Lara Dickenmann; Frauen-Nationalteam; Frauen-Fussball; Nationalmannschaft; Fussball; Nati
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«Ich gebe weiterhin alles»

Zehn Fragen an Lara Dickenmann, die «Credit Suisse Player of the Year 2018».

Lara Dickenmann; Frauen-Nationalteam; Frauen-Fussball; Nationalmannschaft; Fussball; Nati

Quelle: KEYSTONE - Walter Bieri

Sie wurden bereits zum achten Mal zur «Spielerin des Jahres» gewählt. Was macht die diesjährige Auszeichnung besonders?
Jede Auszeichnung ist besonders. Sie zeigen mir, dass ich mit meinen Leistungen der Mannschaft helfen konnte. Aber ganz ehrlich: noch lieber als diese Trophäe hätte ich die WM-Qualifikation schon im Sack. Da wartet nun eine knackige Barrage auf uns.

Mit Ausnahme von Ramona Bachmann, die den Award 2011 gewann, ging eine ganze Generation von guten Spielerinnen leer aus. Ist Ihnen das manchmal fast ein wenig peinlich? 
Ich habe tatsächlich ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Die beiden anderen Nominierten Lia Wälti und Ana-Maria Crnogorcevic hätten die Auszeichnung ebenso verdient. Vielleicht hatte ich dank meiner Tore bei der Publikumswahl die Nase vorne.

Sie sind jetzt 32 und scheinen immer besser zu werden. Was ist das Geheimnis Ihrer langen Karriere?
Ich habe das grosse Glück, dass ich von schweren Verletzungen verschont geblieben bin. Und weil ich vom Fussball besessen bin, finde ich immer wieder die Energie, an mir zu arbeiten. Ich trainiere jedes Jahr etwas mehr und lebe sicher gesünder als vor zehn Jahren.

Als Ihr Vater bei der Award-Verleihung gefragt wurde, was er Ihnen für die Zukunft wünscht, antwortete er: «Gesundheit». Steigt im Alter die Angst vor Verletzungen?
Angst habe ich nicht. Das wäre gefährlich. Wer ängstlich in Zweikämpfe geht, verletzt sich schneller. Aber ich trage meinem Körper sicher mehr Sorge. Ich schlafe mehr, tue mehr für die Prävention.

Sie haben vergangene Saison zwei weitere historische Rekorde aufgestellt. Mit 131 Spielen sind Sie die Rekord-Nationalspielerin, mit 52 Toren Rekordtorschützin. Welcher Rekord bedeutet Ihnen mehr? 
Beide gleich wenig. Ich bin einfach schon ewig dabei und dann ergeben sich solche Statistiken. Ich denke, dass die Rekorde schon bald einmal übertroffen werden. Ana-Maria Crnogorcevic ist eine heisse Kandidatin. Sie ist ein Jahr jünger als ich und kommt auch schon auf 51 Tore und 104 Länderspiele.

Welches Spiel werden Sie nie vergessen?
Sicher das allererste Länderspiel vor 16 Jahren gegen Frankreich, in dem mir auch gleich ein Tor gelang. Dann die beiden wichtigen Spiele gegen Island und Dänemark, die uns die erste WM-Qualifikation ermöglichten. Und natürlich das WM-Spiel gegen das Heimteam Kanada vor 53'000 Fans - obwohl wir unglücklich verloren.

Welches war das schönste Tor?
Das waren zwei Tore für Olympique Lyon in der Champions League. Eines war das entscheidende 2:0 im Finale von 2015. Noch cooler war der Führungstreffer im Viertelfinal 2011 gegen Zvezda Perm. Ich habe den Ball aus zwanzig Meter halbvolley ins rechte Lattenkreuz gejagt. Das war Schweizer Präzisionsarbeit.

Und welches Goal war das Wichtigste?
Das Wichtigste war völlig unspektakulär. Es war der Elfmeter gegen Dänemark zum 1:1, der uns einen wichtigen Punkt für die WM-Qualifikation sicherte. Ich nahm - nervös wie immer - Anlauf und habe geschaut, in welche Ecke die Torhüterin geht. Da sie keinen Wank machte, hatte ich leichtes Spiel.

Welche Ziele haben Sie als Fussballerin noch?
Ich möchte mit dem VfL Wolfsburg die Champions League gewinnen, letzte Saison sind wir im Finale gescheitert. Und mit dem Nationalteam möchte ich an die WM 2019 in Frankreich. Das wäre ein schöner Abschluss.

Wie oft gewinnen Sie diesen Award noch?
Vielleicht nie mehr. Aber ich gebe weiterhin alles.