Anlegen im November: Unsere Einschätzungen in Kürze
Die Sicht der Credit Suisse auf die kurz- bis mittelfristige Entwicklung der Wirtschaft und Finanzmärkte und die Implikationen für Anleger. Nicht zuletzt aufgrund der zweiten Pandemiewelle ist die Konjunkturerholung derzeit mit Risiken behaftet. Es bieten sich aber dennoch Renditechancen an. Aktien in zyklischen Branchen sind für Schweizer Anleger derzeit besonders attraktiv.
Deutsche und chinesische Aktien bieten attraktive Renditechancen
Während die Corona-Fallzahlen in Europa steigen und neue Einschränkungen drohen, führt in den USA die Polarisierung um die Präsidentschaftswahl zu einem hohen Grad an Unsicherheit. Die Folge könnten volatile Marktbewegungen sein. Deshalb empfehlen wir vorerst, die Aktienallokation auf dem strategischen Niveau zu belassen. Um trotzdem von der anhaltenden Konjunkturerholung zu profitieren, empfehlen wir Schweizer Anlegern neben heimischen Titeln unter anderem deutsche und chinesische Aktien. Investment-Grade- und Schwellenländeranleihen in Hartwährung bieten ebenfalls noch ansprechende Renditen.
Konjunktur: Schweizer Exporte sind wieder auf Vorkrisenniveau
Das globale Bruttoninlandprodukt (BIP) dürfte 2020 infolge der Coronakrise um über 3.5 Prozent einbrechen. Für 2021 erwarten wir aber eine Zunahme um etwa 4.0 Prozent, womit das Vorkrisenniveau Ende 2021 wieder erreicht würde. Dieses moderat optimistische Szenario enthält jedoch Risiken: In Europa gefährdet eine zweite Infektionswelle die Erholung im Dienstleistungssektor, in den USA würden Beschäftigung und Konsum ohne die baldige Verabschiedung eines Fiskalpakets leiden.
Schweizer Exporte reflektierten im Sommer die dynamische Erholung in den wichtigsten Abnehmermärkten und stiegen im August insgesamt wieder auf ihr Vorkrisenniveau an. Während sich der Aussenhandel der chemisch-pharmazeutischen Industrie stark entwickelte, verlief die Erholung im Fahrzeugbau und bei den Uhren nur schleppend. Die erwartete Abschwächung des globalen Wachstums in den kommenden Monaten dürfte letztere Tendenz noch unterstreichen. Dies ist einer der Gründe, weshalb unsere Wachstumsprognose für 2021 verhalten ist.
Zinsen: SNB hält an ihrem bisherigen Kurs fest
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat an ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung Ende September beschlossen, ihren bisherigen Kurs unverändert beizubehalten. Der Leitzins bleibt bei –0.75 Prozent, und die SNB ist «in Anbetracht des anhaltend hoch bewerteten Schweizer Frankens nach wie vor bereit, verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren». Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die SNB die Interventionen in naher Zukunft massiv aufstocken wird, ausser der Schweizer Franken wertet wider Erwarten rasch gegenüber dem Euro auf.
Währungen: SNB limitiert Aufwertungsrisiko des Schweizer Franken
Während der ersten COVID-19-Pandemiewelle im März dieses Jahres kam der Schweizer Franken gegenüber dem Euro – wie meist in Krisenzeiten – unter Aufwertungsdruck. Die SNB konnte die Aufwertung jedoch durch gezielte Devisenkäufe limitieren. Nach Beendigung des Lockdowns verlor der Schweizer Franken wieder an Boden, und mittelfristig erwarten wir eine weitere leichte Stärkung des Euro/Schweizer Franken-Wechselkurses. Sollte sich die zweite Pandemiewelle jedoch verschärfen, ist mit erneutem Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu rechnen. Die SNB hat allerdings klargestellt, dass sie sich diesem Druck weiterhin widersetzen wird.
Aktien: Volatilität ist weiterhin erhöht
Aktien versprechen mittel- und langfristig weiterhin attraktive Renditen. Denn die wirtschaftliche Erholung sollte sich fortsetzen, und die Zentralbanken stützen die Märkte mit ihrer lockeren Geldpolitik. Schliesslich mangelt es an klaren Anlagealternativen. Kurzfristig stehen jedoch diverse Risiken im Vordergrund, unter anderem Ungewissheiten um die US-Wahlen sowie die erneut aufflammende Pandemie. Die Berichtssaison zum dritten Quartal trägt zu dieser Unsicherheit bei. Deshalb erwarten wir, dass die Volatilität an den Aktienmärkten vorerst erhöht bleibt.
Rohstoffe: Konsolidierungsphase hält weiter an
Die Rohstoffmärkte durchleben zurzeit eine volatile Konsolidierungsphase. Diese dürfte noch etwas anhalten, da sich die die Industrieproduktion jüngst wieder verlangsamt hat. Da sich die Konjunkturerholung im nächsten Jahr fortsetzen sollte, bleibt unser mittelfristiger Ausblick jedoch positiv. Die Ölpreise bleiben dank eingeschränkter Produktion gestützt und eine weitere Normalisierung der Lagerbestände wäre ebenfalls positiv. Wir sehen auch den Goldpreis höher, da ein möglicher Anstieg der Inflationserwartungen die Realzinsen weiter ins Negative drücken dürfte.
Immobilien: Anzahl leerer Mietwohnungen ist gestiegen
Die Leerwohnungsziffer (LWZ) ist per 1. Juni 2020 auf 1.72 Prozent gestiegen und erreicht damit den höchsten Stand seit 1998. Das strukturelle Überangebot in Teilen des Mietwohnungsmarkts hat sich sogar weiter ausgedehnt (LWZ: 2.75 Prozent). Die konjunkturellen Effekte der COVID-19-Pandemie und anhaltend tiefen Zinsen dürften dabei eine baldige Trendwende verhindern. Der Eigentumsmarkt (LWZ: 0.58 Prozent) sowie die Mietwohnungsmärkte der Zentren sind hingegen teilweise weiterhin von Knappheit geprägt.