Frei verfügbares Einkommen: Wo Sie in der Schweiz günstig wohnen
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Günstig wohnen? Wo Sie in der Schweiz am meisten Einkommen zur freien Verfügung haben. 

Günstig wohnen in der Schweiz? Das geht. Die neue Studie der Credit Suisse erläutert die fünf wichtigsten Faktoren zur Wohnattraktivität und zeigt, in welchen Kantonen und Gemeinden das frei verfügbare Einkommen am höchsten ist.

RDI-Indikator verrät, wo Schweizer günstig wohnen

Die Wahl des «richtigen» Wohnorts gehört für viele zu den wichtigsten Entscheiden im Leben. Die Selektionskriterien sind vielfältig: Neben Wohnlage, Infrastrukturangebot, Verfügbarkeit passender Wohnobjekte, emotionalen Kriterien und persönlicher Vernetzung spielen in der Regel auch finanzielle Faktoren eine zentrale Rolle.

Der von der Credit Suisse entwickelte RDI-Indikator (Regional Disposable Income) bewertet die finanzielle Wohnattraktivität der Schweizer Kantone und Gemeinden anhand quantitativer Evidenz. Basis ist das geschätzte frei verfügbare Einkommen von mehr als 120’000 Beispielshaushalten pro Wohnort. Die Studie bietet demnach eine Antwort auf folgende Frage: Wie viel Haushaltseinkommen bleibt am jeweiligen Wohnort nach Abzug der obligatorischen Abgaben und der Fixkosten für den freien Konsum oder zum Sparen übrig? Oder kurz gefragt: Wo lebt es sich am günstigsten?

Frei verfügbares Einkommen: Berechnung

Berechnung des frei verfügbaren Einkommens 

Schematische Darstellung des Budgets eines Beispielhaushalts (Ehepaar mit zwei Kindern im Vorschulalter, die zwei Tage pro Woche eine Kindertagesstätte besuchen)

Quelle: Credit Suisse

Die fünf wichtigsten Faktoren zur Wohnattraktivität

Aufgrund des schweizerischen Finanzföderalismus und infolge lokal unterschiedlicher Marktstrukturen weisen die obligatorischen Ausgaben und Fixkosten grosse regionale Differenzen auf. Folgend werden fünf Faktoren vorgestellt, welche die finanzielle Attraktivität eines Wohnorts massgeblich beeinflussen.

1. Steuerlast: Umzug kann die Steuern teils erheblich reduzieren.

Mit fast 12 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens stellen die Einkommens- und Vermögenssteuer einen der grössten Posten der Haushaltsausgaben dar. Dies geht aus der Haushaltsbudgeterhebung des Bundesamts für Statistik für die Periode 2015–2017 hervor. Aufgrund der föderalistischen Staatsstruktur bestehen in der Steuerbelastung jedoch erhebliche regionale Unterschiede.

Im kantonalen Steuerbelastungsranking der Credit Suisse 2020 steht als attraktivster Kanton Zug an der Spitze. Auf den folgenden Plätzen liegen Nidwalden und der Kanton Uri. Hingegen weist die Westschweiz, bis auf Genf, überdurchschnittlich hohe Steuersätze auf. Auch innerhalb von Kantonen unterscheidet sich die Steuerbelastung oft deutlich.

2. Wohnkosten: hohe Kosten in Zentren und Tourismusregionen

Neben Steuern stellen auch Wohnkosten für den Grossteil der Schweizer Haushalte eine bedeutende Ausgabenkomponente dar. Im Durchschnitt betragen sie gut ein Zehntel des Haushaltsbudgets, wie die Daten der Haushaltsbudgeterhebung von 2015–2017 zeigen. Bei Haushalten mit geringem Einkommen kann der Anteil jedoch auch deutlich höher liegen.

Die Ausgaben für das eigene Zuhause hängen vom Wohntyp ab. Dank tiefer Hypo-thekenzinsen ist der laufende finanzielle Aufwand eines Eigentumsobjekts seit Jahren tiefer als für die Miete eines vergleichbaren Objekts. Einen noch stärkeren Einfluss auf die Höhe der Wohnkosten hat die Wohnregion. Besonders in den Zentren und Agglomerationen sowie in den steuerlich attraktiven und touristischen Regionen sind die Wohnausgaben höher als in den übrigen Gebieten.

3. Mobilitätskosten: Steuerabzüge erhöhen Pendlerbereitschaft

Die Schweizer sind ein Volk von Pendlern. Rund 70 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten ausserhalb ihrer Wohngemeinde und knapp 20 Prozent passieren auf ihrem Arbeitsweg mindestens eine Kantonsgrenze. Die Kosten für die berufsbedingte Mobilität hängen im Wesentlichen von der Strecke des Arbeitswegs und dem dafür gewählten Verkehrsmittel ab. Mehr als die Hälfte der Berufspendler nutzt für den Arbeitsweg das Auto, rund ein Drittel fährt mit dem öffentlichen Verkehr.

Da berufsbedingte Mobilitätskosten teilweise vom steuerbaren Einkommen abziehbar sind, steigt der finanzielle Anreiz, längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen. Ohne definierte Obergrenze sind Pendlerabzüge je nach Wohnkanton und Pendlerstrecke von über 30’000 Franken möglich. Auch die Verkehrssteuern auf Motorfahrzeuge unterscheiden sich kantonal. Viele Kantone gewähren verbilligte Steuersätze für Elektroautos – oder befreien Besitzer sogar komplett von der Verkehrssteuer.

4. Krankenversicherung: Stadt-Land-Gefälle bei den obligatorischen Krankenkassen

Krankenkassenprämien stellen einen der grössten obligatorischen Ausgabenposten für Haushalte dar. Steigende Lebenserwartung und höherer Wohlstand führten in den vergangenen Jahren zu einem kontinuierlichen Anstieg dieses Budgetpostens. Doch die gesamtschweizerische Durchschnittsprämie sagt nicht viel über die tatsächliche Prämienhöhe eines Haushalts aus, da die jährliche Krankenkassenprämie je nach Wohnort stark variieren kann.

Diese regionalen Unterschiede können erheblich sein: Im Extremfall zahlt ein Erwachsener in Appenzell Innerrhoden eine über 3’000 Franken tiefere Prämie als in Basel-Stadt. Zusätzlich zu den Abweichungen bei den Grundprämien führen Unterschiede bei den individuellen Prämienverbilligungen dazu, dass die tatsächlichen Nettoprämien besonders bei einkommensschwachen Haushalten regional stark unterschiedlich ausfallen.

5.    Kinderbetreuungskosten und Familienzulagen: grosse kantonale Unterschiede

Für berufstätige Eltern stellt die familienergänzende Kinderbetreuung oft einen grossen Budgetposten dar. Die Tarife der Betreuungseinrichtungen und die Subventionspraxis von Kantonen und Gemeinden sind aber regional sehr heterogen. Eine Familie mit mittlerem Einkommen zahlt für die Betreuung in der Kita je nach Wohnort bis zu fünfmal mehr.

Auch die familienspezifischen Steuereinsparungen für Drittbetreuungskosten und die Kinderabzüge fallen von Kanton zu Kanton unterschiedlich hoch aus. Schliesslich haben Eltern auch Anspruch auf Familienzulagen. Während mehrere Kantone an den Mindestsätzen gemäss Bundesgesetz festhalten, gewähren andere höhere Zulagen. Bezieht man alle Parameter mit ein, weist der Kanton Wallis für Familien die höchste finanzielle Wohnattraktivität auf.

Fazit: Appenzell Innerrhoden an der Spitze des Rankings

Der Durchschnittshaushalt lebt im Kanton Appenzell Innerrhoden am günstigsten, gefolgt von Uri und Glarus. Mit geringen Wohnkosten, einer attraktiven Belastung durch Steuern und weiteren Ausgaben präsentieren sich die drei Kantone aus finanzieller Sicht am attraktivsten. Das Mittelfeld besteht aus einer Reihe unterschiedlich positionierter Kantone mit ländlichem oder suburbanem Charakter.

Am Ende der Skala positionieren sich die städtisch geprägten Kantone Genf und Basel-Stadt. Hohe Wohnkosten gepaart mit einer überdurchschnittlichen Belastung durch Steuern und Krankenkassenprämien machen das Leben an diesen Orten für Durchschnittshaushalte teuer.

Finanzielle Wohnattraktivität der Schweizer Kantone

Finanzielle Wohnattraktivität der Schweizer Kantone 

Synthetischer Indikator, CH = 0, unter Berücksichtigung der Kosten für berufsbedingte Mobilität sowie familienergänzende Kinderbetreuung, 2021

Quelle: Credit Suisse

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