD 594 Mia. bzw. 4,4 %. Verstärkt wurde diese Abnahme durch Wechselkursabwertungen: Bei festen Wechselkursen hätte der Verlust 2,1 % betragen. Lateinamerika weist mit einem Rückgang des Gesamtvermögens um 11,4 % oder USD 1,2 Bio. die schlechteste Entwicklung auf.
  • Die Gesamtverschuldung stieg um 7,5 % – sie wäre wahrscheinlich noch deutlich höher ausgefallen, wenn die Haushalte nicht durch die Konsumeinschränkungen zum Sparen gezwungen gewesen wären. Die Gesamtverschuldung stieg in China und Europa merklich an, während sie in Afrika und in Lateinamerika selbst unter Berücksichtigung der Wechselkursabwertung zurückging.
  • Mitnahmeeffekte aus ungeplanten Ersparnissen und die vorherrschenden niedrigen Zinsen sorgten in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 für eine Belebung des Wohnungsmarkts. Dies schlug sich in einem überdurchschnittlich guten Jahr für Hausbesitzer in den meisten Ländern nieder.

Globales Vermögensniveau 2020 – abhängig vom individuellen Portfolio und Einkommen

  • Die Auswirkungen der Pandemie auf den Wohlstand unterscheiden sich in den einzelnen Bevölkerungsgruppen aufgrund von zwei Hauptfaktoren: Portfoliozusammensetzung und Einkommensschocks. Das Vermögen derjenigen Gruppen, die einen höheren Anteil an Aktien in ihrem Vermögen haben, zum Beispiel Personen im späten mittleren Alter, Männer und allgemein wohlhabendere Gruppen, schnitten tendenziell besser ab. In den meisten Märkten haben Hauseigentümer aufgrund steigender Immobilienpreise Kapitalgewinne erzielt.
  • Auch die Einkommensschocks unterschieden sich während der Pandemie deutlich. In vielen Ländern mit hohem Einkommen wurde der Verlust von Arbeits- oder Unternehmenseinkommen durch Soforthilfe und beschäftigungspolitische Massnahmen abgemildert. In Ländern ohne Einkommenshilfe waren gefährdete Gruppen wie Frauen, Minderheiten und junge Menschen besonders betroffen.
  • Weibliche Arbeitskräfte litten zu Beginn überdurchschnittlich unter der Pandemie. Dies weil sie vermehrt in hart betroffenen Branchen wie Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und personenbezogenen Dienstleistungen berufstätig sind. Die Erwerbsbeteiligung ging im Laufe des Jahres 2020 sowohl bei Männern als auch bei Frauen zurück. Das Ausmass des Rückgangs war jedoch ähnlich, zumindest in den meisten Industrieländern.

Vermögensverteilung 2020 – die Unterschiede bei Erwachsenen werden grösser
Die Vermögensunterschiede zwischen Erwachsenen haben im Jahr 2020 zugenommen. Die Zahl der Millionäre stieg weltweit um 5,2 Millionen auf 56,1 Millionen. Demzufolge benötigt ein Erwachsener heute mehr als USD 1 Mio., um zum weltweit reichsten 1 % zu gehören. Vor einem Jahr waren USD 988’103 notwendig, um zum obersten 1 % zu gehören. Somit ist 2020 das Jahr, in dem zum ersten Mal mehr als ein Prozent aller Erwachsenen weltweit nominal Dollar-Millionäre sind. Die Gruppe der sehr vermögenden Personen (UHNWIs) wuchs sogar noch schneller und verzeichnete einen Zuwachs von 24 % – die höchste Steigerungsrate seit 2003. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Personen mit einem Vermögen zwischen USD 10’000 und USD 100’000 am stärksten gestiegen und hat sich von 507 Millionen im Jahr 2000 auf 1,7 Milliarden Mitte 2020 mehr als verdreifacht. Dies erklärt sich durch den zunehmenden Wohlstand in den Schwellenländern, insbesondere in China, sowie die wachsende Mittelschicht in den Entwicklungsländern.

Vermögensausblick 2020 bis 2025 – weltweiter Zuwachs von beinahe 40 % erwartet
Das globale Vermögen wird Schätzungen zufolge in den nächsten fünf Jahren um 39 % zunehmen und im Jahr 2025 USD 583 Bio. erreichen. Auf Länder mit geringen bis mittleren Einkommen entfallen 42 % dieses Anstiegs, obwohl sie nur 33 % des aktuellen Vermögens ausmachen. Das Vermögen pro Erwachsenem wird voraussichtlich um 31 % steigen und die Marke von USD 100’000 überschreiten. Auch die Zahl der Millionäre wird in den kommenden fünf Jahren markant auf fast 84 Millionen steigen, bei den UHNWIs wird ein Zuwachs auf USD 344’000 erwartet.

Anthony Shorrocks, Ökonom und Verfasser des Berichts, hielt fest: «Die Pandemie sorgte zu Beginn für einen heftigen Einbruch der globalen Märkte, dieser Rückgang wurde jedoch bis Ende Juni 2020 grösstenteils aufgeholt. Wie wir im letzten Jahr feststellten, hat sich das globale Vermögen angesichts dieser Turbulenzen nicht nur stabil gehalten, sondern in der zweiten Jahreshälfte sogar rapide erhöht. Tatsächlich scheint die Vermögensbildung im Jahr 2020 völlig losgelöst von den aus der Pandemie resultierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Lässt man den Anstieg der Vermögenspreise beiseite, dann könnte das weltweite Vermögen privater Haushalte durchaus gesunken sein. In den unteren Vermögensbereichen, in denen das Finanzvermögen weniger ausgeprägt ist, stagnierte das Vermögen in der Regel oder war in vielen Fällen sogar rückläufig. Einige der zugrunde liegenden Faktoren können sich mit der Zeit selbst korrigieren. So werden die Zinsen irgendwann wieder steigen, was die Vermögenspreise dämpfen wird.»

Nannette Hechler-Fayd’herbe, Chief Investment Officer International Wealth Management und globale Leiterin Economics & Research bei der Credit Suisse, ergänzte: «Zweifellos haben die von den Regierungen ergriffenen Umverteilungsmassnahmen zur Unterstützung der am schwersten von der Pandemie betroffenen Privatpersonen und Unternehmen sowie die Reduzierung der Zinssätze durch die Zentralbanken eine globale Krise enormen Ausmasses erfolgreich verhindert.

Doch der Erfolg dieser Initiativen ist auch mit immensen Kosten verbunden. Die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt ist in vielen Ländern um 20 Prozentpunkte oder mehr gestiegen. Die grosszügigen Zuwendungen der öffentlichen Hand an private Haushalte haben dazu geführt, dass sich das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte relativ stabil zeigte und in manchen Ländern sogar zugenommen hat. In Anbetracht des eingeschränkten Konsums ist die Ersparnis der Haushalte stark angestiegen, was das Finanzvermögen der Haushalte erhöht und deren Schulden verringert hat. Die Zinssenkung seitens der Zentralbanken hat vermutlich den grössten Einfluss. Sie ist einer der Hauptgründe für den Anstieg der Aktienkurse und Hauspreise, der wiederum direkt in unsere Berechnungen des Haushaltsvermögens einfliesst.»


Den Global Wealth Report 2021 finden Sie unter:
https://www.credit-suisse.com/ch/de/about-us/research/research-institute.html