Volatilität: Wie Rendite und Risiko davon beeinflusst werden
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Ist geringe Volatilität Risiko oder Chance für Anleger?

Solides Wirtschaftswachstum und niedrige Zinssätze haben dafür gesorgt, dass die Volatilität auf den Finanzmärkten einen der niedrigsten Stände seit mehreren Jahren erreicht hat. Ist die Volatilität nun endgültig «gebändigt» oder werden wir bald miterleben, wie das Volatilitätsniveau am Markt schrittweise wieder ansteigt? Und wie sieht es mit den Auswirkungen auf Renditen und Risiko aus?

Abgesehen von einigen kurzfristigen Turbulenzen ging es im Verlauf des vergangenen Jahres erstaunlich ruhig an den Finanzmärkten zu. Bis vor Kurzem folgten die Aktienmärkte einem stabilen Aufwärtstrend, das Wirtschaftswachstum war robust, die Inflation niedrig und viele Zentralbanken setzten ihre expansive Geldpolitik fort.

Das Ergebnis ist ein Mehrjahrestief der Volatilität am Markt. Der Volatilitätsindex VIX, ein wichtiger Massstab für die erwartete Renditevolatilität am US-Aktienmarkt, pendelte in diesem und im vergangenen Jahr um die Marke von 10 Prozent. Dies ist ein äusserst niedriger Wert im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt des VIX, der näher an einem jährlichen Volatilitätsniveau von 20 Prozent liegt.

Grossereignisse wie das Brexit-Referendum, die Wahl Donald Trumps im vergangenen Jahr sowie die kürzliche Verschärfung des Tonfalls zwischen den USA und Nordkorea sorgten zwar immer wieder für einen kurzfristigen Anstieg, doch die Volatilität sank stets wenig später wieder auf das vorherige niedrige Niveau.

Volatilität bewegt sich zyklisch

Unvorhersehbare Ereignisse, die für eine schlagartige Verschlechterung der Stimmung an der Börse sorgen und einen Anstieg der Risikoprämien und des impliziten Volatilitätsniveaus zur Folge haben, können jederzeit auftreten.

Es gibt jedoch fundamentale Faktoren, die für ein geringeres Volatilitätsniveau zu sorgen scheinen: Die Verfügbarkeit von Liquidität und die Fähigkeit von Unternehmen, Schocks zu absorbieren, haben einen wesentlichen Einfluss auf die langfristige Finanzmarktvolatilität. Die Zentralbanken werden voraussichtlich ihre expansive Geldpolitik beibehalten und die Unternehmen konnten ihre Liquiditätsquote verbessern.

Beide Faktoren sprechen dafür, dass das derzeitige niedrige Volatilitätsniveau, abgesehen von gelegentlichen kurzfristigen Ausschlägen, weiter Bestand haben wird. Eine allfällige, anhaltende Straffung der monetären Rahmenbedingungen würde jedoch allmählich zu einem sukzessiven, beständigeren Anstieg der Volatilität führen.

Ist geringe Volatilität nur die Ruhe vor dem Sturm?

Es stellt sich die Frage, ob im Falle der Rückkehr zu einer höheren Marktvolatilität die Wahrscheinlichkeit einer Wirtschaftskrise oder einer Marktkorrektur zunehmen würde. Ein kürzlich von Bloomberg veröffentlichter Artikel wirft die Frage auf, ob die mangelnde Volatilität als Ruhe vor dem Sturm interpretiert werden könnte. Es gibt historische Belege dafür, dass zwischen zwei Krisen Phasen niedriger Volatilität auftreten, so auch vor der Finanzmarktkrise von 2008.

Da der VIX allerdings die Unsicherheit an den Märkten widerspiegelt, ist es nur logisch, im Falle eines Umschwungs der Geldpolitik zu einer restriktiveren Haltung einen Anstieg der Volatilität zu erwarten. Dies insbesondere dann, wenn es den Zentralbanken nicht gelingt, diese Kursänderung überzeugend zu kommunizieren.

Eine solche Entwicklung allein bedeutet allerdings noch lange nicht, dass wir direkt in eine Krise steuern – vorausgesetzt, dass die langfristigen Faktoren, die ein Umfeld niedriger Volatilität begünstigen, bestehen bleiben. Zu diesen Faktoren zählen insbesondere die Verfügbarkeit von Liquidität, geringe Unternehmensverschuldung und die Fähigkeit von Unternehmen, ihre Schulden zu bedienen.

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VIX-Index unterschreitet deutlich den historischen Durchschnittswert

Letzter Datenpunkt: 24. August 2017.
Quelle: Datastream, Credit Suisse/IDC

Rendite und Risiko steigen linear zur Volatilität

Jede Anlageentscheidung ist sowohl mit Chancen als auch mit Risiken verbunden. Die Volatilität erfasst diese beiden Faktoren in einer standardisierten Masseinheit. Eine höhere Volatilität führt nicht nur zu einem Anstieg des Risikos, sondern auch zu einer Steigerung der Renditechancen. Somit erweitert sich das Spektrum der möglichen Resultate.

Viele Anleger fragen sich, ob sie zum jetzigen Zeitpunkt ihre Investitionen absichern oder den Schritt an den Markt wagen sollten. Obwohl das Volatilitätsniveau für einige Strategien Chancen beinhaltet, sollten langfristige Anleger in erster Linie darauf achten, zu jeder Zeit Anlagen zu halten. Dies hat einen einfachen Grund: Schlechtes Timing kann eine deutliche Verschlechterung der Renditen bedeuten – selbst über einen langfristigen Zeitraum von vierzehn Jahren.

Ein Beispiel zeigt, dass Anleger im Zeitraum zwischen 2003 und 2016 eine viel tiefere Rendite verzeichnet hätten, wenn sie die fünf besten Tage am Aktienmarkt nicht hätten nutzen können: Ein langfristiger Anleger, der vom 31. Dezember 2002 bis zum 31. Dezember 2016 vollständig in den STOXX Developed Markets 150 investiert war, hätte im Verlauf der 14 Jahre eine Rendite von rund 150 Prozent in US-Dollar erzielt. Hätte er nur die fünf besten Tage verpasst (zum Beispiel weil er kurz davor verkauft hätte), hätte seine Gesamtrendite nur noch 63 Prozent betragen.

Anlagechancen in einem Umfeld mit niedriger Volatilität

Das aktuelle Umfeld der unterdurchschnittlichen Finanzmarktvolatilität schafft interessante Chancen für Anleger. Diejenigen, die in den Markt einsteigen wollen, können von der geringen Volatilität durch den Kauf einer Kombination verschiedener Engagements mit Kurssteigerungspotenzial an den Aktienmärkten mit geringen Verlustrisiken profitieren. Dadurch wird das Portfolio in Zeiten höherer Volatilität stabilisiert oder teilweise abgesichert, während nach wie vor ein Kurssteigerungspotenzial besteht.

Für Anleger, die dennoch zögern, mit «Vollgas» in den Aktienmarkt einzusteigen, gibt es Strukturen, die einen systematischen, gestaffelten Markteintritt ermöglichen und Marktrückgänge ausnutzen. Sie ermöglichen den Aufbau von Positionen mit einer ausgewogenen Verteilung der Erstinvestition, während die Cash-Position attraktive Zinssätze bietet und der Anleger auf günstige Einstiegspunkte wartet.

Und schliesslich eröffnen Hedge-Fonds den Zugang zu Marktsegmenten, Strategien und Instrumenten, die aufgrund ihrer geringen Korrelation mit traditionellen Anlageklassen in den meisten Portfolios für eine Diversifizierung sorgen.